Codex Alera 06: Der erste Fürst
Nase aus und nickte steif. »Wie du wünschst.«
Tavi wandte sich wieder der Landkarte zu. »Lasst einmal sehen«, sagte er. »Die Vord siegen. Ein Marsch von zweitausend Meilen. Kein Nachschub. Zehn Monate, bis die Überlebenden ausgelöscht sind.« Er drehte sich zu den anderen um. »So steht es doch wohl. Noch Fragen?«
Das letzte Mitglied des Kriegsrats trug die blaurote Tunika eines Legionsburschen. Schütteres weißes Haar umwehte seine größtenteils kahle Schädeldecke und seine Augen waren wässrig, doch seine von Altersflecken bedeckten Hände zitterten nicht. »Äh, Hoheit?«
»Ja, Maestro Magnus?«
»Als De-Facto-Kommandant des Geheimdiensts halte ich es …« Er zuckte zögernd mit den Schultern. »… für durchaus angemessen, dass ich deine Informationsquelle kennen sollte.«
Er stieß diese letzten paar Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Tavi nickte nüchtern. »Ich verstehe, warum du den Eindruck hast.« Er sah sich in der restlichen Runde um. »Crassus und seine Ritter Aeris haben eine anständige Landestelle für uns gefunden. Wir werden erst mit den Legionen und Kriegern von Bord gehen und die Zivilisten an Land holen, sobald die Zeit es gestattet.« An Varg gewandt fuhr Tavi fort: »Wir werden uns schnell bewegen müssen. Ich werde tun, was ich kann, um dafür zu sorgen, dass deine Leute wo immer möglich Unterkunft finden.«
»Damit die Vord sie binnen weniger Tage übermannen?«, fragte Nasaug.
Mit einem unterdrückten tadelnden Knurren wandte Varg sich leicht seinem Sprössling zu. Dann sah er Tavi unverwandt an. »Sein Einwand ist stichhaltig.«
Tavi holte tief Luft und nickte. »Natürlich habt ihr Recht. Sie werden den Schutz der Stadtmauern brauchen.«
Max schüttelte mit ernster Miene den Kopf. »Das wird dem alten Vanorius gar nicht gefallen.«
»Gefallen muss es ihm auch gar nicht«, sagte Tavi unverblümt. »Er muss es nur tun.« Er hielt inne und fuhr in milderem Ton fort: »Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es ihn allzu sehr stören wird, eine mehrere tausend Mann starke Canimmiliz zu erhalten, die ihm bei der Verteidigung der Mauern hilft.«
Varg ließ ein fragendes Knurren vernehmen und legte den Kopf leicht schief.
Tavi musterte ihn ruhig. »Dachtest du, dass ich von dir erwarten würde, deine Zivilisten hier allein und ungeschützt zurückzulassen?«
»Und wenn wir euch einen Teil des Kämpfens abnehmen«, sagte Varg, »ist es für deine Leute nur umso besser.«
»Ihr seid nicht die Vord«, sagte Tavi schlicht. »Was zwischen uns steht, können wir später klären.«
Varg starrte ihn einen Moment lang an und neigte den Kopf dann leicht zu einer Seite. »Tavar«, grollte er und erhob sich. »Ich kümmere mich um die Vorbereitungen, die du vorgeschlagen hast.«
Tavi erwiderte die Verneigung nach Art der Canim und achtete darauf, genau dieselbe Dauer und denselben Grad wie Varg einzuhalten. »Das weiß ich zu schätzen, Kriegsführer. Guten Tag. Auch dir, Nasaug.«
»Tavar«, knurrte der jüngere Cane. Die beiden verließen die Kajüte und mussten sich geradezu zusammenfalten, um durch die Tür zu passen. Die anderen schienen das als Stichwort zu nehmen, sich ihren eigenen Pflichten zu widmen, und gingen auch einer nach dem anderen hinaus.
»Magnus«, sagte Tavi leise. »Warte noch.«
Der alte Kursor blieb stehen und sah sich nach Tavi um.
»Die Tür«, sagte Tavi.
Magnus schloss die Tür und wandte sich ihm zu. »Hoheit?«
»Es tut mir leid, dass ich dir vorhin über den Mund gefahren bin. Ich hoffe, ich habe dir dabei nicht alle Zähne ausgeschlagen?«
»Hoheit.« Magnus seufzte. »Das ist nicht der rechte Zeitpunkt für Scherze.«
»Ich weiß«, sagte Tavi ruhig. »Und ich brauche wirklich deine Hilfe. Meine Informationen sind … nicht vollständig. Wer auch immer für Fürst Vanorius spioniert, du musst mit ihm sprechen und herausfinden, wo genau Aquitanius sich aufhält und wie wir Verbindung mit ihm aufnehmen können.«
»Hoheit …«
»Ich kann es dir nicht sagen, Magnus«, sagte Tavi leise in gemessenem Ton. »Und ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Großvater dir nie all seine Quellen enthüllt hat.«
Magnus musterte Tavi ein paar Augenblicke lang nachdenklich. Dann neigte er den Kopf und sagte: »Sehr wohl, Hoheit.«
»Danke«, sagte Tavi. »Und noch etwas. Du siehst Marcus schon seit Wochen immer wieder schief an. Ich will wissen warum.«
Magnus schüttelte den Kopf. Nach einer Weile sagte er: »Ich bin mir
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