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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kaum allein anziehen. Ihr waren regelmäßig Wein und Aphrodin verabreicht worden. Ein schönes Kind, wirklich, aber man konnte es ihren Augen ansehen. Sie war geschädigt, und sie würde sich nicht erholen. Natürlich nahm der Princeps auch sie unter seinen Schutz. Aber sie wurde von Tag zu Tag aufgelöster und verzweifelter, als stünde ihre Welt auf dem Kopf. Sie wusste nicht, wo sie hingehörte oder was sie tun sollte. Als wir zurück nach Alera Imperia kamen, zitterte und schrie sie nur noch ununterbrochen.« Er schaute auf und sah Isana an. »Sie war Wasserwirkerin, eine sehr starke.«
    Isana sog scharf die Luft ein. »Aber … Das heißt ja, dass, als ihre Begabung gerade aufblühte …«
    Araris nickte. »Sie bekam genau das zu spüren, was diese Männer spürten, als sie sich an ihr vergriffen. Das arme Kind. Der Tod wäre gnädiger gewesen als das, was sie durchgemacht hat.« Er räusperte sich. »Sie hörte also einfach nicht auf, zu weinen und zu schreien – aber in einer Nacht tat sie es doch. Septimus schickte Miles hin, um nach ihr zu sehen – er himmelte sie schon an, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Er war nur ein oder zwei Jahre älter als sie. Miles befolgte den Befehl des Princeps und ertappte Aldrick mit dem Mädchen.«
    »Oh, bei den Krähen«, seufzte Isana.
    »Miles war eifersüchtig und zugleich zornig, dass Aldrick sie so benutzte – obwohl es dem Mädchen nichts auszumachen schien. Also forderte er Aldrick auf der Stelle zum Juris Macto heraus.«
    »Das berühmte Duell in Alera Imperia«, sagte Isana.
    Araris nickte. »Miles wäre dabei nur ums Leben gekommen, also habe ich ihn vor einen Wagen gestoßen. Da hat er sich die Knieverletzung zugezogen. Und ich habe seinen Platz beim Juris Macto eingenommen.«
    Isana sah stirnrunzelnd zu ihm hoch. »Warum?«
    »Weil das, was Aldrick da tat, falsch war, ganz gleich, ob es sie tröstete oder nicht.« Er schenkte ihr kurz ein mattes Lächeln. »Es gibt Dinge, über die man nicht einfach hinwegsehen kann.«
    Sie nickte langsam. »Fahr fort.«
    »Viel mehr gibt es da nicht zu sagen«, sagte Araris. »Ich habe Aldrick besiegt, konnte ihn aber nicht töten. Er gehörte zu den Singulares des Princeps und war für mich wie ein Bruder. Aber während er noch auf den Knien lag, baute Septimus sich vor ihm auf und hielt ihm vor der halben Hauptstadt eine Strafpredigt. Er verbannte ihn aus seinem Gefolge und stellte unmissverständlich klar, dass Aldrick ihm nicht mehr unter die Augen kommen sollte, wenn er am Leben bleiben wollte.«
    »Was ist geschehen?«
    »Nach dem, was Septimus gesagt hatte, hätte niemand in Alera Imperia ihm auch nur gestattet, umsonst als Tellerwäscher zu arbeiten. Also nahm er das Mädchen mit und ging.«
    »Odiana«, sagte Isana. Das Bild des großen, übellaunigen Aldrick und der mit sanften Rundungen ausgestatteten, dunkelhaarigen Frau, die man stets in seiner Gesellschaft antreffen konnte, trat vor ihr inneres Auge.
    Araris nickte. »Ich habe mich bemüht, freundlich zu ihr zu sein. Habe ihr beim Essen geholfen und ihr in einer kalten Nacht auf dem Weg in die Hauptstadt meine Decke geliehen. Ich nehme an, deshalb hat sie mir in der Zweiten Schlacht von Calderon geholfen. Aber danach dachte ich, dass es besser gewesen wäre, wenn ich gar nicht erst gegen ihn gekämpft hätte, als Miles sicher in einer Heilerwanne lag. Das Duell hat die ganze Sache allgemein bekannt gemacht, und Septimus hatte gar keine andere Wahl, als Aldrick so ungnädig wie nur möglich zu entlassen. Wenn ich die Sache anders angepackt hätte, wäre Aldrick vielleicht in der Ersten Schlacht von Calderon dabei gewesen. Vielleicht wäre dann vieles anders gekommen.«
    »Glaubst du das?«, fragte Isana.
    Araris lächelte schwach. »Ich weiß es nicht. Ich denke oft darüber nach, und auch darüber, was ich hätte anders machen können. Aber ich nehme an, das geht uns allen bei wichtigen Entscheidungen so.«
    Es klopfte an der Tür.
    »Aha«, sagte Isana, »das ist wohl die Eskorte aus dem Senat.« Sie lösten die Umarmung, und Isana strich sorgsam ihr Kleid glatt. »Wärst du bitte so freundlich, die Tür zu öffnen?«
    Araris nahm wieder tadellos militärische Haltung an und neigte den Kopf vor ihr. Dann ging er zur Tür, streckte die Hand aus …
    Und die Tür selbst flog unter dem Aufkreischen von reißendem Metall aus den Angeln, traf Araris an der Brust und schleuderte ihn durchs Zimmer, so dass er gegen die gegenüberliegende Wand

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