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Codex Alera 06: Der erste Fürst

Codex Alera 06: Der erste Fürst

Titel: Codex Alera 06: Der erste Fürst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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unfähig dazu waren, fügte ihnen gewaltige seelische Schmerzen zu.
    Isana spürte, wie sie begann, um sie zu weinen. Kalarus Brencis Minoris hatte diesen Männern die Züchtigungsringe angelegt. Nur er konnte sie befreien – und er war seit über einem halben Jahr tot. Sie konnten nie mehr befreit, nie geheilt, nie wieder ganz gemacht werden.
    Sie gab ihnen das stumme Versprechen, dass sie alles in ihrer Macht Stehende unternehmen würde, um sicherzustellen, dass keiner von ihnen als Sklave weiterleben würde. Selbst wenn sie sie mit eigenen Händen töten musste.
    Als sie ihr Bewusstsein weiterdrängte, spürte sie andere Menschen. Nicht alle von ihnen waren so entsetzlich verwirrt wie ihre Eskorte. In denen, die noch über ein größeres Maß an Vernunft verfügten, spukte ein ganz eigenes Entsetzen herum. Eine Angst, die so durchdringend und heftig war, dass sie praktisch ein Lebewesen darstellte, war in ihre Gedanken gezwängt worden und beherrschte ihre Entscheidungen völlig, als sei in ihren Kopf jeweils ein Wachhund gesetzt worden. Manche von ihnen ließen einen geringeren Grad von Entsetzen erkennen – und die Gefühle dieser Männer ließen Isana vor Abscheu erschauern. In ihnen waren die dunkleren Seiten der menschlichen Natur – das Verlangen nach Gewalt, Blut und Macht – zum Wachstum ermuntert worden und hatten ihre Gedanken wie wildwachsende Unkräuter überwuchert, die einen Garten verschlangen. Diese Männer waren nichts Geringeres als sterbliche Ungeheuer, Gräuel, die an einer geistigen Leine gehalten wurden.
    Und dann war da …
    Isana zögerte bei diesem letzten Eindruck, weil er so schwach war, und er erreichte sie als zitterndes Vibrieren, von dem sie kaum sicher wissen konnte, ob es keine Einbildung war. Sie konnte die Gegenwart … eines unschuldigen Herzens spüren , eines Herzens, das Gefühle mit der Reinheit, Tiefe und Leidenschaft eines kleinen Kindes empfand.
    Dann drang ein weiterer Schrei zu ihr, und der Eindruck von diesem Kind verschärfte sich schlagartig – und unter der schlichten Oberfläche lauerten fremdartige Regungen, die so sonderbar und anders waren, dass Isana sich völlig außerstande sah, eine von der anderen zu unterscheiden oder das jeweilige Gefühl mit einer zutreffenden Bezeichnung oder Beschreibung zu belegen. Sie waren kalt. Trocken. Als sie sich an sie drängten, fühlte Isana sich an die krabbelnden Beine des Hundertfüßers erinnert, der ihr einmal die Wade heraufgeklettert war.
    Voller Abscheu wurde ihr klar, dass das Wesen, das sie spürte, die Vordkönigin war.
    Ihre beiden Begleiter gingen in den Sinkflug über, und aufgrund der veränderten Druckverhältnisse knackte es ihr mehrfach in den Ohren.
    Ganz gleich, wohin ihre Entführer sie brachten, lange hatten sie nicht gebraucht – und anscheinend waren sie angekommen.
    Sie landeten holprig, und Isana wäre hingefallen, wenn die beiden Wachen sie nicht gestützt hätten. Sie wurde vorwärtsgestoßen, alle paar Schritte ein Stück mitgeschleift, und stolperte über eine leichte Erhebung im Boden, als hätte ihr Weg über einen flachen, wenige Zoll hohen Stein geführt.
    Aber statt steiniger Erde spürte sie einen Boden mit gummiartiger Spannung, der unter ihren Füßen leicht nachgab. Isana zwang sich, ruhig und stetig weiterzuatmen.
    Sie ging über das Kroatsch der Vord.
    Keiner ihrer Bewacher sprach, und die Oberfläche unter ihren Füßen machte ihre Schritte völlig lautlos. Gespenstische Laute erklangen, gedämpft von der Kapuze, in der Luft um sie herum. Klacken. Zwitschern. Einmal ertönte ein heulender Schrei, bei dem sich ihr die Nackenhaare aufstellten. Sehr schwach konnte sie ein dröhnendes Knallen, wie von fernem Donner, hören. Sie schluckte. Irgendwo in weiter Ferne waren die aleranischen Feuerwirker an die Arbeit gegangen und erfüllten den Himmel mit ihren Elementaren.
    Plötzlich ging es abwärts, und eine grobe Hand drückte ihren Kopf nach unten, so dass ihr Kinn auf ihre Brust traf. Sie stieß sich dennoch den Kopf an etwas, das sich wie ein Felsvorsprung anfühlte, und es brannte für einen Augenblick. Dann verklangen alle Geräusche, bis Stille herrschte, und das Atmen ihrer Entführer veränderte sich leicht. Sie mussten sie nach drinnen oder unter die Erde gebracht haben.
    Einer ihrer Bewacher stieß sie ruppig auf die Knie. Einen Moment später zog er die Kapuze ab, und Isana blinzelte, als plötzlich gedämpftes grünes Licht auf ihre Augen traf.
    Sie waren in einer

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