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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Konrad, ich meine Herrn Marx, den Gärtner, auf dem Gewissen.«
    Vor ihnen tauchte Kay zwischen den Büschen auf, verschwand im Kutscherhaus und kam gleich darauf mit einer Kehrschaufel wieder ins Freie.
    »Darf ich?« Sie deutete zu den Büschen zwischen dem Kutscherhaus und der hohen Gartenmauer, wohin sie, ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand.
    Wenige Minuten später kam die Amerikanerin zurück und hielt die gefüllte Schaufel in Brusthöhe vor sich.
    »Ist es das, was ich befürchte?«, fragte Gabi und verzog das Gesicht.
    »Was gibt es da zu befürchten?« Kay legte die Stirn in Falten. »Meine Ermittlungen fangen meist da an, wo es für gewöhnliche Sterbliche eklig wird, aber hierin sehe ich noch nichts Ekliges.« Sie zeigte auf die Exkremente. »Das ist hundsgewöhnliche Scheiße.«
    »Hundescheiße?«, fragte Gabi.
    »Wenn sich der entsprechende Hund den Hintern abgewischt hat, dann ja«, sagte Walde mit einen Blick auf das Papier, das zwischen Exkrementen und Blättern steckte.
    »Ein sprechender Hund?«, wiederholte Kay.
    Gabis Handy klingelte. Sie wandte sich ab. Walde überlegte, was er mit Kays Fund anfangen sollte. Wie sollte er das der Spurensicherung erklären?
    Als habe sie Waldes Gedanken erraten, sagte Kay: »Ich helfe gern bei den Kollegen in der Technik aus.«
    »Für dich.« Gabi reichte Walde ihr Handy.
    »Warum hast du dein Handy nicht eingeschaltet?« Harrys Stimme war kaum gegen den Lärm im Hintergrund zu verstehen.
    »Sorry, hab ich vergessen, wo bist du?«
    »Im Präsidium. Ich hab eine interessante Info bekommen über einen Mann, der in den Felsen wohnt.«
    »Unser Mann von heute Morgen?«
    »Nein, aber vielleicht kann der uns weiterhelfen.«
    »Gut, ich komme mit. Hol mich bitte in der Kurie von Professor Adams ab und sag der Technik Bescheid, sie sollen einen Wagen vorbeischicken. Wir haben noch etwas im Garten des Domkapitulars gefunden, das untersucht werden müsste.«
     
    Zehn Minuten später betrat ein Techniker den Garten. »Ihre Kollegen erwarten Sie draußen.«
    »In Ordnung.« Walde wandte sich an Gabi. »Kannst du dich bitte weiter hier drum kümmern?«
    »Wo willst du hin?«, fragte Gabi.
    »Wieder in die Felsen, nichts für deine Schuhe.«
     
    Im Wagen hockten Harry und ein junger Mann auf der Rückbank. Grabbe saß wie ein Taxifahrer am Steuer.
    Er fuhr gleich los, als Walde eingestiegen war.
    »Das ist der Betreuer, auf Neudeutsch Streetworker, für die Trierer Nichtsess … Nichtsess … also für die …«, stotterte Harry.
    »Obdachlosen«, ergänzte Grabbe.
    »Na, ist ja auch egal.«
    Im Wagen roch es unangenehm nach Bier und Rauch. Walde ließ sein Fenster herunter. Toller Streetworker, dachte er, stinkt wie drei seiner Klienten.
    Sie fuhren hinter der Kaiser-Wilhelm-Brücke bergauf Richtung Bitburg.
    »Da vorn links rein«, dirigierte der Streetworker von der Rückbank.
    Die enge Straße verlief steil den Berg hinunter zu einem Bach mit einer schmalen Holzbrücke.
    »Von hier aus müssen wir zu Fuß weiter.«
    Der Weg mündete in einen dunklen Wald. Neben ihnen plätscherte ein Bach. Ein schriller Vogelschrei ließ Walde zusammenzucken. Überall raschelte es. Der Streetworker ging vorneweg, Walde und Grabbe folgten ihm. Harry war zurückgeblieben und pinkelte an einen Baum.
    »Wir sollten ab jetzt leise sein.« Nach einer kurzen Strecke bog der junge Mann in eine schmale Schlucht ein. Walde und Grabbe warteten, bis Harry zu ihnen aufgeschlossen hatte. Sie mussten auf dem winzigen Pfad hintereinander gehen. Links und rechts von ihnen stiegen felsige Hänge auf.
    Mit einem Mal war das Rascheln laut und anhaltend. Walde starrte ins Unterholz, konnte aber kein Tier flüchten sehen. Er schnupperte Rauch und wäre fast mit dem Mann vor ihm zusammengestoßen, der sich plötzlich umgedreht hatte.
    »Ich geh vor und rufe Sie, sobald ich mit Bruno gesprochen habe.« Der Streetworker stieg den Hang hinauf. Unter den Sohlen seiner bis über die Knöchel reichenden Schuhe rutschte Sand nach unten. Walde sah, wie der Mann sich auf zwei dunkle Punkte hoch oben im Fels zubewegte, die wie dicht zusammenstehende Augen eines Raubvogels wirkten.
    In den Rauchgeruch mischte sich der Duft von Gebratenem. Ein kühler, mit Nieselregen durchsetzter Wind wehte aus der Schlucht herauf. Hoch oben knackte es.
    »Scheiße.« Harry bückte sich und ging ein paar Schritte rückwärts. »Hier versinkt man ja im Schlamm.«
    Walde roch seine Bierfahne und flüsterte. »Was hast du denn

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