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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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gemacht?«
    »Was mit den anderen Nichtsess …, mit den Pennern getrunken.«
    »Wie bitte?«
    »Wie man’s macht ist es verkehrt.«
    »Nicht so laut!«, zischte Grabbe.
    Von oben wurde etwas Unverständliches gerufen.
    »Wir können hoch«, sagte Harry und versuchte, mit nach außen gestellten Füßen Halt in dem sandigen Hang zu finden.
    »Ich geh da nicht hoch«, sagte Grabbe.
    »Dann musst du hier unten bleiben.« Walde machte sich an den Aufstieg. Seine glatten Sohlen rutschten im Sand. Er krallte sich an Wurzeln und Gestrüpp fest. Endlich erreichte er einen Baum in halber Höhe, an den sich Harry keuchend lehnte. Unter sich hörten sie Gemurmel: »Hier komme ich niemals wieder runter.«
    Im letzten Stück war der Hang dermaßen steil, dass Walde nur noch auf allen vieren vorwärts kam. Er machte sich längst keine Gedanken mehr darüber, wie seine Hose in Kniehöhe aussah. Beim Abstieg würde es dem Hosenboden sicher nicht besser ergehen. Oben half Walde Grabbe über die Felskante, während ein zotteliger Hund an seiner Hose schnupperte.
    Walde schien es, als bewege er sich auf einen überdimensionalen und weit aufgerissenen Mund zu. Wie ein Zäpfchen am Schlund teilte eine Säule zwei dunkle Gänge hinter der roten Höhlung, in der ein Feuer zwischen aufgeschichteten Steinen brannte. Darauf standen ein Topf, unter dessen klapperndem Deckel Dampf hervorquoll und ein Rost mit brutzelnden Fischen. Auf dem Sandsteingewölbe zuckten Schatten.
    »Bruno, das sind die Polizisten, die hinter den Räubern aus der Domschatzkammer her sind.«
    »Hab davon gehört.«
    Die Hitze des Feuers schlug Walde entgegen. Beißender Rauch drang ihm in die Augen. Er kniff sie zusammen und legte zum Schutz eine Hand darüber. Als er die Augen wieder öffnete, hatte der Wind gedreht. An seiner Jacke hing feine weiße Asche.
    Der Streetworker saß neben einem Mann, von dem Walde an den Konturen nur wahrnehmen konnte, dass er einen langen Bart trug. Walde rieb die mit Sand und Schlamm verklebten Hände aneinander, putzte die rechte an seiner Hose ab und streckte sie zur Begrüßung aus, woraufhin der Hund knurrte.
    »Der Hund ist friedlich, aber er lässt niemanden an Bruno ran«, warnte der Streetworker.
    Der Bärtige wendete die Fische, die er sicherlich unten im Bach oder in der Mosel gewildert hatte. Walde setzte sich auf die leicht schräg ansteigende Felswand neben den Streetworker. Harry und Grabbe nahmen ebenfalls Platz.
    »Einen Teil der Beute haben wir heute in der Hütte von Veit gefunden.«
    »Hab davon gehört.« Bruno starrte ins Feuer, ohne ein weiteres Wort zu sagen.
    Im Topf brodelte es leise, ganz in der Nähe gurrte eine Taube. Der Hund hatte sich auf den Boden gelegt und beobachtete Walde, der dem Spiel der Flammen zusah. Bruno hob mit einem langen Messer den Topfdeckel an und legte ihn auf einem Stapel krummer Äste ab. Dann stocherte er mit der Messerspitze im Topf.
    »Wollt ihr?« Er fischte eine Kartoffel heraus.
    Als der Streetworker nickte, ließen sich auch Walde und Grabbe eine dicke Pellkartoffel auf einem Brettchen geben.
    Nachdem der junge Mann mit dem Schälen fertig war, reichte er sein Schweizer Taschenmesser an Walde weiter. Bruno hatte bereits die erste Kartoffel gegessen und knabberte, vor jedem Bissen pustend, an einem gegrillten Fisch.
    Urplötzlich raschelte es über dem Felsen so laut, dass alle innehielten. Der Hund spitzte die Ohren.
    »Fisch?« Bruno hob einen mit dem Messer vom Rost. »Das wird ein Fuchs oder eine Ratte gewesen sein.«
    »Den teilen wir uns.« Der Streetworker ließ sich den Fisch, der herrlich duftete, auf sein Brettchen legen und hielt es Walde hin.
    Als der Fisch etwas abgekühlt war, zog Walde eine Hälfte ab und reichte sie an Grabbe weiter.
    »Danke, ich esse mittwochs keinen Fisch«, lehnte Grabbe ab, der generell keinen Fisch mochte.
    Walde zog die Gräten ab. Der Fisch schmeckte köstlich.
    »Hier bin ich nur in der warmen Jahreszeit.« Bruno nahm den letzten Fisch vom Grill und löste das Fleisch von den Gräten.
     
    Nach dem Essen stellte Bruno den Topf auf den Boden. Der Hund trottete herbei und fraß die Reste. Grabbe beobachtete die Szene mit gerümpfter Nase.
    »Sie sollen diesen Einsiedler von St. Jost besser kennen?« Walde schaute auf seine Uhr, aber in der Dunkelheit war nichts zu sehen.
    »Was heißt besser kennen?«
    »Was er so macht.«
    »Der Veit gräbt hier oft.«
    »Wo?«
    »Hier in den Felsen im Busental.« Bruno wischte sich mit der Hand eine

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