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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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ausgewandert, um sich und seine Jenny der dortigen Küche auszusetzen«, brummte Siggi und ließ den Rest Wasser in seinem Glas kreisen, als sei es feinster Malt Whisky.
     
    Kay beugte sich über den Tisch zu Walde und fragte halblaut. »Wo kann man hier in der Stadt große Töpfe kaufen?«
    Während Walde nachdachte, fügte sie hinzu: »So welche für große Sachen.«
    »Wie groß?« Walde mühte sich, mit seinem stumpfen Messer ein Stück vom Rand seiner Pizza abzuschneiden. Kay machte eine Handbewegung, als wolle sie einen Ball umfassen.
    Ihm kam ein böser Verdacht. »So groß wie ein Basketball?«
    Sie nickte: »Das kommt hin.«
    »Und was sagt Dr. Hoffmann dazu?« Die Frage rutschte Walde heraus. Er hoffte, dass sie in dem Kneipenlärm untergegangen war.
    »Das muss ich noch mit ihm besprechen.«
    Hatte sie tatsächlich vor, den Kopf des ermordeten Gärtners zu kochen, um die Knochen freizulegen? Walde hörte auf zu kauen und ließ die Hand mit der Gabel auf den Tisch sinken.
    »Ich brauche auch einen Herd, möglichst einen Gasherd«, fuhr sie fort. »Hast du vielleicht einen bei dir zu Hause?«
    Obwohl er sich dagegen wehrte, konnte Walde das Bild von Doris nicht loswerden, die ahnungslos in die Küche kam und in den großen Topf guckte … Ohne Entschuldigung stand er auf und eilte zur Toilette, wo er den Inhalt seines Mundes ins Klo spuckte.
    Auf dem Weg zurück ins Lokal versuchte er, Doris zu erreichen. Ihr Handy war abgestellt. Die Festnetznummer von Marie und Jo war besetzt. Als er zu seinem Tisch kam, war sein Teller abgeräumt. Ein Gläschen mit einer durchsichtigen Flüssigkeit stand neben seinem nachgefüllten Rotweinglas. Als Gabi ihr Glas hob und in die Runde prostete, nahm er einen winzigen Schluck. Es war Grappa.
    »Wo sind Kay und Hanne?«, fragte Walde.
    »Die sind schon gegangen.«

Freitag
    Beim Aufwachen hatte Walde erneut Kopfschmerzen. Nach dem Duschen spürte er nur noch einen Druck hinter den Augen. Es war noch zu früh, um Doris anzurufen. Als er in der Nacht endlich die Trattoria verlassen hatte, war es für ein Telefonat zu spät gewesen.
    Mit der Tageszeitung nahm Walde die Post vom Vortag aus dem Briefkasten. Neben dem Artikel über die neueste Entwicklung im Fall,Raub in der Domschatzkammer’ war ein Kasten mit der Auflistung von spektakulären Kunstdiebstählen der letzten Jahrzehnte platziert. Während Walde sein Müsli löffelte, überflog er den Artikel. Es fehle bis heute jede Spur von Jan Vermeers 1990 in Boston geraubtem ,Konzert’, ebenso von Carl Spitzwegs ,Armer Poet’ , der ein Jahr zuvor in Berlin verschwand. Wie es am Ende hieß, wurden achtzig Prozent dieser Verbrechen nicht aufgeklärt.
    Der Tod des Gärtners war den Redakteuren keine Zeile mehr wert.
    Walde blätterte über den Sport zum Kulturteil, wo die bevorstehende Premiere der Oper zu den Antikenfestspielen mit grellbunten Fotos der Generalprobe illustriert war. Bei den Familienanzeigen wurde Felix zum ersten Geburtstag gratuliert. Walde stutzte. Darunter stand in Großbuchstaben: EGBERT, KOMM BITTE ZURÜCK!
    Walde rief Professor Adams in der Kurie an.
    »Ja?«, meldete sich der Domkapitular, wie es Walde schien, in zögerlicher Erwartung.
    »Waldemar Bock, guten Morgen, habe ich Sie geweckt?«
    »Wir Katholiken müssen zwar nicht wie unsere moslemischen Brüder unsere ersten Gebete schon vor Sonnenaufgang sprechen, aber zeitiges Aufstehen ist auch bei den Jesuiten …«
    »… haben Sie schon die Zeitung gelesen?« Walde hatte absolut keine Lust auf seichten Talk.
    »Zeitung?«
    »Die Tageszeitung von heute«, half Walde nach. »Ihre Anzeige ist drin.«
    »Oh!«
    Walde ging zur Terrassentür, an der Minka aufgerichtet stand und mit den Pfoten kratzte. Wenigstens versuchte der Domkapitular nicht zu leugnen. Walde schüttete Trockenfutter in den Napf neben der leeren Wasserschale.
    »Hallo, Herr Bock? Sind Sie noch da?«
    »Was wollen Sie mit der Anzeige bezwecken?«
    »Ich möchte mit den Dieben in Kontakt treten. Bevor sie sich vielleicht zu einer unüberlegten Handlung … Sie wissen schon.« Als könnte allein schon die ausgesprochene Vermutung die befürchtete Reaktion auslösen, schwieg Adams.
    »Sie meinen, nachdem wir den Andreas-Tragaltar und das Nagelreliquiar wiederbeschafft haben, könnte es zu einer Kurzschlusshandlung wie bei den gestohlenen Gemälden › Der Schrei ‹ und › Die Madonna ‹ kommen? Wissen Sie was?«
    »Nein.«
    »Die angeblich geheimen Informationen der Presse sollen von

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