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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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der norwegischen Polizei selbst stammen und dem Zweck dienen, die Munch-Diebe zu provozieren.«
    Walde gab Minka, die hastig ihr Futter verschlang, einen Klaps auf die Flanke.
    »Sind Sie da sicher?«
    »Nein.« Walde richtete sich auf.
    »Gott pokert nicht! Ich möchte den Egbert-Codex unbeschadet zurückhaben. Deshalb habe ich diese Anzeige geschaltet.«
    »Ich glaube, Einstein sagte:,Gott würfelt nicht’.« Walde kehrte an den Tisch zurück und faltete die Zeitung zusammen. Sein Gesprächspartner hatte aufgelegt.
    *
    Bevor Walde in seinem Büro die Mails abrief, ließ er sich im Hotel Kaiser Konstantin mit Kays Zimmer verbinden. »Hallo, Kay. Walde hier, ich hab dich hoffentlich nicht geweckt.« Ausgerechnet jetzt, dachte Walde, als Gabi ohne anzuklopfen hereinplatzte.
    »Oh, hallo Walde, was gibt’s?« Kays Stimme klang hellwach.
    »Die Leiche des Gärtners ist freigegeben und bereits eingeäschert worden, tut mir Leid.«
    »Oh, das ging aber schnell.« Keine Spur von Enttäuschung schwang in Kay Scarpettas Worten mit.
    »Ich wollte dir das nur mitteilen, weil du gestern Abend angedeutet hast, du wolltest … also … du könntest dir noch weitere Untersuchungen vorstellen.«
    »Entschuldige, aber ich bin mit etwas anderem beschäftigt. Mein Kollege Hoff …«
    »… Hoffmann.«
    »Hoffmann, richtig, er scheint ein tüchtiger Mann zu sein und wird wohl alles Nötige getan haben.«
    »Okay, dann noch einen schönen Tag.« Walde legte auf.
    »Was war denn das?« Gabi stand vor seinem Schreibtisch.
    »Eine kleine Notlüge, um Kay loszuwerden. Nimm Platz!«
    »Und Hanne Wilhelmsen gleich mit.«
    »Quatsch.«
    »Beeil dich, die Besprechung beginnt.«
    Walde hatte bereits wieder den Hörer in der Hand: »Hallo, Herr Dr. Hoffmann, Bock hier. Also nur für den Fall, dass sich Ihre amerikanische Kollegin, Sie wissen schon, meldet. Die Leiche des Gärtners wurde bereits eingeäschert … zumindest für die Dame.«
     
    Walde und Gabi eilten über den Flur. Grabbe kam ihnen aufgeregt entgegen. »Ich muss euch was erzählen.«
    »Später, wir müssen zur Besprechung«, versuchte Walde abzuwiegeln.
    »Ich auch, aber es wird euch interessieren.« Er schluckte. »Ich durfte die Teilnehmerliste des IPA-Treffens einsehen.« Grabbe machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. »Danach heißt Kay zwar tatsächlich Kay, aber mit Nachnamen Shoemaker. Nach dem Englisch-Studium promovierte sie 2001 an der Universität von Chicago über Edgar Allan Poes Spätwerk und die Wissenschaft seiner Zeit.«
    »Genialer Autor und schlimmer Trinker, endete in der Gosse«, sagte Gabi und schaute zur offenen Tür des Konferenzraums, aus dem Stimmengewirr drang.
    »Davon ist hier keine Rede.« Grabbe tippte auf den Ausdruck in seiner Hand. »Poe hat sich mit Phreno … Phrenologie beschäftigt. Diese vertritt die Anschauung, dass man aus der Schädelform des Menschen auf bestimmte geistig-seelische Veranlagungen schließen kann. Sie wird heute weitgehend als Pseudowissenschaft abgetan.«
    »Kein Medizinstudium?«, fragte Gabi.
    Grabbe schüttelte den Kopf. »Danach hat es Kay in Dallas bis zur Sprecherin eines einflussreichen Staatsanwalts gebracht.«
    »Ist es nicht möglich, dass es noch eine andere Shoemaker gibt?«
    »Kaum, sie hatte heute eine kurze, aber heftige Faxschlacht mit einem Herrn Schnackertz.«
    »Was hatte sie?«
    »Der Mann ist Amerikanistikprofessor und hat 1999 eine Untersuchung veröffentlicht zum Thema ,Welche spekulative Möglichkeiten und literarische Phantasien eröffneten Poe seine schädelkundlichen Charakteranalysen’ .« Grabbe versuchte die aufgerollten Faxe zu glätten.
    »Wie kommst du an ihre Faxe?«
    »Sie hat sie weggeworfen. Siggi und Erich haben sie aus dem Müll gefischt.«
    »Gibt es noch irgendwas, wo die zwei ihre Finger nicht drin haben?« Gabi überflog das erste Schreiben und gab es an Walde weiter.
    »Wenn das stimmt, was der Professor hier behauptet, hat sie bei ihm abgepinnt. Das könnte für Kay eine Menge Ärger bedeuten.«
    »Laut Schriftwechsel treffen sie sich morgen in München«, sagte Grabbe.
     
    An den zu einem großen Karree zusammengeschobenen Tischen fanden nicht alle Platz. Fast die Hälfte der Anwesenden musste stehen, teils gegen die Wand gelehnt, teils hinter den Sitzenden. Die meisten hielten einen Becher mit Kaffee in der Hand.
    »Was für das Auto das Benzin, ist für den Polizisten der Kaffee«, sagte Gabi zu Walde und fügte leise hinzu. »Neben dem Alkohol.«
    Walde

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