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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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leihen?«
    Erich schaute ihn verständnislos an.
    »Ist egal«, Siggi winkte ab. »Das Panzertape, mit dem die beiden in der Domschatzkammer gefesselt wurden, stammt aus einem der Baucontainer an der Athanasiuskapelle. Es lag nicht offen rum, sondern war weggeschlossen.«
    »Das Labor sagt, es würde vielseitig angewendet werden: zum Verpacken, beim Heimwerken, beim Wassersport, beim Bau, sogar bei der Bundeswehr.«
    »Meine Intuition, nenne es wie du willst, hat mich mal wieder gelenkt.« Siggi Baumeister zog ein verknittertes Stück Kunststoff aus der Brusttasche seiner ärmellosen Jacke. »Genau das gleiche Klebeband lag in der Baubude, und zwar in dem Container, aus dem auch der Schlüssel gestohlen wurde, mit dem die Räuber aus der Athanasius-Kapelle in den Dom gelangt sind.«
    »Das deutet darauf hin, dass hier Ortskenntnis vorhanden war«, sagte Erich Van Veeteren.
    »Zumal der Schlüssel der Athanasiuskapelle in derselben Schublade unter den Plänen lag.«
    »Hat dir das auch deine Intuition eingegeben?«, fragte Erich.
    »Nein, da musste ich schon ein wenig nachhelfen und mich an Ort und Stelle um …«
    Bereits mit dem ersten Takt gewann Gianna Nannini die Herrschaft über die Akustik in der Trattoria.
    Das darf doch nicht wahr sein, dachte Walde. Um alles zu erfahren, was die Gastkriminalisten ermittelten, müsste er sie jetzt auch noch zu den Dienstbesprechungen einladen. Und dann wüssten am Ende die anderen immer noch mehr als er, der die schlechtesten Englischkenntnisse von allen hatte. Wie kam das Labor dazu, Informationen an Siggi Baumeister weiterzugeben? Es wurde höchste Zeit, dass Walde diesem Spuk ein Ende bereitete.
    Bei Salvo wurde der Nachtisch serviert. Walde vermutete, dass es sich um eine Creme mit Waffeln und Eis handelte. Es dauerte nicht lange, und Rauch stieg auf. Salvo lehnte sich im Stuhl zurück, während die leeren Teller abgeräumt und ein Grappa serviert wurde.
    *
    Kaum hatte Bernard sein Handy wieder eingeschaltet, klingelte es.
    »Ja?« Er schaltete das Telefon nur noch ein, wenn er sich unter vielen Menschen auf öffentlichen Plätzen befand. Falls sein Komplize seine Nummer ausplaudern sollte, konnte er dort nur schwer geortet werden.
    »Endlich erreiche ich dich.«
    »Was ist?«
    »Das fragst du mich? Ich wollte von dir hören, wie der Stand der Dinge ist.«
    »Wie ich dir schon gesagt habe, braucht die Angelegenheit ihre Zeit.« Bernard schaute auf seine Uhr.
    »Ich hab da ein Superangebot, kann eine Werkstatt zum Schnäppchenpreis übernehmen.«
    »Dann mach’s doch.«
    »Aber der will sofort das Geld.«
    »Dann leiste eine Anzahlung.«
    »Geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich hab nichts mehr.«
    »Aber, wie ist das möglich?« Auf Bernards Uhr war eine Minute vergangen.
    »Ich musste Schulden begleichen … ich brauch die zehntausend, dann lass ich dich auch in Ruhe, ehrlich, bis die … also bis alles gelaufen ist.«
    »Dafür benötige ich Zeit. Ich ruf dich zurück.«
    »Bitte beeil dich, es pressiert.«
    »Wo bist du zu erreichen?«
    »Zuhaus, wie immer.«
    »Hast du Urlaub?«
    »Nee, ich hab beim Dom aufgehört, ich mach da nicht den Sklaven für diese Olivenfresser.«
    »Es war vereinbart, dass du weiterarbeitest.«
    »Weiß ich, aber es hat nicht hingehauen.«
    Kurz bevor zwei Minuten vergangen waren, schaltete Bernard das Handy aus. Er seufzte. Dieser Volltrottel hatte von Anfang an alles falsch gemacht.
    Auf dem Weg zum Hotel nahm er die Karte aus dem Telefon und warf sie wie ein Kaugummipapier in einen Abfallkorb. Er checkte aus dem Hotel aus. Den Leihwagen musste er noch einen Tag behalten, ebenso wie das dunkle Toupet, den Schurrbart und die Hornbrille.
    *
    Mit Hilfe der Kellnerin schoben sie zwei Tische zusammen.
    »Hat es dir geschmeckt, Salvo?« fragte Gabi.
    »Für eine norditalienische Küche war es ganz in Ordnung.« Salvo rauchte bereits die zweite Zigarette.
    »Wir sind hier in der Trattoria Palermo«, sagte Gabi.
    »Guck dir doch mal an, was für ein Unsinn hier an die Wände gemalt ist.« Salvo schwenkte die Hand mit der Zigarette in einem Bogen, wobei eine Rauchspur wie der Kondensstreifen eines Flugzeugs in der Luft zurückblieb. »Das geht höchstens als Capri durch. Sollen sie doch gleich den Vesuv als einen der Hügel Roms ausgeben, und der Koch ist kulinarisch nie über den Po nach Süden vorgedrungen.«
    »Ob hier früher mal Karl Marx gegessen hat?« Hannes Frage erntete Gelächter.
    »Dann wäre er gewiss nicht mehr nach England

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