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Codex Mosel

Titel: Codex Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Kutte, in die der Andreas-Tragaltar eingehüllt war?«
    »Die wird noch untersucht«, sagte ein Mann von der Technik mit auffälligen schwarzen Bügeln über den quadratischen Brillengläsern.
    »Ist sie schon oder wird sie noch?«
    »Wie ich gesagt habe. Sie wird untersucht.« Der Mann schaute grimmig. »Übrigens, das Werkzeug aus dem Schuppen in der Kurie haben wir am Tag des Leichenfundes mitgenommen … der Präsident hat sich erkundigt …« Er verdrehte die Augen. »… und nebenbei den gesamten Dom auf den Kopf gestellt, etliche Hotelzimmer, Pensionsräume.« Walde schien es, dass die Brille den schlechtgelaunten Eindruck des Mannes noch verstärkte. »Die Höhle und die Habseligkeiten eines Einsiedlers, oder wie sie die Person nennen wollen, die in die äußeren und inneren Geheimnisse wertvoller Reliquien vorgedrungen ist.«
    »Ich wollte Ihre Arbeit in keiner Weise kritisieren.«
    »Meine Leute und ich haben in den letzten Tagen nie unter sechzehn Stunden gearbeitet, und morgen steht uns ein weiterer dicker Brocken ins Haus.«
    »Wieso?«, fragte Walde.
    »Ich gehe davon aus, dass die Hundertschaft beim Durchkämmen des Busentals allen möglichen Mist finden wird.«
    »Wer hat das..?« Walde wurde von Gabi daran gehindert, die für ihn als Leiter der Soko peinliche Frage auszusprechen, wer die Hundertschaft angefordert hatte.
    Von der Tür her stürmte sie zielgerichtet auf ihn zu, beugte sich zu ihm herunter und zischte: »Siggi und Erich wissen, wer der Komplize ist.«
    »Ja?«
    »Wir müssen sofort hinterher.« Sie packte ihn am Arm.
    »Wie hinterher?«
    »Die beiden sind schon zu seiner Wohnung unterwegs.«
     
    »Damit ist jetzt endgültig Schluss. Von denen hat keiner mehr Zutritt zum Präsidium«, wetterte Walde, während er vor Gabi, Harry und Grabbe auf das leuchtend grün gestrichene Gebäude zurannte.
    »Ob die das Regenbogenviertel gleich gefunden haben, ist fraglich.«
    »Taxifahrer kennen die Adresse«, keuchte Grabbe. »Oder meinst du, sie haben den Bus genommen?«
    Harry entdeckte als Erster den Namen auf der großen Klingelleiste. Als es auf sein Klingeln keine Reaktion gab, langte Gabi mit der flachen Hand auf das Brett. Gleichzeitig mit der ersten Stimme aus der Sprechanlage summte der Türöffner.
    Die ersten beiden Stockwerke ließen sie aus. In der dritten Etage waren zwei Lampen der Flurbeleuchtung defekt. Grabbe und Harry wandten sich nach links, Gabi und Walde inspizierten auf beiden Seiten des Flurs die Namensschilder an den dicht aufeinander folgenden Türen. Auf der vorletzten Tür war ein Herz über das Türschild geklebt. Nebenan eine handtellergroße, nicht ganz exakt ausgeschnittene Forelle. Als Walde mit den Fingerkuppen über das Bild strich, gab die Tür nach. Von drinnen war ein Poltern zu hören. Er hatte keine Zeit, Rückschlüsse zu ziehen. Die Tür wurde aufgerissen, ein Mann stolperte geduckt aus der Tür, rammte ihn an der Hüfte, preschte über den Gang, kam aus dem Rhythmus und prallte auf die Fliesen. Gefolgt vom Durchladen der Pistole befahl Gabis Altstimme unmissverständlich: »Liegenbleiben, Pfoten hinter den Kopf.«
    Während Harry dem regungslos am Boden liegenden Mann Handschellen anlegte und seine Taschen durchsuchte, sagte Walde zu seiner Kollegin: »Das war aber nicht die korrekte Aufforderung.«
    »Hätte ich ihm damit drohen sollen, ihm sein Hirn wegzublasen?« Gabi rieb ihr Fußgelenk an der Stelle, mit der sie den Mann zu Fall gebracht hatte. »Bei solchen Typen verhält sich dieses Organ häufig entgegengesetzt proportional zur Muskelmasse. Spatzenhirne sind schwer zu tref …« Sie hielt inne und zog ihre Waffe wieder hervor, die sie eben in die Handtasche zurücklegen wollte. Auf Zehenspitzen näherte sie sich der offenen Wohnungstür. Walde folgte ihr. Gabi, die Pistole in der ausgestreckten Hand, machte einen Schritt in die Diele.
    »Hände hoch!«
    »Was zum Teufel soll …«
    »Hände hoch, für euch gilt das Gleiche wie für den Typen da draußen.«
    »Du wirst uns doch nicht …«
    »Klappe, Siggi, das gilt auch für dich.« Nacheinander tastete sie die Männer ab. »Erich, Siggi, runter auf den Boden. Ich schieße auf alles, was weiter als vierzig Zentimeter über den Boden ragt.«
    »Zum Teufel, zieh den Bauch ein, Siggi«, murmelte Erich.
    »Wollt ihr nicht lieber mal da …«
    »Tut mir bitte den Gefallen und haltet endlich mal den Mund«, fuhr Gabi die beiden an.
    *
    Von der Straße her war ein Martinshorn zu hören. Walde musste

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