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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Smoking. Nach dem Aufenthalt im Laderaum hatte ich argen Hunger, und bei dem Gedanken an die Köstlichkeiten an Bord krampfte sich mein Magen zusammen, was es nur noch schlimmer machte.
    Ich sondierte das Terrain an Deck, als ich plötzlich Stimmen hörte. Zwei Männer unterhielten sich lebhaft und kamen auf mich zu. Ich bog rasch in einen Quergang ein und presste mich dicht an die Wand. Die Männer blieben an der Reling stehen und rauchten. Ich hörte, dass sie über irgendeine Zusammenkunft sprachen, wenn die Gullfoss in Leith anlegen würde.
    »Ich habe mir erlaubt, dem Konsul in Edinburgh ein Telegramm zu schicken«, sagte der eine Mann.
    Die Stimme kam mir bekannt vor, und ich streckte meinen Kopf so weit wie möglich vor, um zu erspähen, werda sprach. Es war der Journalist vom Rathausplatz. Als ich genauer hinschaute, sah ich, dass der andere Mann Halldór Laxness war. Sie vertraten sich offenbar nach dem Abendessen die Beine.
    »… und dann muss man mit etlichen Reportern rechnen«, hörte ich den Journalisten sagen. »Ich habe mit dem Kapitän gesprochen, er meint, dass die Pressekonferenz am besten im Rauchsalon stattfinden sollte, vielleicht insgesamt so etwa eine Stunde lang, und zwar gleich, wenn das Schiff in Leith angelegt hat.«
    Halldór nickte zustimmend.
    »Haben die denn überhaupt Interesse an etwas anderem als Politik?«, hörte ich ihn fragen, bevor sie mit der Rauchwolke, die sie umgab, wieder verschwanden.
    Ich wagte mich wieder aus meinem Versteck heraus und lief dem Professor direkt in die Arme, der ganz in der Nähe gestanden hatte und nun den beiden Männern nachblickte.
    »Da bist du ja, du kleiner Dummkopf«, flüsterte er.
    »Wo bist du gewesen?«, zischelte ich.
    »Ich habe Sigmundur ausfindig gemacht.«
    »Hast du ihn gefunden?«
    »Komm mit, ich glaube, ich weiß, wo er ist.«
    Ich war so unendlich erleichtert, den Professor wiedergetroffen zu haben und zu wissen, dass er mich nicht allein hier an Bord zurückgelassen hatte, dass ich ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre, aber das tat ich natürlich nicht. Wahrscheinlich hätte er mir eins mit seinem Stock versetzt. Aber mein Herz schlug leichter, als ich ihm zur ersten Klasse und in den Kabinengang folgte. Er ging schnurstracks zur Kabine Nummer vierzehn und klopfte an.
    »Nach dem, was ich erfahren habe, reist er immer in derselben Kabine«, flüsterte er.
    Er klopfte ein weiteres Mal an. »Vorhin war er auch nichthier«, sagte er immer noch im Flüsterton und spähte den Gang entlang. »Wenn er jetzt nicht antwortet, brechen wir die Tür auf.«
    Er klopfte noch einmal an und hielt sein Ohr an die Tür. Von drinnen hörte man nun ein Rascheln, und kurz darauf öffnete sie sich. Ein kleiner, grauhaariger Mann, derselbe, den ich zuvor im schwarzen Mantel hatte an Bord gehen sehen, glotzte uns an. Er war im Unterhemd, hatte aber noch seine schwarze Smokinghose an und hielt ein Glas Cognac in der Hand.
    »Du!«, sagte er verblüfft, als er den Professor erblickte. Dann schien er sich zu besinnen und wollte die Kabinentür zuschlagen, aber zu spät, der Professor hatte seinen Stock dazwischengeklemmt, und wir drückten die Tür auf.
    »Willkommen an Bord, Sigmundur«, sagte der Professor und drängte sich in die Kabine. Ich folgte ihm, schloss sorgfältig die Tür und bezog Stellung mit dem Rücken zu ihr. Sigmundur hatte eine kleine Einzelkabine. Zwei Flaschen Cognac standen auf einem kleinen Tisch unter dem Fenster. Sigmundur schien die Seereise auf seine ganz eigene Weise zu genießen.
    Der Professor griff nach dem Koffer von Sigmundur, und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, kippte er dessen Inhalt auf den Boden. Er riss das Kopfkissen vom Bett, warf es Sigmundur vor die Füße und hob die Matratze hoch.
    »Wo ist es?«, fragte er wütend. »Wo ist das Buch?«
    »Was hat das zu bedeuten?«, entgegnete Sigmundur, der sich nach dem unerwarteten Überfall so langsam wieder zu fangen schien. »Was soll denn diese Unverschämtheit? Was willst du von mir?«
    »Den Codex Regius , Sigmundur, ich will den Codex Regius und kein dummes Geschwätz!«
    »Den Codex Regius ? Wovon redest du eigentlich?«
    »Ich weiß, dass du ihn hast«, sagte der Professor.
    »Ich war der Meinung, du hättest ihn, ich dachte, du arbeitest an einer neuen Ausgabe«, sagte Sigmundur.
    Der Professor sah ihn scharf an. »Wir waren bei deinem Berliner Freund, diesem Glockner. Wir wissen, was ihr vorhabt, und du solltest dich schämen, Sigmundur.«
    »Ich kenne

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