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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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geschnappt. Wie ist die Edda in Glockners Hände gelangt?«
    »Ein Bauarbeiter hat den Koffer in irgendwelchen Trümmern gefunden. Und das Buch wurde einige Jahre wie ein wertvoller Schatz in seinem Heim gehütet. Er starb, und nach seinem Tod versuchte seine Frau, Wertsachen zu verkaufen, unter anderem den Codex Regius . Sie kannte Glockner ein wenig und wusste, dass er Bücher sammelte.«
    »Dieses Buch ist ganz schön herumgekommen.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Und wo ist es jetzt?«, fragte Joachim.
    »Ich muss mit deinem Vater reden«, erklärte der Professor. Joachim sah Helmut an und dann mich. »Erschieß ihn«, befahl er Helmut in ganz alltäglichem Ton.
    »Nein!«, rief der Professor.
    Helmut zückte die Pistole und richtete sie auf meinen Kopf.
    »Mein Vater hat mir gesagt, dass das bei dir wirken würde«, sagte Joachim und blickte grinsend auf den Professor hinunter.
    »Lasst ihn aus dem Spiel!«
    »Sag mir, wo die Edda ist.«
    Der Professor sah mir in die Augen. »Sei tapfer«, sagte er. Ich traute mich nicht, mich zu bewegen. Ich schielte aus den Augenwinkeln zu Helmut hinüber; die Mündung der Waffe war nur ein paar Zentimeter von mir entfernt. Sein Finger war am Abzug. Ich sah wieder auf den Professor, der hilflos bei den Mehlsäcken lag. Ich erinnerte mich an Emmas Schicksal, ihr Leben war in seine Hände gelegt worden.
    »Sag mir, wo das Buch ist«, sagte Joachim.
    »Halt ihn da raus«, sagte der Professor.
    »Helmut«, sagte Joachim.
    Helmut trat mit erhobener Pistole einen Schritt zurück.
    Joachim wandte sich an mich.
    »Dann erschieß ihn doch«, rief der Professor. »Hoffentlich kannst du so gut zielen, dass es nur einen Schuss braucht.« Joachim starrte ihn an. »Hast du gesagt, dass ich ihn erschießen soll?«
    »Tu das nicht«, flüsterte ich.
    »Tu dir keinen Zwang an. Und mir kannst du auch gern eine Kugel verpassen. Genau wie ihm, in den Kopf!«
    Joachim starrte den Professor an. Mir strömten die Tränen über die Wangen. Ich versuchte, tapfer zu sein, wie derProfessor gesagt hatte, aber das war mit einer Pistolenmündung an der Schläfe nicht einfach. Ich zitterte vor Angst und befürchtete, dass meine Beine mir den Dienst versagen würden. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden geworfen und um Gnade und Erbarmen gefleht.
    »Was meinst du damit, Mann?«, fragte Joachim.
    »Erschieß ihn!«, rief der Professor, und unter großen Mühen gelang es ihm, auf die Beine zu kommen. »Das juckt mich nicht! Erschieß den Studenten!«
    Ich sah, dass der Professor seine Worte ernst meinte.
    »Nein«, rief ich, »sag das nicht!«
    Helmut starrte zuerst den Professor an und dann Joachim. Er wartete auf den Befehl.
    »Dann wirst du nie etwas über das Buch erfahren«, sagte der Professor. »Ihr widerliches Nazi-Gesocks! Erschießt uns ruhig beide. Schneidet uns das Herz heraus, und wir werden über euch lachen!«
    Joachim glotzte ihn an. Es war dem Professor gelungen, ihn für einen Moment aus dem Gleichgewicht zu bringen. Helmut sah ratlos von einem zum anderen.
    In diesem Augenblick hörten wir, wie der Deckel beim Einstieg bewegt wurde. Jemand kletterte die Treppe zum Laderaum hinunter. Ich wollte um Hilfe rufen, aber Helmut hielt mir die Hand vor den Mund und zog mich hinter einen Stapel Säcke. Joachim tat dasselbe mit dem Professor und knipste die Taschenlampe aus. So standen wir Seite an Seite und konnten uns nicht rühren.
    Zwei Männer kamen in den Laderaum hinunter. Ich sah sie nicht, hörte aber, wie sie sich etwas zuflüsterten. Sie kamen erst in unsere Richtung, verschwanden dann aber hinter den Mehlsäcken, und nach einer Weile hörten wir das Klirren von Flaschen. Ich überlegte, ob sie nach dem Alkohol schauten, den sie in Island einschmuggeln wollten; vielleicht ging es auch einfach darum, sich ein paarFlaschen zu holen. Einer von den beiden lachte laut auf. Nach einigen Minuten gingen sie wieder zur Sprossenleiter zurück. Ich versuchte, mich aus Helmuts eisernem Griff zu befreien, um auf uns aufmerksam zu machen, aber gegen seine Kräfte vermochte ich nichts auszurichten. Wir hörten, dass der Deckel wieder über das Loch geschoben wurde.
    Dann geschah es.
    Es war mir wohl trotz allem gelungen, den Knoten an den Handfesseln des Professors etwas zu lockern, und irgendwie hatte er es geschafft, sich schließlich ganz von ihnen zu befreien. Im nächsten Moment hatte er Joachim beim Hals gepackt, und dann wälzten sie sich in erbittertem Kampf auf dem Fußboden. Helmut war

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