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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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vom armen Dichter auf dem Weg nach Skálholt mit der Edda im Handgepäck fast ein unverzichtbarer Bestandteil in dem Legendenschatz, der sich um die alten Schriften rankt.
    »In Skálholt blieb das Buch neunzehn Jahre, und mit großer Wahrscheinlichkeit sind die bewussten Seiten dort verloren gegangen, und dadurch entstand die Lücke«, sagte der Professor. »Acht kostbare Blätter, die das Gedicht über Sigurd den Drachentöter enthielten und einen Teil des Sigrdrífa-Lieds ; sie sind genau wie die restlichen Seiten eine unfassbare Kostbarkeit. Unfassbar kostbar.«
    Ich starrte den Professor an. »Hast du die verschollenen Seiten der Lücke gefunden?!«
    »Nein, noch nicht, leider«, antwortete der Professor.
    »Sind diese Deutschen hinter ihnen her?«
    »Sie suchen seit Jahren danach. Die Schweden ebenfalls und Leute von der Universität in Edinburgh.«
    »Hast du diese Runenzeichen hier in der Schublade versteckt?«
    »Nein, damit habe ich nichts zu tun«, sagte der Professor. »Schon zu meinen Studienzeiten wurde mir gesagt, dass dieses Blatt hier in der Schublade liegt. Wenn es tatsächlich um die Lücke im Codex Regius geht, bedeutet das, dass Brynjólfur von den Seiten wusste, er wusste, wo sie sich befanden, bei irgendjemandem, dessen Name mit ›R‹ beginnt. Ergo müssen sich die Seiten in dem Buch befunden haben, als die Handschrift nach Skálholt gelangte, aber als Brynjólfur sie an König Frederik II. sandte, waren sie verschwunden.«
    »Wer ist dann ›R‹?«
    »Als ich es zum ersten Mal sah, glaubte ich, dass damit Ragnheiður Brynjólfsdóttir, die Tochter des Bischofs, gemeint war, die diese Seiten aus irgendwelchen Gründen bei sich haben wollte. Aber viel später fiel mir auf, dass es zwei gab.«
    »Zwei?«
    »Es gab zwei Frauen mit dem Namen Ragnheiður in Skálholt.«
    »Zwei Frauen mit diesem Namen?«
    »Die Tochter des Bischofs hieß Ragnheiður, und außerdem lebte dort auch eine Ragnheiður Torfadóttir, sie war die Pflegetochter des Bischofs.«
    Ich wusste sehr wohl, wer die beiden waren. Die Tochter von Bischof Brynjólfur bekam ein uneheliches Kind, und es kam zu einem riesigen Skandal. Sie starb mit zweiundzwanzig Jahren. Ihr Sohn wurde von seinem Großvater als Erbe eingesetzt, aber er wurde nur elf Jahre alt. Um die andere Ragnheiður Torfadóttir rivalisierten zwei Männer in Skálholt, Jón Sigurðsson, der Sohn des Landesverwalters, und der Pfarrer von Skálholt, Loftur Jósepsson. Dieser Jón wurde jedes Mal, wenn er Ragnheiður erblickte, von Krämpfen geschüttelt, und er verklagte Loftur wegen schwarzer Magie und behauptete, Loftur hätte ihm magische Zeichen ins Bett gelegt, von denen seine Krankheit herrührte.«
    »Dann hätte also Ragnheiður Torfadóttir die Seiten von dem Bischof bekommen?«, fragte ich.
    »Genau das habe ich auch eine Zeit lang gedacht«, antwortete der Professor. »Das macht Sinn, wenn man bedenkt, dass die Runen, die man aus dem Sigrdrífa-Lied herausholen kann, etwas mit dem Fluch der Liebe zu tun haben, und ebendieses Lied stand in der Lücke.«
    »Du meinst also, dass Ragnheiður und Loftur das, was sie den verschollenen Seiten entnommen haben, dazu verwendeten, um sich am Sohn des Landesverwalters zu rächen?«, fragte ich.
    »Diese Erklärung für die Lücke ist genauso gut wie jede andere«, erklärte der Professor. »Sie haben die Seiten aus der Handschrift entfernt und nicht wieder eingefügt, und vermutlich hat Bischof Brynjólfur davon gewusst.«
    »Aber weshalb schreibt er diesen Kommentar mit griechischen Buchstaben?«
    »Vielleicht, um sich zu üben«, sagte der Professor. »Wahrscheinlicherist jedoch, dass er nicht wollte, dass irgendjemand vom Schicksal dieser Seiten erfuhr.«
    »Weshalb versteckst du das Blatt hier im Geheimfach unter einer Schublade?«
    »Damit habe ich nichts zu tun«, sagte der Professor. Er steckte das Blatt wieder in den Umschlag und legte ihn wieder an seinen Platz.
    »Wer denn?«
    »Jón hat das gemacht«, sagte der Professor.
    »Was für ein Jón?«
    »Jón Sigurðsson natürlich. Das ist sein Schreibtisch.«
    Einen Augenblick sah ich im Geiste den Helden des Unabhängigkeitskampfes vor mir, das Blatt mit diesen Runenzeichen in der Hand haltend, und mir fielen die Gerüchte über Syphilis und Freudenmädchen ein.
    »Und soll es weiterhin hier aufbewahrt werden?«
    »Selbstverständlich«, sagte der Professor.
    »Aber …«
    »Es ist unnötig, im Nachhinein an der Geschichte herumzufummeln, wenn man es vermeiden

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