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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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lachen. Ich stand langsam auf.
    »Du kannst sie mir nicht überlassen«, wiederholte Joachim höhnisch. »Du hast ja sogar …«
    Er konnte den Satz nicht beenden. Der Professor bückte sich blitzschnell nach der Petroleumlampe und schleuderte sie so heftig gegen das Holzkreuz, bei dem wir standen, dass sie zerbrach. Die Flammen züngelten an dem Kreuz empor. Er schickte sich an, die Pergamente ins Feuer zu werfen. Ich sah, dass er einen Augenblick zögerte, und setzte zum Sprung an, stürzte mich auf ihn und warf ihn neben dem Kreuz zu Boden. Die Pergamentseiten hielt er immer noch in der Hand.
    »Lass mich los, du Idiot!«, schrie er. »Das hättest du nicht tun dürfen! Sie können diese Seiten nicht bekommen, das darf nicht sein!«
    Joachim von Orlepp kam zu uns, beugte sich nieder und entriss dem Professor die Seiten. Er sah auf uns hinunter und schüttelte den Kopf.
    »Isländer«, schnaubte er verächtlich.
    Dann drehte er sich um und ging weg. Der Professor und ich krabbelten auf die Beine. Helmut folgte Joachim zumFriedhof hinaus, aber die drei Vopos kamen auf uns zu. Der Professor sah mich wütend an.
    »Du hättest mich nicht daran hindern dürfen, sie zu verbrennen«, sagte er.
    »Das konnte ich nicht zulassen.«
    »Du bist ein verdammter Idiot.«
    »Wenn es tatsächlich die verschollenen Seiten aus dem Codex Regius sind, ist es besser, sie befinden sich in seinen Händen, als dass sie verbrennen.«
    »Sei dir da nicht so sicher.«
    »Was wird aus uns?«, fragte ich.
    »Das weiß ich nicht.«
    »Können wir uns mit irgendwem in Verbindung setzen? Kennst du hier jemanden?«
    »Keine Menschenseele.«
    »Herrgott noch mal«, stöhnte ich.
    »Hast du irgendjemandem erzählt, dass wir nach Schwerin wollten?«, fragte er.
    »Niemandem«, sagte ich und fasste ganz vorsichtig an meine Nase. Sie war wahrscheinlich gebrochen und schmerzte grässlich, blutete aber nicht mehr. »Und was ist mit dir? Hast du jemandem erzählt, dass wir hierher wollten?«
    »Nein.«
    »Also weiß niemand, dass wir hier sind?«
    »Nein«, sagte er.
    »Hast du gewusst, dass die uns auf den Fersen waren?«
    »Ich hatte zwar einen Verdacht, aber ich war nicht genug auf der Hut. Ich war etwas beruhigter, als wir nach Schwerin kamen, denn ich hatte nichts bemerkt. Deswegen glaubte ich, wir hätten sie abgeschüttelt. Ich habe im Eifer des Gefechts alles um mich herum vergessen. Leider, Valdemar, leider.«
    Die Vopos legten uns Handschellen an und führten uns ab.
    »Waren es wirklich die Seiten aus dem Codex Regius ?«, fragte ich.
    »Ich fürchte, ja«, antwortete der Professor. »Ich fürchte, ja, Valdemar.«
    »Hättest du sie allen Ernstes ins Feuer geworfen?«, fragte ich.
    Wir gingen zwischen den Volkspolizisten, einer war vor uns und zwei hinter uns, und so verließen wir die Grabstätte von Ronald D. Jörgensen.
    »Nein, wahrscheinlich nicht«, sagte der Professor. »Ich hätte das wahrscheinlich nicht über mich gebracht.«
    »Ich habe gesehen, dass du gezögert hast.«
    »Ich … Das wäre nicht zu verantworten gewesen.«
    »Ist es nicht besser, dass diese Seiten noch existieren, auch wenn sie in den Händen der falschen Leute sind?«
    »Wahrscheinlich, Valdemar«, sagte der Professor. »Aber es ist ein entsetzlicher Gedanke, sie ihnen in die Hände gespielt zu haben. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie entsetzlich das ist.«

Zwölf
    Wir waren auf ein Polizeirevier gebracht worden und saßen wie zwei Verbrecher unter Bewachung eines Volkspolizisten auf einer Holzbank in der Aufnahme. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass wir eine Straftat begangen hatten. Soweit ich den Polizisten verstanden hatte, warteten wir auf seinen Vorgesetzten, von dessen Entscheidung unser weiteres Schicksal abhing. Unsere Reise nach Schwerin hatte in einem Fiasko geendet. Der Professor hatte nicht einkalkuliert, dass wir beschattet würden. Mir wäre so etwas nie in den Sinn gekommen. Wir waren blind und leichtsinnig vorwärtsgetappt und hatten einen unglaublichen Kulturschatz Männern in die Hände gespielt, die nach Meinung des Professors Banditen der schlimmsten Sorte waren.
    Die Tür öffnete sich, und uns wurde befohlen aufzustehen. Wir wurden über einen langen Korridor zu einem Büro geführt, in dem ein Mann mittleren Alters saß, der uns nichts anderes zu sagen hatte, als dass wir die Nacht in einer Zelle auf dem Revier verbringen müssten. Anscheinend gab es wenig Platz, und deswegen wurden wir in dieselbe Zelle gesteckt. Die

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