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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Professor«, ertönte eine schneidende Stimme.
    Der Professor erhob sich langsam. Ich drehte mich um und sah, wie sich uns aus dem Dunkel heraus zwei Männer näherten. Mein Herz setzte ein paar Schläge aus. Wieder war mir danach zumute, Reißaus zu nehmen und im Schutz der Dunkelheit zu verschwinden. Die beiden Männer aus Hviids Vinstue schlenderten lässig auf uns zu, Joachim von Orlepp und der andere, von dem ich nur den Namen Helmut wusste. Hinter ihnen standen in einigerEntfernung drei weitere Männer, soweit ich sehen konnte, waren es Volkspolizisten.
    »Joachim Orlepp!«, flüsterte der Professor. Es hatte den Anschein, als hätte er die Wagneriten völlig vergessen gehabt.
    »Hocherfreut, Sie zu treffen«, sagte dieser Joachim mit einer ironischen Verneigung. »Ist es nicht sogar für einen Mann in Ihrem Alter ein wenig ungewöhnlich, einen Grabraub zu begehen?«
    »Wie in aller Welt hast …?«
    »Wir observieren Sie bereits seit geraumer Zeit.«
    Der Professor sah auf die Volkspolizisten, die sich hinter Joachim von Orlepp aufgebaut hatten.
    »Gute Freunde in Rostock sind mir behilflich gewesen«, erklärte Joachim, »und ebenso hier in Schwerin. Sie sind nicht sehr erbaut davon, wenn Gräber geplündert werden.«
    Von Orlepp blickte mich an. »Wen hast du da bei dir? Ist das nicht das Bürschlein, das uns bei unserem Treffen in Kopenhagen gestört hat?«
    Er ging ein paar Schritte auf mich zu, und ich wich zurück, bis ich neben dem Professor stand, der die Hände hinter dem Rücken verschränkt hielt, als wolle er die Pergamentseiten gegen diesen unerwarteten Überfall abschirmen. Joachim von Orlepp schien die Ruhe selbst zu sein und ließ seine Blicke zwischen mir und dem Professor hin- und herwandern. Dann nahm er wieder mich ins Visier.
    »Wie heißt du?«, fragte er schmierig lächelnd.
    »Ich … Ich heiße Val…«
    »Du brauchst ihm nicht Rede und Antwort zu stehen«, fiel der Professor mir ins Wort. »Lass uns in Ruhe, Joachim. Wir sind hier im Auftrag der Universität Kopenhagen. Du wirst zur Rechenschaft gezogen werden, falls uns etwas zustößt.«
    Joachim von Orlepp lachte und strich sich über das blonde Haar. »Im Auftrag der Universität Kopenhagen!«, sagte er höhnisch. »Ich bezweifle sehr, dass dort irgendjemand davon weiß, dass ihr hier seid. Oder von euch wissen möchte«, fügte er hinzu und blickte in Richtung der Gruft.
    Er grinste so breit, dass die weißen Zähne aufblitzten.
    »Ihr habt eine Grabschändung begangen«, sagte er. »Die Polizei hier möchte ganz gewiss ein Wörtchen mit euch reden. Ich zweifle nicht daran, dass ihr eine Erklärung dafür habt, was es damit auf sich hat. Ich persönlich kann es natürlich sehr gut verstehen, und ich möchte mich nur bedanken, dass ihr mir diese Mühe abgenommen habt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob die hiesigen Behörden das auch so sehen.«
    Das Grinsen wurde noch breiter. Wieder sah er von einem zum anderen und streckte dann seine Hand aus.
    »Her damit«, sagte er zu dem Professor.
    »Her mit was?«, fragte der Professor.
    »Ich will das, was du in der Hand hältst.«
    Der Professor rührte sich nicht.
    »Keine Dummheiten bitte«, sagte Joachim von Orlepp.
    Der Professor stand immer noch schweigend und bewegungslos da. So verging eine Weile.
    Völlig unvermittelt versetzte Helmut mir einen Hieb in die Magengrube, dass mir die Luft wegblieb. Er packte mich am Kopf und stieß mir das Knie ins Gesicht. Der Schmerz war unerträglich, und ich spürte, wie mir das Blut aus der Nase strömte. Ich ging zu Boden, und Joachim packte mich bei den Haaren.
    »Damit macht Helmut gerne noch so lange weiter, wie es dir beliebt«, sagte er zu dem Professor.
    »Alles in Ordnung mit dir, Valdemar?«, fragte mich der Professor auf Isländisch.
    »Gib sie ihm doch«, sagte ich weinerlich.
    »Das kann ich nicht«, erklärte der Professor.
    »Überlass ihm die Seiten!«, rief ich.
    »Valdemar, du weißt, wo sie hingehören«, antwortete der Professor. »Ich kann sie ihm nicht überlassen.«
    »Bist du verrückt!«, schrie ich. »Er nimmt sie dir doch sowieso weg.«
    »Nicht, wenn ich sie zerstöre«, sagte der Professor.
    Joachim von Orlepp hatte uns scharf im Auge behalten.
    »Hört auf damit!«, brüllte er. »Lass mich das haben, was du gefunden hast!«
    »Diese Seiten gehören nach Island«, sagte der Professor auf Deutsch zu Joachim. »Ich kann sie dir nicht überlassen.«
    Joachim von Orlepp starrte ihn an und fing plötzlich an zu

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