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Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók

Titel: Codex Regius - Indriðason, A: Codex Regius - Konungsbók Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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man amerikanische Schnulzen. Die Tür zu Zimmer drei war nicht verschlossen, und nachdem der Professor es ein paar Mal mit Anklopfen versucht hatte, zögerte er nicht weiter und öffnete sie. Wir betraten das Zimmer. Blinkendes Neonlicht vom Haus gegenüber tauchte es in Abständenvon wenigen Sekunden in ein rötliches Licht. Die Einrichtung des Raums bestand aus einem Stuhl, einem niedrigen Tisch und einem Bett, auf dem ein schlafender Mann und eine Frau lagen. Sie waren aufgrund des schrägen Bodens zur Wand gerutscht. Das ganze Haus, Wände und Böden, waren krumm und windschief wie ein altes Gespensterschiff auf seiner ewig währenden Fahrt.
    Der Professor räusperte sich, aber weder der Russe noch die Frau neben ihm reagierten darauf. Sie hatten eine verschlissene Decke über sich gebreitet, die ihre Nacktheit kaum zu verhüllen vermochte. Bier- und Wodkaflaschen lagen überall im Zimmer herum.
    »Boris«, sagte der Professor laut.
    Keine Reaktion.
    Nach einigen weiteren Versuchen, den Russen aus einigermaßen sicherer Entfernung heraus zu wecken, ging er kurzerhand zu dem Bett hinüber und stieß den schlafenden Mann mit seinem Stock an, während er ein paar Mal laut seinen Namen rief. »Boris, Boris Gruschenkow!« Das zeitigte Erfolg, der Mann wachte auf. Er setzte sich im Bett auf, und im Schein des zuckenden roten Neonlichts wirkten seine Bewegungen wie in einem alten Stummfilm. Er starrte zunächst den Professor, dann mich an und sprang daraufhin splitternackt aus dem Bett. Der Professor wich zurück. Wir waren beide schon wieder an der Tür, als der Russe sich nach einem Schalter ausstreckte und Licht machte. Ich bereitete mich darauf vor, nach unten zu rennen.
    »Boris?«, sagte der Professor.
    Der Mann grunzte etwas auf Russisch, aber er schien nicht sonderlich erstaunt über diese unerwartete Störung zu sein.
    Der Professor antwortete ihm auf Russisch. Ich sah ihn an. »Kannst du auch Russisch?«, fragte ich.
    »Ein bisschen«, antwortete er, »ich habe ihm gesagt, dass wir aus Island kommen.«
    » Iceland? «, sagte Boris und wechselte zu Englisch. Er war ziemlich groß und kräftig gebaut, mit schmalem Gesicht und dichtem schwarzem Haar. Er riss der nackten Frau im Bett die Decke weg und wickelte sie um sich. Er stand mitten im Zimmer und starrte uns beide äußerst misstrauisch an.
    »Bist du Boris Gruschenkow?«, fragte der Professor. Wahrscheinlich fand der Russe das Vorgehen dieses Unbekannten, der da urplötzlich in seinem Zimmer gestanden hatte, ziemlich unverschämt.
    »Das geht dich gar nichts an«, antwortete Boris.
    Dann brüllte er etwas auf Russisch, und im nächsten Augenblick ging er mit gesenktem Kopf auf mich los, riss mich zu Boden und warf sich über mich. Ich spürte seinen stinkenden Atem im Gesicht, als er mich mit seinen Pranken bei der Kehle packte. Irgendwelche gurgelnden Laute brachen aus mir heraus, als ich versuchte, um Hilfe zu rufen. Er drückte so fest zu, dass ich keine Luft mehr bekam. Mit den Augen eines Sterbenden sah ich, wie der Professor hinter ihm auftauchte, seinen Stock schwang und den silbernen Knauf auf den Schädel des Russen niedergehen ließ, aber das bewirkte gar nichts. Der Professor schlug ein weiteres Mal zu, ich hörte, wie der Knauf auf den Schädel traf, und diesmal schien der Russe etwas zu spüren. Ich merkte jedenfalls, dass sich sein tödlicher Griff etwas lockerte. Der Professor hielt jetzt den Stock mit beiden Händen, legte ihn dem Russen quer vor die Kehle und zerrte mit beiden Händen unter Aufbietung aller seiner Kräfte daran, sodass der Mann gezwungen war, den Kopf nach hinten zu biegen. Erst da wurde mir richtig klar, über welche Bärenkräfte der Professor trotz seines Alters verfügte. Der Mann lief krebsrot an. Mir gelang es,seine Pranken von meinem Hals zu entfernen und unter ihm wegzukriechen. Der Mann versuchte, den Professor zu packen, aber das gelang ihm nicht, weil der sich inzwischen auf ihn gesetzt hatte. Als der Russe sich aufzurichten versuchte, befahl der Professor mir, mich ebenfalls auf ihn zu setzen, und gemeinsam gelang es uns, ihn am Boden zu halten.
    »Wir wollen dir nichts Böses«, sagte der Professor, um den Russen zu beruhigen. »Glaub mir. Wir brauchen bloß Informationen von dir.«
    Der Mann knurrte etwas Unverständliches.
    »Es nimmt nicht viel Zeit in Anspruch, und dann verschwinden wir sofort, und du siehst uns nie wieder. Verstehst du, was ich sage?«
    Es dauerte einige Zeit, bis der Mann zustimmend

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