Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
werde hier warten, und ich schwöre dir in Aricks Namen«, erklärte er, »dass ich die beiden vor Orris und vor jeder anderen Gefahr schützen oder bei dem Versuch sterben werde.« Trahn sah seinem Freund in die Augen, bis Baden mit einem zögernden Nicken nachgab. Dann wandte er sich an Sartol. »Ich denke, dass die Meister dich zum neuen Weisen wählen werden. Meinen Glückwunsch«, sagte er ohne jede Ironie.
Sartol nickte. »Danke, Trahn. Ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass ich niemals hätte Weiser sein wollen. Aber ich hätte auf diese Ehre gerne noch viele Jahre gewartet, wenn das bedeutet hätte, dass Jessamyn noch leben würde.«
»Das wissen wir, Sartol«, erwiderte Baden freundlich, »aber Trahn hat Recht. Als Eulenmeister sind wir beide verpflichtet, im Interesse des Ordens und des Landes zu handeln, selbst wenn das einen hohen Preis von uns fordert. Ich glaube, Trahn hat Recht, wenn er vorhersagt, dass die Meister dich zum neuen Weisen wählen werden; ich weiß, dass ich für dich stimmen werde. Aber ich beneide dich nicht - dies sind schwierige Zeiten für ein Ordensoberhaupt.« Sartol lächelte kurz. »Aus diesem Grund«, sagte er bedeutungsvoll und richtete den Blick auf Baden, »sollte ich einen möglichst fähigen Ersten wählen. Ich möchte dich bitten, darüber nachzudenken, Baden, ob diese Stellung dir zusagen würde.«
Baden war vollkommen verblüfft. Nach einem Augenblick nickte er, sagte aber nichts.
»Baden und ich werden im Morgengrauen aufbrechen«, erklärte Sartol, als wäre nun klar, dass ihm die Entscheidungen zufielen. »Wir werden zwei Pferde nehmen, und wir werden die Stäbe von Jessamyn und Peredur nach Amarid zurückbringen. Trahn, sobald du herausgefunden hast, was mit Jaryd und Alayna passiert ist, setz dich über die Cerylle mit uns in Verbindung und lass es uns wissen.«
»Selbstverständlich«, versicherte Trahn.
»Inzwischen«, fuhr Sartol in feierlicherem Ton fort, »sollten wir einen Scheiterhaufen für die Eulenweise und ihren Ersten errichten.«
Die drei Magier begannen, Holz für den Scheiterhaufen zu sammeln und verbrachten den größten Teil der restlichen Nacht damit, es in zwei großen Haufen nebeneinander in der Nähe des Lagers aufzuschichten. Kurz vor Anbruch der Dämmerung, als die erste Vorahnung von Licht den Osthimmel berührte, kehrten Baden und Trahn zu der Baumgruppe zurück, um die Leichen von Jessamyn und Peredur zu holen und zu den Scheiterhaufen zu bringen. Jessamyns Eule saß immer noch wachsam auf dem Arm der toten Frau, aber sie flog zu einem niedrigen Ast, als Baden sich bückte, um die Eulenweise hochzuheben, und dann folgte sie Trahn und Baden, als diese das Gehölz verließen. »Pass unterwegs auf dich auf«, warnte Trahn leise, als sie die Weise und den Ersten zum Lager zurücktrugen. »Ich weiß, dass du dich nicht sonderlich gut mit Orris verstanden hast, aber es fällt mir immer noch schwer, Sartols Geschichte zu glauben. Wenn er tatsächlich lügt, dann ist er ein Verräter am Orden, und dein Leben ist in Gefahr.«
»Ich verstehe, was du meinst«, erwiderte Baden. »Ich werde aufpassen. Aber du solltest dasselbe tun. Wenn Sartol die Wahrheit sagt, dann könnte es sein, dass du dich Orris stellen musst.«
Trahn lächelte, aber seine grünen Augen blitzten leidenschaftlich. »Wenn Orris tatsächlich Jessamyn und Peredur getötet hat, dann sollte er sich lieber fern halten.«
Baden grinste. »Du wirst mir fehlen, mein Freund. Arick steh dir bei.«
»Und dir«, entgegnete der Falkenmagier.
Sie hatten die Scheiterhaufen erreicht, an denen Sartol schon wartete, und schweigend hoben sie Jessamyn und Peredur hinauf.
Dann standen die drei Magier Schulter an Schulter in kurzer Entfernung von den Holzhaufen, richteten die Stäbe darauf und bereiteten sich darauf vor, das Holz anzuzünden. »Mit Holz und Feuer, Geschenken von Tobyn und Leora, befreien wir die Geister von Jessamyn, Tochter Amarids, und Peredur, Sohn Amarids«, intonierte Sartol. »Öffnet ihnen eure Arme, Arick und Duclea, und gewährt ihnen Ruhe und Frieden.«
Bei Sartols letzten Worten fuhr Feuer aus den Ceryllen der drei Magier - gelbes von Sartol, bräunliches von Trahn und orangefarbenes von Baden - und zuckte in die Zweige unten an jedem Scheiterhaufen. Trotz des Regens, der inzwischen schwächer geworden war, begann das Holz zu knistern, und die Flammen stiegen langsam durch die Scheiterhaufen auf, um die Leichen der Eulenweisen und des Ersten zu
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