Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
daraus. Er existiert nur, um ein mögliches Feuer im Silo bekämpfen zu können. Aber spät gestern Nacht, nachdem wir alle schliefen, begannen die Feuer, und als wir den Brunnen erreichten, fanden wir das Seil zerschnitten und den Eimer am Boden. Wir hatten kein Wasser, um das Getreide zu retten.« Der Mann hatte die Augen blicklos weit aufgerissen gehabt, aber nun starrte er wieder wütend den Eulenmeister an. »Weißt du, was wir ebenfalls am Brunnen gefunden haben, Magier?« Der Mann nahm etwas aus seiner Hemdtasche und streckte die Hand zu Baden aus. »Das da.«
Jaryd schnappte nach Luft. In der Hand des Mannes lag eine schwarze Feder, genau wie die, die Jaryd in der Nacht zuvor in seinem Traum gesehen hatte.
Der Mann hatte sich so auf Baden konzentriert, dass er Jaryd kaum wahrgenommen hatte. Aber nun wandte er sich dem jungen Mann zu, und seine Augen blitzten triumphierend.
»Nun, Magier - selbst wenn du nicht ehrlich zu uns sein willst, dein junger Freund scheint diese Feder zu erkennen.« Baden sah Jaryd fragend an. »Jaryd?«
»Ich habe letzte Nacht davon geträumt.«
»Was?« Baden war verblüfft.
»Ich habe sie letzte Nacht in einem Traum gesehen. Ein Magier hat sie mir gegeben, und als ich sie in die Hand nahm, ist sie in Flammen aufgegangen.«
Der Eulenmeister drehte sich so, dass er jetzt direkt vor seinem Neffen stand, und starrte Jaryd in die Augen. »Jaryd, das ist jetzt sehr wichtig: Hast du den Magier gesehen?«
Jaryd schüttelte den Kopf. »Nein. Sein Gesicht lag im Schatten der Kapuze. Ich konnte nichts davon sehen.«
»Was war mit seinem Vogel?«, wollte Baden wissen.
»Das ist Unsinn!«, warf der Mann erbost ein. »Ich habe deine Fragen beantwortet, Magier«, fügte er hinzu und starrte Baden wütend an. »Jetzt beantwortest du meine, wie wir es abgesprochen haben.«
Baden nickte kühl.
»Gut.« Ein feindseliges Grinsen breitete sich auf dem rußigen Gesicht des Mannes aus. »Ich frage dich also: Warum sollten wir dich und deinen Freund hier nicht auf der Stelle für das, was ihr uns angetan habt, umbringen?« Jaryd spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten, als aus der Menge zustimmendes Murmeln erklang. Baden holte Luft, um auf die Herausforderung des Mannes zu antworten.
Aber noch bevor er etwas sagen konnte, erklang eine strenge Stimme: »Das reicht jetzt, Leyton!«
Jaryd drehte sich um und sah, wie ein älterer Mann rasch auf die Menge zukam. Er hatte eine gesunde Gesichtsfarbe und eine aufrechte, schlanke Gestalt, die irgendwie im Gegensatz zu seinem dichten weißen Haar stand. Wie Leyton hatte auch dieser Mann Rußflecken auf der Kleidung und Brandwunden, die davon kündeten, dass er in der vergangenen Nacht gegen das Feuer gekämpft hatte. »Das ist Cullen«, flüsterte Baden Jaryd zu. »Wir werden bei ihm und seiner Frau Gayna übernachten.« Einen Augenblick später fügte er, immer noch im Flüsterton, hinzu: »Das hoffe ich jedenfalls.«
Jaryd warf dem Magier einen fragenden Blick zu, aber Baden schaute bereits seinem Freund entgegen und lauschte seinen Worten.
»Ich kenne diesen Magier«, versicherte Cullen den Leuten und drängte sich durch die Menge, bis er Jaryd und den Eulenmeister erreicht hatte. »Das hier ist Baden. Er hat unsere Stadt schon besucht, unsere Kranken und Verletzten geheilt und uns in schlimmen Zeiten geholfen, als du noch nicht einmal auf der Welt warst. Er wird uns nichts Böses tun. Und«, fuhr er mit einem wütenden Blick zu Leyton fort, »er hat Besseres verdient als Anklagen und Drohungen.«
»Aber Cullen«, erklang eine andere Stimme. »Du hast gehört, was geredet wurde. Das haben wir alle.«
»Ja«, gab der ältere Mann zu. »Ich habe die Gerüchte gehört. Und ich habe mein Bestes getan, es nicht zu glauben. Die Söhne und Töchter Amarids sind zu sehr Teil dieses Landes, ich kann nicht glauben, dass sie so etwas tun.«
Leyton wies auf die verkohlten Gebäude. »Auch jetzt noch nicht?«
»Jetzt bin ich nicht mehr sicher, was ich denken soll«, gab Cullen müde zu. »Wenn die Geschichten wahr sind, dann fürchte ich um Tobyn-Ser. Aber«, fuhr er fort, und seine Stimme war wieder kräftig, und seine Augen blitzten zornig, »ich glaube nicht, dass Baden etwas mit den Untaten abtrünniger Magier zu tun hat!«
»Dann bist du ein noch größerer Narr, als ich dachte, alter Mann!«, erwiderte Leyton höhnisch. »Dieser Magier ist der Dämon, der letzte Nacht unser Leben zerstört hat. Und ich habe vor, ihn dafür zahlen zu
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