Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Häusern und Läden, die sich an die Berge schmiegten, »liegt Amarids Zuhause.«
Jaryd schaute abermals den Magier an. »Sprichst du von dem Haus, in dem er aufwuchs?«, fragte er. Baden nickte, und abermals schüttelte Jaryd den Kopf. Dies hier war tatsächlich die Stadt des Ersten Magiers, und Jaryd konnte seine Präsenz bereits überall spüren, in jeder Einzelheit. Selbst von hier oben sah er, dass man, ganz gleich, wohin man sich in dieser Stadt wandte, immer an den Mann erinnert werden würde, nach dem sie benannt worden war.
Sie genossen die Aussicht noch einen Augenblick, dann begannen sie den Abstieg von den Bergen zum Falkenfinder-Wald. Mit seinem ersten Blick auf diese wunderbare Stadt war die freudige Aufregung zu Jaryd zurückgekehrt. Der Gedanke an die geheimnisvollen Überfälle wich aus seinem Kopf und wurde von der Hoffnung ersetzt, bald viele Magier kennen zu lernen und tatsächlich Zeuge einer ihrer Versammlungen zu werden. Er fühlte sich wie ein Kind am Abend von Tobyns Fest.
»Baden?«, rief er impulsiv seinem Onkel zu, als die beiden um den schimmernden, windgepeitschten Dacia-See wanderten, der vor tausend Jahren nach Amarids Frau benannt worden war.
»Ja?«
Jaryd zögerte einen Augenblick, denn plötzlich wusste er nicht mehr, was er eigentlich hatte sagen wollen. »Danke.« Baden blieb stehen und wandte sich dem jungen Mann zu. »Wofür?«
Jaryd zuckte die Achseln und war plötzlich verlegen. »Ich weiß nicht. Für alles, nehme ich an. Dass du mich mitgenommen hast. Hierher gebracht hast.« Wieder zuckte er die Achseln. »Ich weiß nicht«, wiederholte er.
Ein Lächeln breitete sich langsam auf dem Gesicht des Eulenmeisters aus, dieses freundliche, nachsichtige Lächeln, das Jaryd inzwischen so gut kannte. »Keine Ursache«, sagte er schlicht. Dann drehte er sich wieder um, und die beiden, Eulenmeister und Schüler, gingen weiter auf die Stadt des Ersten Magiers zu.
Früh am Nachmittag erreichten sie das Ufer des Larian und überquerten eine Holzbrücke, die in den ehemaligen Stadtkern von Flusshafen, Amarids Heimatort, führte. Wie die Brücke waren auch die Gebäude in dem alten Dorf aus grob behauenen Stämmen, die durch Regen, Wind und Sonne dunkel und glatt geworden waren. Dennoch, sie wirkten immer noch stark und fest, und Jaryd war nicht überrascht zu sehen, dass sich in den Gebäuden Läden und Gasthäuser befanden. Dutzende von Kaufleuten und hunderte anderer Menschen drängten sich in den Straßen des alten Dorfs, und anders als die Bewohner der Dörfer, die sie bei ihrer Reise durchquert hatten, hießen diese Menschen Baden höflich und freudig willkommen. Die Kaufleute boten dem Magier und seinem Schüler Brot, Trockenfleisch und Obst an, und viele verbeugten sich vor dem Eulenmeister oder entboten ihm den offiziellen Gruß. Jaryd erwiderte das Nicken und das Lächeln, das man ihm entgegenbrachte, und blieb hin und wieder stehen, um ein Geschenk von einem Kaufmann entgegenzunehmen. Einmal bemerkte er zwei junge Frauen, die ihn mit strahlenden Augen ansahen und dann miteinander zu flüstern begannen. Errötend wandte er sich ab und beeilte sich, Baden einzuholen. Jaryd fand den Eulenmeister im Gespräch mit Radomil, der Accalia und dem Rest von Leoras Wald diente. Radomil war beinahe einen Fuß kleiner als der Eulenmeister, und neben Badens schlanker Gestalt schien der runde Bauch des Falkenmagiers den Größenunterschied noch zu betonen. Sein rasierter Kopf und der dichte braune Kinn- und Schnurrbart ließen Radomil irgendwie streng aussehen, aber Jaryd wusste es besser.
»Ah, da kommt Jaryd ja«, hörte er Baden sagen, als er näher kam.
»Ich grüße dich, Jaryd«, sagte Radomil grinsend. »Ich freue mich, dass dein Onkel dich endlich mit zur Versammlung gebracht hat. Noch ein weiteres Jahr, und ich hätte dich zu meinem Schüler gemacht.«
»Das wäre mir ein Vergnügen gewesen, Magier Radomil«, erwiderte Jaryd aufrichtig.
Der Falkenmagier nahm das Kompliment mit einem Nicken zur Kenntnis. »Ich hoffe, die Stadt gefällt dir, und du genießt deine erste Versammlung, Jaryd.« Dann wandte er sich wieder dem Eulenmeister zu. »Baden, es ist schön, dich wiederzusehen, selbst in so finsteren Zeiten. Ich hoffe, wir werden Gelegenheit haben, miteinander zu sprechen, bevor die Versammlung zu Ende geht.«
Baden lächelte den Magier an und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das hoffe ich auch. Bis morgen, Radomil.«
»Bis morgen«, erwiderte der Falkenmagier. Er
Weitere Kostenlose Bücher