Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Magier das Versprechen abgenommen hatte, dass sie sich mit dem Rucksack abwechseln würden.
Jaryd und der Eulenmeister frühstückten rasch, und dann verabschiedeten sie sich und machten sich auf den Weg zum Dhaalismin, gerade, als die Sonne begann, sich über den Horizont der großen Nordebene zu schieben. Sie erreichten den Fluss kurz vor Mittag und folgten ihm in Richtung Süden, dorthin, wo der Hauptarm mit dem Nordarm zusammentreffen würde, der nahe dem nördlichen Rand von Tobyn-Ser aus den Seebergen kam und sich durch den oberen Teil der Ebene schlängelte. Nachdem sie den Zusammenfluss der beiden Arme am Abend des nächsten Tages erreicht hatten, wanderten sie weiterhin nach Süden, bis sie schließlich schon im Mondlicht eine Steinbrücke erreichten, die über die vereinten Wasser des Dhaalismin führte.
Die nächsten Tage brachten weitere lange, anstrengende Märsche. Jaryd und Baden standen im Morgengrauen auf, machten sich auf den Weg und wanderten selbst nach Sonnenuntergang noch im hellen Silberlicht von Ducleas Mond weiter. Das Ergebnis war, dass sie die Ebene relativ schnell überquert hatten und bereits eine Woche nach ihrem Aufbruch aus Taima am Rand von Tobyns Wald standen. Sie versuchten, auch im Wald ihr Tempo beizubehalten, aber das Abnehmen des Mondes, das trübe Licht unter den riesigen, dicht belaubten Bäumen und der unebene Waldweg machten das Vorankommen schwieriger. Dennoch, es wurde zumindest nicht mehr sonderlich bergig, und es gelang ihnen, bei Tageslicht beträchtliche Entfernungen zurückzulegen, und nach weiteren zwei Wochen hatten sie den Wald ebenfalls hinter sich gelassen. Während ihrer Reise über die Ebene und durch Tobyns Wald begegneten sie nur wenigen Menschen und kamen nur durch eine Hand voll größerer Ansiedlungen. Die Menschen dort betrachteten sie wachsam, aber ohne die eindeutige Feindseligkeit, der sie sich in Taima gegenübergesehen hatte. In einem kleinen Dorf am Ostrand der Ebene heilte Baden das gebrochene Bein eines Bauernpferdes, und er und Jaryd wurden an diesem Abend mit Unterkunft und einem großen Beutel Trockenfleisch belohnt. Und als sie auf dem Waldweg einem Händler begegneten, tauschte Jaryd unter dem anerkennenden Blick des Eulenmeisters seinen Schlafsack gegen Trockenobst, Käse und Fladenbrote. Der Händler bot ihm auch mehrere Goldstücke für Roydens Ring, aber Jaryd lehnte höflich ab.
Zwei der Dörfer, durch die sie kamen, hatten keine Gasthäuser, und beide Male schickten die Dorfbewohner die Reisenden zum Tempel von Arick. Dort boten ihnen die Söhne und Töchter der Götter zu Jaryds großer Überraschung Zuflucht und Essen, und Baden nahm - was für den jungen Mann noch überraschender war - das Angebot dankbar an. In den Tagen Amarids hatten die Söhne und Töchter der Götter, die ihr Leben der Anbetung von Arick, Duclea, Tobyn und Leora widmeten, die Gründung des Ordens voller Misstrauen beäugt, denn sie hielten die Magier und deren Organisation für unerwünschte Rivalen um Einfluss und Macht. Und obwohl es nie zu einem offenen Konflikt zwischen den Magiern und den Hütern der Tempel gekommen war, seit man Theron verurteilt hatte, stellte die Tatsache, dass beide Gruppen im Land über eine gewisse Autorität verfugten, eine stetige Quelle für Reibereien dar. Als Jaryd Baden danach fragte, nachdem sie sich in dem zweiten Tempel nach dem Essen in ein kleines Zimmer zurückgezogen hatten, zuckte der Eulenmeister nur die Achseln.
»Die Spannungen zwischen den Hütern des Tempels und dem Orden gingen zum größten Teil von einer Seite aus«, erklärte er. »Als Amarid sich an Parne band, gab es schon lange Tempel, und wir Magier haben uns nie als einen Ersatz für die Diener Aricks betrachtet. Wir akzeptieren ihre Rolle hier im Land, und wir haben immer gehofft, dass sie eines Tages auch unsere akzeptieren würden. Daher nehme ich gerne die Zuflucht an, die sie mir auf Reisen bieten.« Die meiste Zeit übernachteten der Eulenmeister und sein Schüler allerdings unter freiem Himmel. Mit den Vorräten, die sie von Cullen und Gayna erhalten hatten, den Dingen, die sie unterwegs noch bekamen, und dem Wild, das Anla ihnen brachte, hatten sie mehr als genug, um sich unterwegs zu ernähren.
Jaryd hatte das Gefühl, jeden Tag kräftiger zu werden, und inzwischen fürchtete er die langen Märsche nicht mehr, sondern freute sich sogar auf sie. Manchmal musste er sogar lachen, wenn er sich daran erinnerte, wie schwer ihm zu Beginn alles
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