Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Erste Magier selbst solle sich Theron stellen, und Amarid weigerte sich auch in diesem Fall. Bald darauf entschlossen sich die Bewohner von Rholde, ihr Dorf lieber zu verlassen, als noch mehr von Therons Grausamkeiten zu ertragen.
In den folgenden Jahren betraten andere Magier den Hain. Einige hofften, Frieden mit Theron zu schließen, andere waren vielleicht auf der Suche nach Ruhm. Aber keiner wurde je wiedergesehen. Schließlich verließen alle Menschen aus Ducleas Wald, wie der Schattenwald einmal hieß, ihre Dörfer, denn sie befürchteten, dass Theron sie nie in Ruhe lassen würde. Bis auf den heutigen Tag ist dieser Teil des Landes verlassen.« Baden hielt inne und trank nachdenklich einen Schluck Bier. »Du siehst also, Jaryd«, fuhr er schließlich fort, »dass es ausgesprochen gefährlich ist, sich mit Theron anzulegen.«
»Was ist denn dann zu gewinnen, wenn man versucht, mit ihm zu sprechen?«, fragte Jaryd, der sich langsam wieder gefasst hatte.
»Diesmal, denke ich, überlasse ich es dir«, sagte Baden zu Trahn. »Es war schließlich deine Idee.«
Trahn lächelte und nickte. »Was wäre zu gewinnen?«, wiederholte er. »Viel, wenn es uns gelingt, die Nacht zu überleben. Theron greift die Dörfer vielleicht an, um unsere Aufmerksamkeit zu erreichen, und sobald er weiß, dass wir ihm zuhören, hört er vielleicht auf. Oder er könnte etwas wollen, was wir ihm geben können. Es wäre auch möglich, dass wir in unserem Gespräch mit ihm etwas erfahren, das uns hilft, die Macht der Unbehausten zu neutralisieren oder sie zu beherrschen. Und falls Theron doch nicht für die Angriffe verantwortlich sein sollte, weiß er vielleicht, wer es ist. Die Unbehausten verfügen über große Weisheit und ein Wissen, das das unsere weit überschreitet. Vorausgesetzt natürlich, dass wir den Hain lebend wieder verlassen.«
Trahns offene Miene und sein schlichter Tonfall ließen beinahe vergessen, dass er darüber sprach, sich dem unbehausten Geist Therons zu stellen. Und dennoch wusste Jaryd, der von den beiden Männern ins Vertrauen gezogen wurde, als wäre er bereits ein Magier, und ebenso Zeuge ihrer Angst wurde wie ihrer Entschlossenheit, dass er Baden und Trahn überallhin folgen würde. Sogar in Therons Hain. Gleichzeitig fiel ihm die nächste Frage ein - eine, die ihn zutiefst verängstigte. Er schob sie von sich, grinste und schaute von einem Magier zum anderen. »Und«, fragte er forsch, »wann brechen wir auf?«
Trahn lachte leise. »Ich bin nicht sicher, ob wir überhaupt gehen werden. Ich weiß auch nicht, ob die anderen Magier dich mitnehmen wollen, da du noch nicht einmal einen Umhang hast.«
»Das sollten sie aber«, erklärte Baden. »Er hat den Magier gesehen, der Taima angegriffen hat.«
»Was?«, fragte Trahn verblüfft.
»In der Nacht, bevor wir Taima erreichten, hatte Jaryd eine Vision.«
Von dem Augenblick an, seit sie Trahn begegnet waren, hatte der Falkenmagier den jungen Mann mit Respekt behandelt, beinahe, als wären sie gleichgestellt. Das war einer der Gründe, wieso Jaryd den dunkelhäutigen Mann so schnell lieb gewonnen hatte. Aber nun bedachte ihn Trahn mit einem Blick voller Ehrfurcht und Staunen, der
Jaryd verlegen machte. »Bitte«, bat der Falkenmagier leise, »erzähle mir von dieser Vision.«
»Eigentlich gibt es gar nicht viel zu erzählen«, meinte Jaryd nervös. »Baden hat versucht, mir am nächsten Tag meinen Traum noch einmal vor Augen zu rufen, und selbst das hat nicht viel ergeben.« Er warf Baden einen Blick zu, und sein Onkel nickte ihm ermutigend zu. »Ich sah einen Mann im Umhang eines Magiers, der einen großen schwarzen Vogel auf der Schulter hatte und einen Stab mit einem schimmernden roten Stein trug. Er hatte die Kapuze über den Kopf gezogen, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Aber er reichte mir eine schwarze Feder, und als ich die Feder in die Hand nahm, ging sie in Flammen auf.« Jaryd zuckte die Achseln. »Am nächsten Tag fanden wir heraus, dass diese Häuser in Taima niedergebrannt waren, und derjenige, der sie angezündet hat, hatte eine schwarze Feder zurückgelassen.«
Trahn schaute von Jaryd zu Baden, und seine Miene war grimmig geworden. »Am Schauplatz eines jeden Angriffs wurde eine schwarze Feder zurückgelassen.«
»Jaryd«, sagte Baden sanft, »es könnte sein, dass ich dich bitten werde, deine Vision bei der Versammlung noch einmal zu beschreiben.«
Immer noch verlegen, schreckte Jaryd schon vor dem Gedanken daran zurück.
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