Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Orden und dem Rest des Landes verbessert hatte.
Jaryd und Baden nahmen ihren Platz in der Prozession ein, und Trahn verließ sie, um sich weiter hinten einzureihen, solange die Magier noch darauf warteten, dass es endlich losging. Die Teilnehmer der Prozession hatten sich entsprechend ihrer Dienstjahre im Orden aufgestellt. Von den beinahe sechzig Magiern, die derzeit Ordensmitglieder waren, war Baden etwa der Zwanzigste, und er und Jaryd standen mehrere Plätze hinter Sartol und zwei Plätze vor Radomil. Als Badens Schüler war es Jaryd erlaubt, sich neben seinem Onkel vorn in der Prozession einzureihen. Wenn er allerdings erst einmal selbst Magier war, würde Jaryd am Ende marschieren, zusammen mit den anderen jungen Leuten. Als er nun dorthin zurückschaute, entdeckte er ganz am Ende der Reihe eine Frau, die etwa in seinem Alter war. Sie hatte dichtes, langes dunkles Haar, und Jaryd konnte trotz ihres weiten Hemds und der weit geschnittenen Hosen erkennen, dass sie schlank und athletisch gebaut war.
»Wer ist das?«, fragte er impulsiv, obwohl er gar nicht hatte laut sprechen wollen.
Baden folgte seinem Blick. »Am Ende der Prozession? Das ist Alayna, das neueste Ordensmitglied. Ist sie eher dein Typ als die Kellnerin?«, fragte der Magier neugierig. Jaryd errötete. »Sieht ganz so aus«, meinte Baden mit einem spöttischen Grinsen. »Das ist die erste andere Farbe außer Grün, die ich heute in deinem Gesicht sehe. Sie wäre auch mein Typ«, fuhr er ohne Ironie fort, »wenn ich ein paar Jahre jünger wäre. Sie ist nicht nur schön und intelligent, sie hat auch ein gewaltiges Potenzial als Magier; tatsächlich glauben viele, dass sie vielleicht eines Tages Oberhaupt des Ordens werden wird.«
»Wie könnt ihr das jetzt schon wissen?«, fragte Jaryd, der immer noch die junge Frau anstarrte.
»Sicher können wir natürlich nie sein. Aber selbst bei den neuesten Magiern kann man oft Anzeichen solcher Dinge sehen. Erkennst du den Vogel auf ihrer Schulter?«
Jaryd hatte den majestätischen grauen Vogel nicht beachtet, bis Baden die Frage stellte. »Amarids Falke!«
»Genau. Eine Bindung an ein Tier dieser Art zeugt für gewöhnlich von großer Kraft, besonders, wenn es die erste Bindung ist.«
Jaryd schaute weiterhin Alayna an. Dann erwiderte sie plötzlich seinen Blick. Jaryd spürte, wie sein Herz einen Moment aussetzte, und er sah, wie ihre Augen ein wenig größer wurden, als sie zurückstarrte. Es dauerte nur einen winzigen Augenblick - so abrupt, wie es begonnen hatte, wandte sie sich wieder ab, und Jaryd fragte sich, was ihr bei diesem kurzen Blickwechsel wohl durch den Kopf gegangen sein mochte. Kurz darauf, als die Glocken der Großen Halle zu läuten begannen, nahmen Jessamyn und ein weißhaariger Magier mit einer kleinen rötlichen Eule ihre Plätze am Kopf der Prozession ein, und der Orden begann, auf die Halle zuzumarschieren. Jaryd schwieg eine lange Zeit, und in seinem Kopf spielte sich wieder und wieder diese stille Begegnung mit Alayna ab.
Nachdem sie den Wald, der Amarids Zuhause umgab, hinter sich gebracht hatten, umkreiste die Prozession das Viertel, das Haus und Waldland beherbergte, und bewegte sich dann auf einer der Ausfallstraßen auf die Große Halle zu. Am Straßenrand standen hunderte von Menschen, die den Magiern zuwinkten und zujubelten. Von diesem Anblick aus seinen Gedanken gerissen, schloss sich Jaryd schnell Baden und den anderen Magiern an und winkte und lächelte zurück.
»Ein netterer Empfang, als er uns in Taima zuteil wurde, findest du nicht?«, sagte Baden über den Lärm der Menge hinweg.
Jaryd nickte, und dann erinnerte er sich an eine Frage, die er schon länger hatte stellen wollen. »Wer ist der ältere Magier, der neben Jessamyn geht?«
»Das ist Peredur, Jessamyns Erster.«
»Ich habe dich schon öfter vom Ersten der Eulenweisen sprechen hören, aber ich habe immer noch nicht begriffen, was er tut.«
Baden lachte leise. »Es ist eine seltsame Stellung«, erklärte er. »Verschiedene Erste haben ihren Weisen auf ganz unterschiedliche Arten gedient. Einige sind Berater in Sachen Politik und Führerschaft. Andere verbringen viel Zeit damit, sich um die alltäglichen Angelegenheiten der Weisen zu kümmern, damit diese genug Zeit haben, den Orden zu leiten, ohne sich mit solchen Kleinigkeiten abgeben zu müssen.« Der Eulenmeister hielt inne. »Ich würde sagen, Peredur steht irgendwo in der Mitte. Er war nie ein sonderlich mächtiger Magier und hat sich auch
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