Coe, Jonathan
dreihundert Metern
bitte wenden.
»Ha, ha! Das sagt sie jetzt
schon seit geraumer Zeit. Das ist Emma, meine treue - wie gesagt - meine treue
Navigatorin, die heute ausnahmsweise mal nicht einer Meinung mit mir ist, was
die richtige Route angeht. Sie scheint zu befürchten, dass wir es in diesem
Tempo nicht schaffen, das Kap der Guten Hoffnung noch vor Weihnachten zu
umsegeln, und dann hätten wir ungemütliches Wetter in den Donnernden
Vierzigern. Ich muss allerdings sagen, dass das Wetter hier auch schon ganz
schön beschissen ist. Ihr seht ja die dicken Schneeflocken um den Wagen
herumwirbeln - hört ihr auch den Wind? Das alles macht einem die Fahrerei nicht
gerade leichter, und die Tatsache, dass der Fahrer - besser gesagt der Käpt'n -
seit ungefähr fünfzehn Stunden regelmäßig Alkohol nachschüttet, macht es nicht
besser. Es geht nichts über einen guten Schluck Schiffsrum, sage ich immer, der
hält dich bei stürmischer See auf den Beinen! Aber die Straße wird hier immer
kurviger und heimtückischer, schneller als dreißig kann man hier gar nicht
fahren, und im Tank ist ziemlich Ebbe und - hoppla! - die Kurve hatte es in
sich, hab sie 'n bisschen spät gesehen, und was mag das eben für 'n Geräusch
gewesen sein, vielleicht ist die Kamera von der Ablage gerutscht, und ich kann
euch deshalb diese herrliche Nahaufnahme von meinem linken Schuh anbieten.
Okay. Schnitt.«
»Emma?
Emma, bist du noch da?« Ja, hier bin ich.
»Du hast schon eine Weile nichts mehr gesagt.« Ich bin da. Was ist los?
»Sollen wir nicht bald mal
anhalten. Ich werde schon wieder müde.«
Dem Straßenverlauf weiter
folgen.
»Okay. Wenn du meinst. Aber
wäre es nicht ein guter Zeitpunkt zu reden?«
In dreihundert Metern bitte
wenden.
»Gibst du eigentlich nie auf?
Ich möchte mit dir über meinen Vater und Roger reden.«
Folgen Sie dem Straßenverlauf.
Ich habe darüber nachgedacht,
und vielleicht ist die Geschichte gar nicht so traurig. Weißt du, auf ihre Art
haben sie sich geliebt. Ich meine, Roger scheint mir ein kleiner Tyrann und ein
ziemliches Arschloch gewesen zu sein, aber ich glaube, dass er meinen Vater
wirklich gern gehabt hat. Und das heißt doch, dass wenigstens einer ihn mal richtig gern gehabt
hat. Ich weiß nicht, ob Mum ihn zu irgendeiner Zeit wirklich gemocht hat,
verstehst du? Wenn man's genau bedenkt, haben Roger und mein Vater nur sehr
viel Pech gehabt. Weil vor allem dieser Crispin Lambert ihnen alles vermasselt
hat. Wenn er ihnen nicht seine bescheuerten Wettprojekte aufgeschwatzt hätte,
wäre vielleicht alles gut geworden. Auch wenn ich nicht sicher bin, dass mein
Vater je den Mut zu einem richtigen Coming-out gefunden und sich eingestanden
hätte, dass er der Mensch ist ... na ja, der er eben ist. Aber der Weg, den er
für sich gewählt hat, war in mancher Hinsicht viel steiniger. Sich selbst zu
täuschen, jeden, der ihm nahestand, zu täuschen - ein Leben lang. Genau das hat
Crowhurst auch vorgehabt, oder? Wahrscheinlich hat er mich deshalb an Dad
erinnert ...
Emma?«
Folgen Sie dem Straßenverlauf.
Folgen Sie dem Straßenverlauf.
»Du hast gut reden. Ich kann
der Straße nicht weiter folgen. Du siehst ja - sie ist gesperrt. Von der
Polizei gesperrt. Sie haben ein Gitter quer drüber gestellt.
Wo, zum Henker, sind wir
eigentlich? Sind wir nicht gerade erst durch eine Stadt gekommen?
Mal sehen. Ja, da sind wir.
Das sind wir - der kleine rote Pfeil auf dem Bildschirm, der auf einmal stehen
geblieben ist. Das sind wir, du und ich. Aber guck doch mal, wenn wir jetzt ein
Stückchen zurückfahren, zweigt eine kleine Straße nach Westen ab, die uns an
der Barriere da vorne vorbeibringt und später wieder auf die Hauptstraße
trifft. Wir müssen nur auf den Berg da rauffahren und auf der anderen Seite
wieder runter. Kein Problem.
Das heißt, ich weiß nicht, ob
wir noch genug Benzin haben. Das Warnlicht blinkt schon seit 'ner ganzen Weile.
Egal, oder? Was soll uns schon Schlimmes passieren. Wir haben Whisky, und wir
haben uns - dann machen wir uns eben eine schöne Nacht, oder? Was sagst du?«
Das musst du entscheiden, Max.
Du ganz allein.
»Braves Mädchen. Also, dann
mal los.«
Die Räder von dem Bus drehn sich ringsherum,
Ringsherum, ringsherum
Die Räder von dem Bus drehn sich ringsherum,
Vom Morgen bis zum Abend.
Die Wischer von dem Bus machen wisch-wasch-wisch,
Wisch-wasch-wisch, wisch-wasch-wisch.
Die Wischer von dem Bus machen wisch-wasch-wisch,
Vom Morgen bis zum
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