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Coelho,Paul

Coelho,Paul

Titel: Coelho,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schutzengel
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Geld.
    Jeden Nachmittag, bevor Vahalla Paulo zum Spaziergang in der Wüste rief,
praktizierten er und Chris Channeling und redeten mit
ihren Engeln. Obwohl der Kanal noch nicht vollkommen geöffnet war, spürten
sie, wie beständiger Schutz, Liebe und Frieden sie umgaben. Sie hörten Sätze,
die keinen Sinn ergaben, hatten die eine oder andere Erleuchtung, häufig jedoch
erfüllte sie einfach nur ein Gefühl der Freude - mehr nicht. Aber sie wussten,
dass sie mit den Engeln sprachen und dass die Engel darüber glücklich waren.
    Ja, die Engel waren glücklich,
weil wieder jemand Kontakt mit ihnen aufgenommen hatte. Wem es gelingt, mit
seinem Engel zu sprechen, der wird feststellen, dass er es nicht zum ersten
Mal tut, sondern bereits als Kind mit ihnen gesprochen hat. Der Engel war bei
ihr damals als »unsichtbarer Freund« aufgetreten, mit dem sie lange Gespräche
führte, und der, wenn sie spielte, das Böse und die Gefahr von ihr fernhielt.
    Alle Kinder sprachen mit ihrem
Schutzengel - bis der berühmte Tag kam, an dem die Eltern bemerkten, dass das
Kind mit Leuten sprach, die »es nicht gab«. Das beunruhigte sie, sie gaben
einem Zuviel an kindlicher Phantasie die Schuld daran, zogen Pädagogen und
Psychologen zu Rate und kamen zu dem Schluss, dass das Kind schleunigst damit
aufhören sollte.
    Die Eltern betonten ihren Kindern
gegenüber ständig, dass es diese unsichtbaren Freunde nicht wirklich gab - vielleicht
wussten sie nicht mehr, dass sie selber auch einmal mit den Engeln gesprochen
hatten. Oder vielleicht dachten sie, dass sie in einer Welt lebten, in der es
keinen Platz für Engel gab. Enttäuscht kehrten die Engel dann zu Gott zurück,
weil sie wussten, dass sie den Menschen ihre Gegenwart nicht aufdrängen
durften.
    Doch jetzt brach eine neue Welt
an. Die Engel kannten den Ort, an dem sich die Pforten des Paradieses befanden,
und führten diejenigen dorthin, die an sie glaubten. Vielleicht mussten die
Menschen ja nicht einmal an Engel glauben - es reichte, dass sie sie brauchten, und die Engel kamen freudig zurück.
     
    Nachts lag Paulo jetzt lange wach
und fragte sich, warum Vahalla sich so verhielt, die
Dinge aufschob.
    Chris kannte die Antwort. Und die
Walküren kannten sie auch - obwohl niemand in der Gruppe je darüber geredet
hatte.
    Chris wartete auf den Rückschlag.
Früher oder später würde er kommen. Deshalb hatte Vahalla sie nicht verlassen, ihnen noch nicht alles über die Begegnung mit dem Engel gesagt.
     
    E ines
Nachmittags begannen sich rechts der Straße riesige Berge zu erheben. Kurz
darauf waren auch auf der linken Seite Berge, Canyons zu sehen, in deren Mitte
sich eine riesige, hell glitzernde Salzpfanne erstreckte.
    Chris und Paulo waren im Death Valley, dem Tal des Todes, angekommen.
    Die Walküren kampierten in der
Nähe von Furnace Creek - dem einzigen Ort in vielen
Kilometern Umkreis, an dem Wasser zu bekommen war. Chris und Paulo beschlossen,
bei ihnen zu bleiben, weil im einzigen Hotel des Death Valley keine Zimmer mehr frei waren.
    In dieser Nacht saß die ganze
Gruppe um das Feuer herum, redete über Männer, Pferde und - zum ersten Mal
wieder seit vielen Tagen - über Engel. Wie jeden Abend banden die Walküren vor
dem Schlafengehen ihre Halstücher zusammen, hielten das dadurch entstandene
lange Seil und wiederholten den Psalm über die Flüsse Babels und die in den
Weiden hängenden Harfen. Sie rezitierten Psalmen. Aber sie vergaßen nie, dass
sie Kriegerinnen waren.
    Als das Ritual beendet war, legte
sich Stille über das Camp, und alle gingen schlafen. Nur Vahalla nicht.
    Sie ließ sich etwas abseits nieder
und betrachtete lange den Mond am Himmel. Sie bat den Erzengel Michael, ihr
weiter zu erscheinen, ihr die richtigen Ratschläge zu geben und ihr zu helfen,
sich ihre Stärke zu bewahren.
    »Du hast in allen Kämpfen mit den
anderen Engeln gesiegt«, betete sie. »Lehre mich zu siegen. Damit ich diese
Herde aus acht Menschen zusammenhalten kann und damit sie eines Tages Tausende,
Millionen zählt. Vergib mir, wenn ich Irrwege gehe, und erfülle mein Herz mit
Begeisterung. Gib mir die Kraft, Mann und Frau zugleich zu sein, hart und sanft.
    Mein Wort soll deine Lanze sein.
    Meine Liebe soll deine Waage
sein.«
    Sie bekreuzigte sich und schwieg.
In der Ferne war das Heulen eines Koyoten zu hören.
Sie war nicht müde und begann, über ihr Leben nachzusinnen. Sie dachte an die
Zeit, in der es in ihrem Leben nur ihre Anstellung bei der Chase Manhattan
Bank, ihren Mann

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