Coelho,Paul
Plötzlich ging
die Walküre auf Chris zu.
Und küsste sie.
»Ich akzeptiere den Preis«, sagte
sie. »Danke, dass du es mir beigebracht hast.«
Chris nahm ihre Armbanduhr ab, es
war alles, was sie in diesem Augenblick verschenken konnte.
»Danke, dass du es mir beigebracht
hast«, sagte sie. »Jetzt kenne ich meine Kraft. Ich hätte sie nie kennengelernt , wäre ich nicht einer seltsamen, schönen und
mächtigen Frau begegnet.«
Liebevoll befestigte sie die Uhr
an Vahallas Handgelenk.
D ie Sonne
brannte auf das Tal des Todes herab. Die Walküren banden sich ihre Halstücher
vor das Gesicht, ließen nur die Augen frei. Vahalla kam zu Paulo und Chris.
»Ihr könnt nicht mit uns kommen.
Ihr müsst beide euren Engel sehen.«
»Es fehlt noch etwas«, sagte
Paulo. »Die Wette.«
»Wetten und Pakte werden mit den
Engeln abgeschlossen. Oder mit den Dämonen.«
»Ich weiß immer noch nicht, wie
ich meinen Engel sehen soll«, entgegnete er.
»Du hast schon den Pakt gebrochen.
Du hast die Vergebung angenommen. Dein Engel wird für die Wette erscheinen.«
Die Pferde der anderen Walküren
waren unruhig. Vahalla band nun ebenfalls ihr Tuch
vor das Gesicht, bestieg ihr Pferd und wandte sich an Chris.
»Ich werde immer in dir sein«,
sagte Chris. »Und du wirst immer in mir sein.«
Vahalla zog ihren
Handschuh aus und warf ihn Chris zu. Die Pferde stoben in einer riesigen
Staubwolke davon.
E in Mann
und eine Frau waren in der Wüste unterwegs. Mal hielten sie in größeren
Städten, dann wieder in kleinen Orten, in denen es nur ein Motel, ein
Restaurant und eine Tankstelle gab. Sie sprachen mit niemandem - und gegen
Abend gingen sie immer zwischen den Felsformationen spazieren, setzten sich in
den Sand, in die Richtung gewandt, in der der erste Stern aufgehen würde. Sie
redeten mit ihren Engeln. Sie hörten Stimmen, gaben einander Ratschläge,
erinnerten sich an Dinge, von denen sie angenommen hatten, dass sie endgültig
an irgendeinem Ort in der Vergangenheit verlorengegangen waren.
Sie war mit dem Schutz und der
Weisheit ihres Engels in Verbindung getreten und betrachtete jetzt den Sonnenuntergang
in der Wüste.
Er saß weiter da und wartete. Er
wartete darauf, dass sein Engel zu ihm herunterkam und sich in seiner ganzen
Herrlichkeit zeigte. Er hatte alles richtig gemacht, jetzt blieb ihm nichts
anderes übrig, als zu warten.
Er wartete ein, zwei, drei
Stunden. Erhob sich erst, wenn es vollkommen dunkel war. Dann nahm er seine
Frau bei der Hand, und sie gingen zurück in den Ort.
Sie aßen zu Abend, gingen ins
Hotel. Sie tat so, als würde sie schlafen, er blickte ins Leere.
Mitten in der Nacht stand sie auf,
ging zu ihm und bat ihn, sich zu ihr zu legen. Sie tat so, als hätte sie
schlecht geträumt und deshalb Angst, allein in ihrem Bett zu schlafen. Er legte
sich still neben sie.
»Du sprichst bereits mit deinem
Engel«, sagte er dann immer. »Ich habe dir beim Channeling zugehört. Du sagst Dinge, die du sonst nicht sagst, weise Dinge - dein Engel
ist da.«
Er streichelte ihr über den Kopf
und schwieg. Sie fragte sich, ob er traurig war, weil er den Engel nicht sah,
oder wegen der Frau, die weggeritten war und die sie
beide nie wiedersehen würden.
Doch sie sprach die Frage nicht
aus.
Ja, Paulo dachte tatsächlich an
diese Frau, die weggeritten war. Doch nicht der
Gedanke an sie machte ihn traurig. Seine Zeit in der Wüste war fast zu Ende,
und bald würde er wieder zurück in seiner Heimat sein und dort den Mann
treffen, der ihm beigebracht hatte, dass es Engel gab.
>Dieser Mann<, stellte sich
Paulo vor, >wird mir sagen, dass ich genug getan habe, dass ich einen Pakt
gebrochen habe, der gebrochen werden musste, dass ich eine Vergebung angenommen
habe, die ich schon lange hätte annehmen sollen. Ja, dieser Mann wird mir
weiter den Weg der Weisheit und der Liebe zeigen, und ich werde meinem Engel
immer näher kommen, tagtäglich mit ihm sprechen, für seinen Schutz danken und
um seine Hilfe bitten. Dieser Mann wird mir sagen, ob das genug ist.<
Ganz bestimmt würde das genug
sein, denn J. hatte ihn gelehrt, dass es Grenzen gab. Dass es notwendig war, so
weit wie möglich zu gehen - aber, dass man manchmal das Mysterium einfach
akzeptieren und begreifen musste, dass jeder seine eigene besondere Gabe hat.
Einige konnten heilen, anderen war Weisheit gegeben, wieder andere sprachen
mit den Geistern und so fort. Durch die Summe all dieser Gaben konnte Gott
seine Herrlichkeit zeigen, indem er
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