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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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übernommen hat, sie heißt Autumn. Hübsches Mädchen, aber totale Katastrophe! Sie kann die Espressomaschinen nicht bedienen, zerbricht andauernd Gläser, vergisst ständig die Bestellungen der Kunden, aber sie ist Shrimps Surf-Freundin, und du weißt ja, wie gerne Wallace die Leute vom Ocean Beach einstellt.«
    Von diesem Autumn-Püppchen hat mir Shrimp bisher noch nie etwas erzählt. Cyd Charisse: nicht erfreut.
    Auf einmal hatte ich ein ungutes Gefühl bei dem Gedanken, dass Shrimp ungeleckt war.
    »Du verlangst nicht wirklich von mir, dass ich hier herumtanze, oder?«, fragte ich. Vielleicht lag es an der plötzlichen Erregung, aus Alcatraz entlassen und nach zu schmerzlicher Trennung mit Kaffee und Shrimps überschwemmt zu werden, dass ich auf einmal Koffein-Kopfschmerzen bekam. »Denn mir ist gerade nicht nach Tanzen und von diesem ganzen Kaffee muss ich aufs Klo.«
    Warum ich so gemein und störrisch sein musste, wenn Delia und Shrimp doch so nett zu mir waren, weiß ich nicht.
    »Babe«, sagte Shrimp, »schlag mal hier keine Wellen in der Chilloutzone.«
    »Warum gehst du nicht zu Miss Autumn und lässt sie dir wieder glätten?«, sagte ich und stampfte Richtung Klo davon.
    Während ich mit dem Rock um die Fesseln auf dem Klo saß, stützte ich die Ellbogen auf die Oberschenkel und den Kopf in die Hände. Ich wollte weinen, aber dieser ganze Kaffee, den ich in den letzten fünf Minuten runtergeschluckt hatte, ließ meine Hände zittern, sodass ich mich nicht genug auf das Weinen konzentrieren konnte.
    Autumn. AUTUMN?
    »SCHEISS AUTUMN!«, schrie ich aus dem Klo.
    Autumn war wahrscheinlich so eine zottige Hippie-Tante mit strähnigen, rötlichen Haaren und Achselhaar, die immer eine Gitarre mit sich rumschleppte und darauf alberne Folksongs klimperte, wenn sie nicht gerade versuchte, mit dem Surfboard in einer Hand und einem Java-Hutt-Kaffee in der anderen Miss Cool von Ocean Beach zu sein – vermutlich einen entkoffeinierten Kaffee, denn sie wird den total sanften Wellengang in ihrer Chilloutzone bewahren wollen. Wir wollen doch nicht, dass die kleine Miss Autumn bei irgendjemandem in der Chilloutzone Wellen schlägt, während Miss Cyd Charisse in Alcatraz eingesperrt ist und zum Zeitvertreib gegen Fensterscheiben haucht.
    Als ich vom Klo zurückkam, war Delia verschwunden. Shrimp blickte aus dem riesigen Fenster und sah so finster aus wie ein Möchtegern-Fernando.
    »Wo ist Delia?«, fragte ich.
    »Sie war der Meinung, wir könnten vielleicht etwas Zeit allein gebrauchen«, murmelte er.
    »Aber ich wollte doch Tanzen lernen!«, sagte ich. In meinem Körper war so viel Koffein und Zucker, und in meinem Kopf hämmerten Schreie nach Erlösung, dass ich bereit war, der Lord of the Dance zu sein.
    »Cyd«, sagte Shrimp so kalt, dass ich sofort wusste, dass etwas mit uns nicht stimmte. Er spricht meinen Namen sonst immer leise aus, mit Sehnsucht in den Augen.
    Was für ein beschissenes Wiedersehen!
    »Wir müssen reden«, sagte Shrimp.
    Hier ist eine der besseren Eigenschaften von Justin: Er war nicht so ein sensibler »Lass-uns-über-unsere-Gefühle-reden«-Typ. Er war purer Sex, Drugs und Rock ’n’ Roll. Das hat manchmal was für sich.
    »Worüber reden?«, fragte ich. Ich musste die schlechte Energie verbrennen, deshalb marschierte ich an den Wänden des kahlen Tanzstudios entlang.
    »Uns«, sagte Shrimp.
    »Ich glaube es einfach nicht«, sagte ich. Der Kaffeepfropfen war kurz davor, aus meinem Mund zu fliegen. »Da werde ich endlich aus dem Höllenloch von Mutter-Monster-Haus entlassen und du willst ›reden‹. Machst du mit mir Schluss? Denn wenn du das tust, dann ist a) irgendwie gerade ein schlechter Zeitpunkt dafür und b) es total hundsgemein von dir, mir zuerst Kaffee zu bringen und total nett zu sein und gut auszusehen und mich dann so fertigzumachen.«
    An der Internatsschule war ich in Mathe am besten. Der Lehrer sagte, ich würde mich in deduktiver Schlussfolgerung selbst übertreffen.
    » Ich mache dich fertig?«, sagte Shrimp. »Hallo! Du benimmst dich gerade wie ein völlig anderer Mensch. Du bist wie Curl, dieser Hund, den wir aufgenommen hatten, als ich klein war. Curl hatte monatelang in einer Höhle gelebt, und als er da rauskam, benahm er sich zuerst wie ein wildes Monster. Du erinnerst mich gerade an Curl. Deine Eltern haben dir mit dem Hausarrest echt eine Gehirnwäsche verpasst.«
    »Zumindest lassen meine Eltern mich nicht allein!«, gab ich zurück und marschierte im Raum herum.

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