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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Ich bereute die Bemerkung sofort, aber so ist das nun mal mit bösen Worten: Man kann versuchen, den Schaden zu begrenzen, aber a) ist das schwer, wenn man mit Kaffee zugedröhnt ist, und b) kann man sie nicht mehr zurücknehmen, niemals.
    Shrimps Schultern sackten zusammen und er verfolgte meine Schritte nicht mehr mit den Augen. Es ging alles so schnell wie ein Gezeitenwechsel, so schnell, dass wir im Ocean-Beach-Nebel, der dicht und drohend vom Fenster hereinrollte, uns in Nichts hätten auflösen können.
    Wie konnte unser Wiedersehen nur so schiefgehen, so schnell?
    Schweigen breitete sich aus, das zu lange anhielt und nur von meinem lauten Gestampfe auf dem Boden des Tanzstudios gestört wurde. Als Shrimp schließlich redete, sagte er: »Gib mal eine Minute Ruhe, ja? Mir wird ganz schwindlig von deinem Rumgelaufe.«
    Ich blieb direkt vor ihm stehen. In der plötzlichen Stille wollte ich mir sein Gesicht und seinen Geruch als Erinnerung ins Gedächtnis einprägen, was so ziemlich das Einzige sein würde, was mir von Shrimp blieb, das wusste ich. Ich berührte die platinblonden Haarsträhnen, schloss dann die Augen und tat, als ob ich Helen Keller wäre. Helen spürte mit den Händen Shrimps Wangen und Augen, Lippen und Nase nach, um sich sein Angesicht für immer zu merken.
    »Also, was jetzt?«, fragte ich, noch immer mit geschlossenen Augen. Die Stille war so schön gewesen, aber ich konnte nicht ewig taub spielen.
    Shrimp sagte: »Die Trennung hat mich zum Nachdenken gebracht. Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht, seit wir uns kennen gelernt haben, dass ich kaum dazu gekommen bin, ein Bild fertig zu malen oder meine Surffreunde zu sehen oder irgendwas anderes zu machen. Ich war mir bis vorhin noch nicht sicher, aber vielleicht ist es gut, wenn wir uns eine Weile nicht sehen. Vielleicht sind deine Eltern nicht so blöd, wie du denkst.«
    »Liebst du mich?«, flüsterte ich.
    Als Shrimp nicht antwortete, ließ ich die Hände an den Seiten herunterfallen und öffnete Helens Augen zur bösen, kalten Welt. Es war, als ob er meine Frage noch nicht einmal gehört hätte.
    Er sagte: »Als du weg warst, ist mir erst aufgefallen, wie sehr wir aneinanderkleben. Ich brauche etwas Freiraum zum Malen und Surfen, verstehst du?«
    »Und für Autumn?«, fragte ich. Ich schaute ihm direkt in die schönen Augen, damit er wusste, dass er mich nicht belügen konnte.
    »Zwischen Autumn und mir läuft nichts«, sagte er, ohne mich direkt anzusehen.
    »Du hast gerade Helen belogen!«, sagte ich. Die Augen hatten ihn verraten.
    »Was?«, entgegnete Shrimp.
    »Das war’s dann also?«, fragte ich. In Alcatraz hatte ich mich wochenlang an den Gedanken geklammert, Shrimp wiederzusehen, ihn zu berühren, mit ihm zu lachen. Nicht mit ihm zu streiten. Ganz sicher nicht, sich von ihm zu trennen. Ganz besonders nicht, von einer Autumn gefoppt zu werden.
    »Wir sehen uns im neuen Schuljahr wieder. Dann klären wir das.«
    Sicher.
    Als er nach draußen ging, drehte er sich noch einmal um und murmelte: »Und vielleicht brauchst du etwas Zeit, um dir über deine Gefühle für meinen Bruder klarzuwerden.«
    Dann ging er aus dem Studio und verschwand im Nebel, und ich schloss die Augen, damit Helen nicht Zeugin dieses schrecklichen Endes werden musste.
    »Ich dachte, du wärest für die Ewigkeit«, sagte Helen zu seinem dunklen Schatten.

Kapitel 17
    Die neue Helen-Keller-Kommune tagt jetzt in Alcatraz. Es ist die Kommune der drei Affen – ich sehe nichts, ich höre nichts, ich sage nichts.
    Neue Leute nehmen wir nur nach Geruch auf. Leute, die wie die Parfümverkäuferinnen bei Neiman Marcus riechen, kommen nicht infrage. Nancy wird also leider nicht zu uns stoßen. Martinis und kubanische Zigarren riechen immer gut, aber Sid-Dad hat keinen Antrag auf Mitgliedschaft eingereicht. Nicaraguaner, die nach Empanadas und Morgengottesdienst riechen, könnten zugelassen werden, wenn sie höflich darum bitten. Wer mag nicht den Duft von Süßigkeiten? Sugar Pie und ihre Schokoladensammlung sind immer in der neuen Helen-Keller-Kommune willkommen.
    Es gibt keinen Grund, Blanko einzuladen – er, dessen Name zu sehr wehtut, um ihn überhaupt zu denken, sodass es gut ist, dass wir ihn nicht aussprechen müssen oder ihn uns vorstellen müssen (da wir ja taub und blind sind). Blankos Bruder Java würde eine aromatische Bereicherung für unsere Kommune sein, aber wir können nicht riskieren, ihn oder Delia einzuladen, da wir dann womöglich versucht

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