Coffee, Love & Sugar - Roman
wünschst«, und ging hinaus.
»Ingwerbrötchen und ich werden deine LifeSavers als Abendbrot essen!«, rief ich ihr hinterher.
Das muss ich ihr lassen. Als Nancy um die Ecke bog und dachte, ich könnte sie nicht mehr sehen, zeigte sie mir hinter dem Rücken den Stinkefinger.
Kapitel 16
Gerade als ich dachte, ich müsste mit einer völlig neuen Sportart namens Extremlangweilen anfangen, geschah in Alcatraz dank meiner neuen besten Freundin Delia ein Wunder.
Delia rief meine Mutter an, stellte sich als Teilzeittanzlehrerin meiner Highschool vor und sagte, ihr sei aufgefallen, was für ein Naturtalent ich doch sei und ob Nancy mich nicht vielleicht in ihren Sommerworkshop in einem kleinen Tanzstudio am Ocean Beach einschreiben möchte?
»Nun ja«, sagte Nancy, »sie hat Hausarrest, aber vielleicht würde ihr das guttun. So wie sie jetzt die ganze Zeit im Haus rumschmollt, macht sie mich wahnsinnig. Sie ist nach einer berühmten Tänzerin benannt, wissen Sie.«
Das einzige Problem war, dass Delia wirklich erwartete, dass ich tanzte.
»Du heißt Cyd Charisse!«, sagte sie, als ich zur ersten Stunde erschien. »Du musst tanzen lernen!«
Ich war Fernando dem Rächer dankbar, dass er mich nur abgesetzt hatte und gleich weiter zum Pflegeheim gefahren war, wo er mit Sugar Pie und ihren Kumpels Würfel spielen konnte. Zu sehen, wie sich der finstere Blick des kräftigen Nicaraguaners in Hysterie auflöste, während er dabei zusah, wie ich versuchte, über den Boden des Tanzstudios zu fetzen, wäre nach meiner Einkerkerung zu viel für mich gewesen.
»Sag bitte nicht, dass ich einen Gymnastikanzug und Leggins anziehen und mich wie so eine kleine Möchtegern-Tänzerin benehmen muss«, sagte ich zu Delia.
»Eine gewisse Person ist mit einer negativen Einstellung zu meinem kleinen Tanzkurs gekommen«, gab Delia zurück. »Eine gewisse Person scheint vergessen zu haben, wer sie vor einem ganzen Sommer Hausarrest gerettet hat.«
»Eine gewisse Person«, sagte ich und schrie beinahe, »IST SEIT ÜBER EINER WOCHE NICHT KOFFEINIERT WORDEN!«
Genau aufs Stichwort kam Shrimp aus der Umkleide mit einem heißen, doppelten Mokka mit extra viel Schlagsahne, genau wie ich ihn mag. Ich wusste nicht, ob ich zuerst meine Arme um ihn schlingen oder erst mal schnell trinken sollte.
Ich entschied mich für den Kaffee. Ich habe meine Prioritäten.
Wir saßen zu dritt auf dem riesigen Holzfußboden und betrachteten unsere Spiegelbilder in den riesigen Spiegeln. Delia quasselte in meiner ersten Stunde in einer Tour vom Unterschied zwischen Stepptanz und Modern Dance, aber ich blendete sie aus, um Shrimp, so lange ich konnte, aufzusaugen. Ich wollte mir jeden Zentimeter seines Gesichts und seines Körpers ins Gedächtnis einprägen und für die langen Tage und Nächte in Alcatraz speichern.
Shrimp saß neben mir und um seine Mundwinkel spielte ein kaum merkliches Lächeln. Die platinblonde Haarsträhne auf der Stirn war etwas länger und der Ansatz dunkler als bei unserem letzten Zusammensein. Seine Wimpern wirkten in der Nachmittagssonne, die draußen vor den Fenstern des Tanzstudios durch den Nebel spähte, wie in Gold getaucht.
Als der Java-Hutt-Mokka mit der extra Sahne sich in meiner Blutbahn ausbreitete, hatte ich auf einmal das Gefühl, ich wollte tatsächlich tanzen. Einen zickzack, brandheißen, wow-wow-vogelfreien, schmutzig abgefahrenen Tanz à la Shrimp und Cyd alias Porno Fred and Ginger, und ich wünschte, Delia würde sich einfach verziehen, so süß sie auch mit dem aufgetürmten orangefarbenen Kraushaarwuschel auf dem Kopf und ihrer Zebra-Strumpfhose aussah.
Vielleicht bin ich doch einfach nur sexbesessen.
Shrimp hatte etwas Schlagsahne auf der Oberlippe und ich konnte einfach nicht anders. Ich beugte mich vor, um sie abzulecken, aber Shrimp sah mir in die Augen und wusste, was ich vorhatte. Er blickte kurz zu Delia und wandte den Kopf zur Seite, sodass ich schließlich einen unschuldigen Eskimokuss auf seiner Wange landete.
Diese Geste machte mich total sauer.
Was hatte er denn gedacht, was ich vorhatte? Dass ich ihn direkt vor Delia verführe? Er sah einfach so lecker aus und roch wie Berge aus Kaffeebohnen, wer würde ihn da nicht ablecken wollen? Aber ich bin ein anständiges Mädchen und hätte anständig geleckt.
»Wir haben dich im Café vermisst«, sagte Delia. Sie plapperte im Espresso-betriebenen Schnellgang. »Die ganzen Stammkunden fragen nach dir. Wir haben ein neues Mädchen, die deine Schicht
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