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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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dabei leicht streifen, murmele ich »Entschuldigung« und gehe weiter. Dann wandere ich ziellos durch das große, langweilige Haus, in dem es Leila völlig egal ist, wenn ich mich zu ihr in die Küche geselle und ihr den Unterschied zwischen einer Latte und einem Cappuccino erkläre. Es geht dabei um Milchschaum versus geschäumte Milch und welche Art Glas man benutzt, versuche ich ihr zu erzählen, aber sie schimpft nur französisch-kanadisch zut alors! und sagt, ich habe zu arbeiten, steh mir nicht im Weg rum.
    Leila ist wütend auf mich, denn jetzt ist Nancy den ganzen Tag zu Hause und beobachtet mich mit Luchsaugen, und somit liegt sie auch Leila den ganzen Tag in den Ohren, Leila, tu dies, Leila, tu das. Ich habe Leila meine Hilfe angeboten, dies und das zu tun, aber sie sagte non . Wenn ich Leila wäre, wäre ich wahrscheinlich auch sauer auf mich.
    Nur Ingwerbrötchen versteht mich. Sie ist auch der Meinung, dass wir einen Weg in die eigene Unabhängigkeit finden müssen. Wir hatten überlegt, mit dem Rauchen anzufangen, denn damit könnten wir zumindest etwas Zeit totschlagen. Außerdem würde Rauchen Nancy richtig auf die Palme bringen.
    Leider mag es keiner von uns, wenn die Haare nach Rauch riechen, also versuchen wir, eine Kompromisslösung zu finden.
    Ingwerbrötchen hat Heimweh. Sie möchte Echt-Dad Frank sehen.
    Sid-Dad war früh von der Arbeit nach Hause gekommen und versuchte, mich zu überreden, mit ihm draußen zu grillen oder ein bisschen Baseball zu spielen. Er will, dass ich mich am Familienleben »beteilige«. Ich sagte ihm, ich bin nicht hungrig und Sport mag ich nicht mehr, aber trotzdem danke. Einmal kam er mit einem Cappuccino in mein Zimmer, den er extra für mich auf dem Heimweg gekauft hat. Ich fragte, ist es ein Capp Corto? Und er sagte, hä? Und ich sagte, na, mit extra Schaum, und er sagte, hä? Und ich sagte, ich steh eigentlich sowieso nicht mehr auf Kaffee, trotzdem danke, nochmals.
    Nancy kam in mein Zimmer und sagte: »Wirst du uns heute Abend beim Essen mit deiner Anwesenheit beehren, Miss Ich-bin-mir-zu-gut-um-mit-meiner-Familie-zu-essen?«
    »Sarkastisch ist, der sarkastisch spricht«, erwiderte ich. Forrest Gump ist Nancys Lieblingsfilm. Das sagt eigentlich alles, was man über meine Mutter wissen muss.
    Nancy stand in meiner Zimmertür, jedes ihrer Haare lag genau dort, wo es hingehörte. Sie seufzte, ging aber nicht in die Luft. Das Antidepressivum funktioniert tatsächlich bei ihr, sie versucht es ernsthaft. Ruhig sagte sie: »Leila hat dein Lieblingsessen gekocht, Makkaroni mit Käse.«
    »Bekommt Ashley gegrillten Fisch mit Reis und keinen Nachtisch?«, fragte ich.
    »Das geht dich nichts an«, zischte Nancy zurück. »Ashley hat ein Gewichtsproblem, das Auswirkungen auf ihr Sozialleben haben könnte. Du wirst das nie verstehen. Nicht jeder hat einen Stoffwechsel wie du und kann essen, was er will.«
    Ich hätte beinahe eine sehr ungehobelte Bemerkung über bestimmte männerspezifische Nonfood-Teile gemacht, die ich verdaut hatte, aber Ingwerbrötchen brachte mich mit einem Pst! zum Schweigen.
    »Sie ist sechs«, sagte ich. »Sie sollte keine Diät machen. Außerdem ist sie so ein herrisches Kind, dass du dir um sie in der Schule keine Sorgen machen musst. In der Schule haben alle viel zu viel Angst, nicht mit ihr befreundet zu sein.«
    Ich finde es ziemlich traurig, dass meine kleine Schwester mitten in der Nacht aufstehen muss, wenn sie meint, alle würden schlafen, um Essen aus dem Kühlschrank zu stibitzen, weil Nancy sie beim Abendessen nicht hat aufessen lassen und sie noch hungrig ist. Wenn ich Ash spät in der Nacht höre, lasse ich sie nach Alcatraz herein, und wir tun so, als ob wir aus Ingwerbrötchens Teeservice Tee trinken und essen kleine Schokoriegel dazu. Dann springen wir aufs Bett und tanzen zu bewusstseinsveränderndem Technopop, um die Kalorien wieder zu verbrennen, obwohl wir solche Musik nicht mögen.
    Nancy sagte: »Sie hat fünf Kilo Übergewicht. Das ist extrem ungesund für eine Sechsjährige. Du hast keine Kinder, Miss Besserwisserin. Erzähl du mir nicht, wie ich mein Kind erziehen soll.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ash nutze oder schade, wenn ich sie vor Nancy in Schutz nehme, deswegen wechselte ich das Thema. »Ich wette, mein richtiger Vater würde mich niemals so einsperren«, sagte ich.
    Nancy schüttelte den Kopf, und ich konnte sehen, dass sie am liebsten auf mich losgegangen wäre. Stattdessen sagte sie: »Pass auf, was du dir

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