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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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entlangschlendern werden, hasse ich sie auf keinen Fall, egal, was sie denkt. Sie macht mich wahnsinnig, und ich glaube, sie kapiert überhaupt nichts von mir, aber ich weiß, dass sie ihrer Ansicht nach versucht, das Richtige für mich zu tun, auch wenn das, was sie für das Richtige hält, meistens zu Entscheidungen führt, die ich hasse, wie zum Beispiel Internat, Piss-Prinzessinnenzimmer und Einkerkerung in Alcatraz. Mir wurde bewusst, was für ein unheimlicher Vertrauensvorschuss es ihrerseits war, mich alleine nach New York fahren und Dinge herausfinden zu lassen, die mir vielleicht nicht gefallen würden. Ich fragte mich, ob sie vielleicht auf ihre Art versuchte, mir eine Unabhängigkeit zu erlauben, die mein Erwachsenwerden etwas vorantrieb.
    »Nein«, sagte Danny. »Ich habe meine Mutter sehr geliebt, obwohl sie es für eine Sünde hielt, dass ich schwul bin. Sie war sehr herrisch, aber sie hat uns geliebt und hätte alles für uns getan. Meine Schwester ist ihr sehr ähnlich.«
    »Vermisst du sie?«
    »Ich vermisse meine Mutter sehr«, sagte Danny. »Als ich ein Teenager war, haben wir uns oft gestritten. Sie akzeptierte Aaron nicht und nannte ihn immer meinen ›Kumpel‹. Sie hat ihren Freunden nie gesagt, dass ich schwul bin. Aber an ihrem Lebensende, als der Krebs sie nach und nach auffraß, verbrachte ich viel Zeit mit ihr, pflegte sie, redete mit ihr. Aaron auch, und dadurch änderte sich sehr viel. Sie lernte ihn zu guter Letzt kennen und sah, wie wunderbar er ist, und schätzte ihn als meinen Geliebten und meinen Kumpel. Die Ablehnung verschwand allmählich, und ich glaube, sie brachte ihm so viel Liebe entgegen, wie sie nur konnte. Er war sehr gut zu ihr, vor allem wenn man bedenkt, dass sie ihn anfangs so schrecklich behandelt hatte.«
    »Und Dad?«, fragte ich.
    »Daddy kam immer super mit Aaron klar, aber auf eine sehr steife Art.« – Als ich nach Dad fragte, hatte ich Sid-Dad gemeint. Sid-Dad, der immer für mich da gewesen war, der mich genauso liebte wie Ash und Josh, der niemals versuchen würde, mich als seine Nichte auszugeben. – »Er war so sehr bemüht, mit der Situation locker umzugehen, dass er es schließlich tatsächlich einfach akzeptierte.«
    »Und was ist mit ›Onkel‹ Sid?«, hakte ich nach.
    Jetzt lächelte Danny. »Er fehlt mir!«, sagte er. »Als ich klein war, da war er für Lisbeth und mich so was wie ein Held. Er hatte keine Frau und keine Kinder, und wenn er zu Besuch kam, ging er mit uns in Freizeitparks und zu Baseballspielen. Er hatte unerschöpflich viel Energie für uns übrig. Man merkte ihm an, dass er gerne Kinder gehabt hätte, aber er war auch ein Workaholic und ging nicht oft mit Frauen aus. Und dann beging Daddy den Fehler, seinen alten Kumpel Sid darum zu bitten, ein Wochenende lang auf seine Freundin und sein Kind der Liebe in der Stadt aufzupassen, und danach war alles vorbei. Ich vermute, Onkel Sid war so wütend auf Daddy und sein Verhalten – das Doppelleben, das er führte und mit dem sowohl meine als auch deine Mutter belog –, dass er nicht mehr mit Daddy redete. Und bald darauf hat deine Mutter vermutlich begriffen, dass er sie niemals heiraten und ihr Kind gemeinsam mit ihr großziehen würde, und so beendete sie die Sache mit Daddy. Und dann, ungefähr ein oder zwei Jahre später, kam Sid wieder in die Stadt, meldete sich bei deiner Mutter, verliebte sich in dich, soweit ich das verstanden habe, und verschwand mit euch beiden nach San Francisco, was Daddy und meiner Mutter ziemlich gut passte, denn das Ganze war zu dieser unsichtbaren Last geworden, von der jeder wusste, über die aber niemand sprach und die sie zu ärgsten Feinden machte. Lisbeth und ich saßen mitten in einer sehr unglücklichen Familie fest.«
    Weiterer Pluspunkt: Wegen all dieser Sachen hätte Danny meiner Meinung nach jeden Grund, verbittert zu sein, aber er akzeptierte jeden in der Familie so, wie er war, mit allen Fehlern und Schwächen, und schien jeden für sich genauso gern zu haben. Ich hatte langsam das Gefühl, dass mein großer Bäckerbruder ein wahnsinnig beeindruckendes Vorbild war, vielleicht sogar ein besseres als Helen Keller, sollte ich mich dazu entschließen, seinem Ruf der Erleuchtung zu folgen.
    »Okay, Ceece, jetzt bist du dran. Schieß los. Erzähl mir alles über dich.«
    Ich nehme an, ich war ausnahmsweise mal schüchtern, verdrehte die Augen ein wenig, zuckte mit den Schultern und zog die Mundwinkel nach unten. »Weiß nich«, sagte

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