Coffee, Love & Sugar - Roman
ich.
»Freund?«, fragte Danny. »Freundin?«
»Also«, begann ich, »ich hatte so etwas wie eine große Liebe in San Francisco. Er ist Künstler, Surfer und auch Barmann.« Während ich sprach, kribbelte meine Haut vor Sehnsucht nach Dem-der-nicht-genannt-werden-darf.
»Und?«, fragte Danny.
»Meine Mutter hat mir verboten, ihn weiter zu treffen, und er hat mich sitzen gelassen.«
Danny musterte mich und sagte: »Irgendetwas sagt mir, dass das noch nicht die ganze Geschichte ist.«
»Na ja, ich habe bei ihm übernachtet, daraufhin haben mir meine Eltern Hausarrest verpasst, und dann hat er beschlossen, dass ich in seiner Chilloutzone zu viele Wellen schlage und er etwas Zeit braucht, um irgendwelche Sachen mit anderen Leuten zu machen, und für seine Kunst und blablabla.«
»Hmmm«, machte Danny. »Aaron und ich hatten mal so eine Phase, gleich nach der High School. Wir haben uns für ungefähr sechs Monate getrennt, weil wir dachten, wir wollten andere Leute treffen, dachten, wir müssten öfter Sachen getrennt voneinander erleben, eigenständig.«
»Aber ihr habt es auf die Reihe bekommen«, sagte ich aufgeregt. »Ihr habt entschieden, dass es besser ist, zusammen zu sein.«
»Das haben wir. Aber die Zeit der Trennung war gut. Wir mussten wirklich an unseren eigenen Persönlichkeiten arbeiten. Das machen wir immer noch.«
»Oh«, sagte ich. »Okay.«
»Hast du viele Freunde? Du wirkst nicht wie einer dieser kreischenden Teenies, die immer in Horden auftauchen und im Time Square die Popstars anschreien.«
»Meine beste Freundin ist Sugar Pie. Sie wohnt in einem Pflegeheim. Sie ist Hellseherin und kann Tarotkarten lesen.«
»Interessant! Kommst du mit deiner Mutter gut klar?«, fragte Danny.
Ich zögerte und antwortete dann: »Wir versuchen es.« Ich könnte versuchen, es zu versuchen, überlegte ich.
»Hast du Zukunftspläne? Weißt du, was du mal machen willst?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich begreife diese Leute nicht, die alles schon durchgeplant haben, die wissen, ›Ich will auf das X-Y-Z-College und dann werde ich Rechtsanwältin‹ oder werde Wetteransagerin oder was auch immer. Ich bin froh, wenn ich es aufs Junior College schaffe. Und vielleicht will ich sowieso einfach nur eine Barista sein.«
»Es könnte Schlimmeres geben«, fand Danny. »Als Barfrau bist du super. Und um herauszufinden, was du später mal machen willst, hast du den wichtigsten ersten Schritt schon getan – eine gute Arbeitseinstellung und die Liebe zum Job.«
Hmm.
Ich gähnte und schaute auf die Uhr. Es war nach ein Uhr morgens und auf den Straßen wimmelte es noch immer von Leuten und Leben, Lachen und Musik. Ich war ausgelaugt, nicht nur schläfrig und müde, sondern emotional erschöpft.
»Bist du müde?«, fragte Danny. »Möchtest du heute Nacht vielleicht einfach bei uns pennen, statt zurück in Daddys Viertel zu fahren?«
Ich überraschte mich selbst, als ich mit Nein antwortete. Es war beinahe so, als ob wir zur Ziellinie unserer Geschwister-Kennlernkurve gesprintet wären und jetzt eine Verschnaufpause brauchten, weil wir uns um Jahre des Heranwachsens, Streitens, Kämpfens und Bewunderns herumgemogelt hatten, um diesen einen Tag und diese eine Nacht des perfekten Zusammenseins zu erleben.
»Ich nehme ein Taxi zu Franks Wohnung«, sagte ich.
Ich schaute hinauf zum Empire State Building. Ich war in einem Krankenhaus am East River im Schatten dieses Betonblocks zur Welt gekommen. Es fühlte sich so an, als ob Teile des Puzzles, aus dem Cyd Charisse bestand, nach und nach erfasst und an der richtigen Stelle eingesetzt wurden.
Kapitel 26
Nachdem ich fünf Tage lang mit Luis zu Mittag ein Stück Pizza in den Futterschacht geschoben und danach die Abendschicht bei den Village Idiots gearbeitet hatte, beschloss Frank, mir etwas Zeit zu opfern. Er tat mir den riesigen Gefallen, seinen sozialen Kalender am Sonnabend bis nachmittags um fünf freizuräumen, danach muss er sich für le théâtre umziehen. Bis Punkt fünf Uhr werden wir Vater und Tochter sein, und dann werde ich alleine losziehen und Frank geht groß essen mit Kunden und schwängert hoffentlich keine leicht zu beeindruckenden jungen Tänzerinnen und Models.
Zunächst machten wir einen Spaziergang durch den Central Park. Ausnahmsweise war es mal nicht so schwül, und zwischen den Hochhäusern der Midtown strahlte die Sonne auf das saftige Grün im Park, durch den wir dahinschlenderten, nicht eng beieinander wie dicke Freunde, sondern mit einem
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