Coffee, Love & Sugar - Roman
sie.
Tascheninhalt: ein elektronischer Organizer; drei riesige Geschäftsprospekte; eine geradezu beunruhigend geordnete Anzahl von Faxen, die nach Größe zusammengeklippt waren; ein Kosmetiktäschchen mit Sonnencreme, Lippenstift von Chanel in einer lächerlich geschmackvollen zarten Farbe, drei Tampons (die umweltfreundlichen), eine kleine Flasche Handdesinfektionsgel und kein geheimer Kondomvorrat – noch nicht mal im Reißverschlussfach (obwohl dort eine Visitenkarte steckte, auf der nur »Paulo« und eine Telefonnummer stand ... hmmm); ein Handy in einem doch ziemlich coolen Kristallblau; ein Buch mit dem Titel Den Vätern vergeben: Erfolgsstrategien zum Aufbau gesunder und glücklicher Beziehungen ; und ein Buch mit Schutzumschlag von einem gewissen Goethe, aber wenn man es aufschlug, stellte es sich als so ein Hühnersuppe-für-die-Seele-Buch heraus.
Noch etwas. Da war ein kleines, eingerahmtes Foto von Frank, lisBETH, Danny und ihrer Mutter. Danny war auf dem Foto ungefähr fünf, lisBETH ungefähr zehn und die Familie hatte sich um den Weihnachtsbaum versammelt und packte Geschenke aus. Danny hatte eine zerzauste Bettfrisur und Pyjamas mit Füßen an, lisBETHs Haare waren mit Bändern zu zwei straffen Zöpfen zusammengebunden und sie trug ein mädchenhaftes Kleid in Weihnachtsfarben. Welches Kind nimmt sich am Weihnachtsmorgen Zeit, sich schick anzuziehen und sich die Haare zu niedlichen Zöpfen zu binden, wenn Geschenke darauf warten, aufgerissen zu werden? Ein Rhonda-lisBeth-Kind, nehme ich an. Ihre Mutter, die eher unscheinbar als hübsch aussah und auf diese traurige Hausfrauenart irgendwie korpulent wirkte, schaute Frank bewundernd an, der elegant in die Ferne blickte und den Moment mit der Familie nicht wahrnahm.
Das war also die Familie, die durch Franks Betrug zerstört worden war. Ich fragte mich, ob Nancy jemals Fotos von Franks Kindern gesehen hatte, als sie und Frank ein Verhältnis hatten.
Ich blickte auf und sah, dass lisBETH im hinteren Teil des Cafés mit Danny in ein Gespräch vertieft war. Sie flüsterten angestrengt und gestikulierten mit den Händen. Es sah aus, als ob Danny sie anflehte: »Bitte!«
LisBETH kehrte zum Tisch zurück, setzte sich und verkündete: »Lass uns noch mal von vorne anfangen.« Bei ihr klang es mehr wie ein Befehl als eine Bitte. »Wollen wir uns mal treffen, nur wir zwei?«
»Ich bin da.«
Sie sagte: »Ich bin an den meisten Tagen bis circa zehn Uhr abends im Büro. Und jetzt muss ich auch zurück zum nächsten Geschäftstermin. Wie sieht’s diesen Sonnabend aus? Ich glaube, ich könnte dich ungefähr um die Mittagszeit einschieben.«
» Könntest du?«, sagte ich, aber sie bemerkte den Sarkasmus nicht.
»Könnte ich. Ich hole dich mittags bei meinem Vater ab.«
»Ich Glückliche.«
LisBETH holte ihren elektronischen Organizer hervor, um den Termin einzutragen. Ihr Vater, kein Zweifel.
Ich fragte mich, ob sie überhaupt neugierig auf mich war, ob sie, wenn ich zur Toilette gehen würde, versuchen würde, in meinem Sailor-Moon-Plastikrucksack rumzustöbern, den ich in San Francisco in Japantown gekauft hatte. Inhalt: verschiedene Lippenstifte, Puderdosen und mein Antibabypillenrezept, alles auf dem Boden zerstreut; das Bild, das Shrimp von mir am ersten Tag gezeichnet hatte, als wir uns bei Sugar Pie trafen (mit Folie überzogen); Buntstift-Briefe und Schulzeichnungen, die mir Josh und Ash geschickt hatten, als ich im Internat war; das Kissen, das ich für Ingwerbrötchen in der Handarbeitsklasse gemacht habe; mein Walkman mit einer von Shrimp gemixten Kassette, die ich eigentlich ziemlich oft höre, weil sich darauf Lieder aus The Sound of Music mit all diesen Hardcorepunk-Songs abwechseln; eine Speisekarte vom Java-Hutt-Café ; eine kleine Kosmetiktasche mit Zahnseide, einer Zahnbürste und Zahncreme zum Gebrauch nach jedem Essen, denn seit meinem achten Lebensjahr bin ich total in meinen Zahnarzt verknallt, und es gefällt mir, wenn er von meiner Zahnpflege schwärmt; ein geheimer Kondomvorrat im Reißverschlussfach; in einer kleinen, unauffälligen Tasche eine silberne Babyrassel, die ich an dem Tag, an dem ich mit Sicherheit wusste, dass ich schwanger war, in einer Drogerie gekauft, aber irgendwie immer wegzuwerfen vergessen hatte.
Kapitel 31
Luis hat sich die ganze Woche über nicht blicken lassen, daher haben Ingwerbrötchen und ich beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sozusagen. Luis muss einer der Typen mit Anruferkennung
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