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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Tür und murmelte: »Was für ’ne Familie«, ging hinaus und ließ mich mit dem Ungeheuer allein, das meine ältere Schwester Rhonda lisBETH war.

Kapitel 28
    Wenn Danny die kleinere, dünnere und glücklichere Version von Frank war, dann war Rhonda lisBETH ganz sicher eine Nellie-Olsen-Version aus der Serie »Unsere kleine Farm«: wunderschöne lange Haare, die sie aber mit einem kindischen Stirnband zurückgebunden hatte. Dazu ein Gesicht, das ohne den finsteren Blick, der den Falten um Augen und Lippen nach zu urteilen dauerhaft auf ihrem Gesicht lag, sehr hübsch gewesen wäre. Ein Blick auf Rhonda genügte, und man wusste, dass sie nur hochwertige Öko-Klamotten trug, die sie in Katalogen von Firmen in Maine bestellt hatte. Sie würde wahrscheinlich niemals ein Kind der Liebe mögen, das ihre Schwester war.
    Sie sagte: »Cyd Charisse. Hast du einen Spitznamen? Ich könnte mir nicht vorstellen, wie ein Filmstar zu heißen.«
    »Mir gefällt mein Name«, sagte ich und fügte hinzu: »Rhonda.«
    So plötzlich, dass ich beinahe zusammenzuckte, wollte sie wissen: »Wer hat dir gesagt, dass du mich so nennen kannst?«
    »Und wer hat dir gesagt, dass du einfach so vorbeikommen kannst, ohne vorher anzurufen?«, gab ich zurück. Ich strich meine Haare glatt und zog am Saum meines zerknitterten, kurzen Rocks, aber mein Herz hämmerte in Alarmbereitschaft.
    »Ich dachte, es wäre an der Zeit, dass wir uns kennen lernen«, entgegnete sie eingeschnappt.
    »Und jetzt ist es also so weit«, sagte ich. »Wir lernen uns kennen.«
    Wir standen einander gegenüber und versuchten, dem Blick der anderen so lange wir möglich Stand zu halten, als würden wir uns auf eine Schießerei vorbereiten. Ich überragte sie um gut zehn Zentimeter.
    Sie schaffte es nicht, den Blick von mir abzuwenden. Ich fragte mich, ob meine Ähnlichkeit mit Frank sie erschreckte.
    Sie fragte: »War das eben Luis? Ich habe Luis seit Jahren nicht mehr gesehen, aber ich könnte schwören, dass er es war.« Als ich nichts erwiderte, sagte sie: »Daddy wird nicht erfreut sein.«
    Ach was? Soll ich etwa Angst haben, dass Frank mir Hausarrest gibt? Mister Zufallserzeuger vom Kind der Liebe? Ja, na klar doch. Er spendet mir vermutlich noch Beifall fürs Abschleppen. Ganz der Vater, was? Zwinker, zwinker. Sid-Dad dagegen hätte mir einen Vortrag über damenhaftes Benehmen gehalten und hätte sich vergewissert, dass ich jeden Jungen, mit dem ich ausgehe, auch schätze, und er hätte sich vergewissert, dass besagter Junge auch mich schätzt und respektiert.
    »Das war ein Freund von mir«, sagte ich und fügte in Hip-Hop-Tonfall »Yo, ’kay?« hinzu.
    Jetzt war Rhonda lisBETH nicht nur wütend, jetzt war sie auch verwirrt. Sie erwiderte sehr langsam und mit schneidender Stimme: »Okay«, als ob sie meine Aussprache korrigieren wollte. Dann taxierte sie mich ein wenig und verkündete: »Du bist also Daddys kleine Indiskretion?«
    Wenn sie nicht so unheimlich fies gewesen wäre, hätte ich vielleicht Mitleid mit ihr gehabt, weil sie vermutlich eine sehr unglückliche Kindheit hinter sich hatte und jetzt Stunden in der überteuerten Praxis eines Psychiaters verbrachte, um ihre Aggressionen in den Griff zu bekommen.
    Ich fragte: »Hat man dich schon mal auf Tourette-Syndrom untersucht?«
    »Wovon redest du?«
    Ich ließ Sugar Pie in meinen Körper fließen und sagte total frech: »Mädchen, quatsch mich nicht blöd an. So was höre ich nicht mal.«
    Meine so genannte Schwester sah sehr beleidigt aus. Sie sagte: »Also, das ist ja unglaublich!«
    »Stimmt, das ist unglaublich«, sagte ich.
    Sie ging zur Tür. »Ich werde nicht hier herumstehen und mich beleidigen lassen«, sagte sie.
    »Du hast damit angefangen«, erinnerte ich sie. »Was gibt dir das Recht, mich ›Daddys kleine Indiskretion‹ zu nennen?«
    Vielleicht schämte sich Rhonda lisBETH, dass sie sich so schlecht benommen hatte, oder vielleicht war sie nur angefressen, auf jeden Fall ging sie hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. Ich öffnete sie wieder und rief: »Vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal!«, während sie weiter Richtung Fahrstuhl ging.
    Dann kuschelte ich mich mit Ingwerbrötchen ins Bett, die mir sagte, dass alles gut werden würde und dass ich netter zu unglücklichen Leuten sein sollte.

Kapitel 29
    Kommunen sind nicht für Familien gedacht, nehme ich an. Deswegen sind es ja Kommunen. Man kann sich seine Familie quasi aussuchen, wenn man seine eigene Kommune gründet. So lautet

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