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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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sein, denn er ging nicht dran, als ich ihn auf dem Handy anrief. Also musste ich mich selber auf die Suche nach ihm machen.
    Frank arbeitete, was mir mittlerweile auch schon egal war. Nach zwei Wochen hatten wir uns auf ein Miteinander eingespielt, bei dem niemand Fragen stellte und nichts erzählt wurde. Zwischen uns würde es niemals eine Daddy-Prinzessinnenbeziehung geben, und so merkwürdig sich das anhört: Ich war gar nicht so wahnsinnig enttäuscht darüber. Hin und wieder ein gemeinsames Abendessen und sorgfältig geplante Augenblicke mit »Qualitätszeit« waren das Bestmögliche, was Frank zu bieten hatte. Und mal ganz frank und frei: Nach zwei Wochen mit Frank war das eine Menge.
    Ingwerbrötchen und ich schnappten uns die Speisekarte von Miss Lorettas House of Great Eats und machten uns auf die Suche nach Luis. Das Komische an Manhattan ist, dass im Fernsehen und in den Filmen alle Leute dort immer so schroff und die Straßen so schäbig wirken. Und es stimmt, wenn man hier den Gehweg entlanggeht, zischen Massen von Leuten an einem vorbei, und keiner macht sich die Mühe, »schönen Tag auch« zu sagen, was sie in Kalifornien ständig tun und mir ehrlich gesagt etwas abartig vorkommt, aber wenn du in New York wirklich mal kurz stehen bleibst, an einer Bushaltestelle oder einer U-Bahnstation, einem Zeitungskiosk oder einer Pizzafutterschachtbude, wenn man jemandem tatsächlich mal in die Augen sieht und etwas fragt, können sie es kaum erwarten, dir zu helfen. Die Leute in New York reden wahnsinnig gerne über New York. Stell dich mal ans Pizzaeck und frag nach dem Weg zum Village, und fünf Leute, die eben noch ihre Boulevardblätter gelesen oder Radio gehört und jeden ignoriert haben, heben auf einmal den Kopf und geben Tipps, welchen Bus oder welche U-Bahn man nehmen oder welche Anweisungen man dem Taxifahrer geben muss, damit er einen nicht fälschlicherweise für einen Touristen hält und zu bescheißen versucht und den längeren Weg fährt.
    Der Typ vom Zeitungsstand, den ich nach dem Weg zu Miss Loretta fragte und der mich mittlerweile kannte, da ich jeden Morgen auf dem Weg zu den Village Idiots bei ihm eine Packung Kaugummi kaufte, wollte mich schier zu Miss Loretta begleiten, so aufgeregt war er, dass ich ihn nach dem Weg fragte. O Mann. Und das soll eine fiese Stadt sein?
    Ich ging die Madison Avenue entlang, Ingwerbrötchen hatte ich in die Designerhandtasche gesetzt, die mir Nancy zu meinem letzten Geburtstag geschenkt hatte, eine Tasche, die ihrer Meinung nach todschick und teuer ist und meiner Meinung nach eine klasse Luxuslimousine für Ingwerbrötchen. Es machte Spaß, die Schaufenster mit den ganzen Schickimicki-Designerklamotten, der Haute Couture und den Hochzeitskleidern anzusehen – so lange ich nicht daran dachte, dass sich Leute wie Nancy zu Tode hungern, um diese schicken Klamotten tragen zu können. Ungefähr zwanzig Blöcke weiter hörten die teuren Läden auf und die Umgebung änderte sich – der Farbton, die Geschäfte, die Gebäude.
    Jetzt waren wir im Kiez. Wir bogen an einer Ecke in eine Nebenstraße, und da war es, Miss Lorettas House of Great Eats , im Erdgeschoss eines schönen, alten Sandsteinhauses. Es war eins dieser coolen, alten Gebäude, bei denen man sich total gut vorstellen konnte, dass dort vor zweihundert Jahren oder so eine schrullige Kolonialtochter wohnte, die Angst hatte, als Hexe entlarvt zu werden – falls es damals Sandsteinhäuser gegeben haben sollte. Und ratet mal, wer davor auf der kleinen Sandsteinveranda saß und mit seinen Kumpels irgendeinen Old-School-Funk-Sender hörte? Luuiies.
    »Hi«, sagte ich.
    »Selber hi«, erwiderte er, als er mich sah. Er stand auf, ging die Stufen runter und raus auf die Straße, vermutlich damit seine Kumpels unser Gespräch nicht mitbekamen. »Was machst’n hier?« Es schien ihm peinlich zu sein, mich zu sehen.
    »Ich habe eine karmische Schuld zu begleichen«, sagte ich.
    »Hä?«
    »Vier Wörter: Es tut mir leid.«
    Auf Luis’ umwerfendem Gesicht erschien ein klitzekleines Lächeln. Er sagte ganz leise: »Ja, mir auch. Die ganze Sache war ziemlich uncool.«
    »Das seh ich ganz genauso«, sagte ich und sprach dabei auch total leise, als wären wir Spione. »Ich hätte dich nicht anrufen sollen, als du bei deinen Kumpels warst, weil ich ja wusste, dass du dich verpflichtet fühlst zu kommen, damit ich keinen Ärger anstelle, wo ich doch nichts anderes vorhatte, als mit dir Ärger anzustellen.«
    »Okay«,

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