Coffee, Love & Sugar - Roman
die neue Regel.
Meine nächste Kommune gründe ich in Greenwich Village. Wir werden uns mit Regenbogenfahnen bekleiden und um den Knöchel Fußkettchen mit Anhängern von Ann-Margret tragen. Wir werden nur Torten essen, die Michelangelo gerecht werden und von Danny gemacht wurden, und wir werden zu Punkrock-Thrashmusik herumtanzen, und die U-Bahnen werden unter dem Fußboden entlangdonnern und uns vor Vergnügen erschaudern lassen, aber nicht auf die schmutzige Art.
Unsere Kommune besteht nur aus hübschen Männern und mir. Es wird wie auf der Wonder-Woman-Insel sein, nur umgedreht. Allerdings werden wir keine übernatürlichen Kräfte haben, obwohl wir alle wahnsinnig toll aussehen und total stark sind, und wir werden uneingeschränkt zu unserer gemeinsamen Philosophie stehen, wenn wir erst mal herausgefunden haben, wie die lautet.
Da ich das einzige Mädchen bin und die ganzen Jungs nicht auf diese gefährliche Art Interesse an mir haben, kann ich mir auch Ärger vom Hals halten. Ich meditiere und denke über Möglichkeiten nach, wie ich außerhalb der Kommune mit der Sorte Frauen klarkomme, die sich gerne an unbedeutendem Scheißkram festbeißen, weshalb wir unsere eigene Kommune überhaupt gründen mussten, um von ihnen wegzukommen. Ich werde die Kommune erst verlassen, wenn ich dazu bereit bin, was niemals der Fall sein könnte.
Kapitel 30
Im Village Idiots gab es so etwas wie eine Mittagsumfrage, und bei dieser Umfrage wurde beschlossen, dass ich der Village Idiot du jour sein sollte. Laut Umfrageergebnis habe ich übertrieben auf Autumn reagiert und voreilig Schlüsse hinsichtlich ihrer Beziehung zu Shrimp gezogen. Laut Umfrageergebnis hätte ich meinem Freund mehr vertrauen und mir selbst etwas sicherer sein sollen, bevor ich ihn der Untreue beschuldige. Laut Umfrage der Kundschaft, die – wie ich hinzufügen darf – sehr glücklich an ihren Quiches und Torten vor sich hin mampfte, sodass sie also keinen Grund hatte, mich in die Pfanne zu hauen, war ich die Schädigerin und nicht die Geschädigte.
Es ist schon was dran, dass man als Barista nicht schüchtern sein und aus seiner Person kein Geheimnis machen kann. Wenn man zu viele pure Kaffeeladungen serviert und trinkt, brennt sowieso alles durch. Man muss die Kaffee trinkende Klientel seinen Schmerz spüren lassen, auch wenn das bedeutet, dass man den Leuten die eigene Liebesgeschichte immer wieder aufs Neue erzählt, sie von ihnen analysieren und Umfragen dazu durchführen lässt und so was.
Ich beschloss, den Kunden ihr Urteil nicht vorzuwerfen, indem ich die Latte mit Wasser verdünnte oder für die Cappuccinos Vollmilch verwendete, wenn die hageren, muskulösen Gestalten doch Magermilch verlangt hatten. Ich beschloss, mir ihr Urteil mal durch den Kopf gehen zu lassen.
Nach der Umfrage kam Danny zu mir und sagte: »Willst du mir nicht irgendwann mal von deinem Zusammentreffen mit Lisbeth erzählen? Es ist schon zwei Tage her.«
»Eigentlich nicht«, sagte ich. War ich sauer? Und wie. Zu ihren fiesen Anspielungen kam obendrein die Tatsache, dass sie keine coole, ältere Schwester war, die mich gerne unter ihre Fittiche nahm und mir wichtige Informationen über Männer und Sex lieferte, mit mir abgefahrene Klamotten tauschte oder zur Pediküre ging und Kotzgeräusche von sich gab, wenn wir uns die abgemagerten Model-Freaks in den Modezeitschriften ansahen, während wir unsere Füße einweichten.
Zum Glück stieg eine Menge Dampf von der Milch auf, die ich gerade schäumte, sodass die Tränen nicht so deutlich zu sehen waren, die mir beinahe gekommen wären.
Danny sagte: »Na ja, ich würde gerne deine Sichtweise erfahren.«
»Meine Sichtweise! Hier gibt es keine Sichtweisen! Sie hat Unrecht, ganz einfach. Sie kam wie bei einer Razzia ohne Vorankündigung hereingestürmt, nannte mich ›Daddys kleine Indiskretion‹ und war nicht gerade wohlwollend oder gastfreundlich gestimmt.«
»Autsch!«, sagte Danny, was total süß war, denn er hatte einen meiner Lieblingsausdrücke übernommen und ihn haargenau so gebraucht wie ich. »Mach mal Pause, Ceece. Komm her, wir setzen uns und trinken einen Java.«
»Kaffee«, sagte ich. »Wir benutzen das Wort ›Java‹ lieber nicht.«
»Wieso?«
»Wir tun es einfach nicht.« Als ich Danny, Aaron und einem Dutzend Kunden im Village Idiots die Shrimp-Geschichte erzählt habe, hatte ich irgendwie vergessen, das winzig kleine Detail zu erwähnen, dass ich total auf Shrimps Bruder abfuhr. Meine Schuld.
Die
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