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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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SMS nicht, können ihn demzufolge nicht daran hindern, zu x-beliebiger Zeit seine Androhung wahrzumachen. Wären wir dann eher in der Lage, das Leben Ihrer Kinder zu schützen, als wir es aktuell sind? Sicherlich nicht! Im Sassnitzer Hafen haben wir eine konkrete Chance, Professor! Also lassen Sie uns den Zeitpunkt bestimmen, die Offenlegung des Pädophilennetzwerks auszulösen! Und noch eins: Ihre Töchter sind wahrscheinlich nicht die einzigen Opfer dieser Schweine. Wir könnten vermutlich sehr viel Leid ein Ende setzen! Auch das sollten Sie berücksichtigen.“
    Pohl musste sich konzentrieren, nicht seine Freude erkennbar werden zu lassen. Seine Strategie ging auf: Schöller fuhr voll auf die SMS-Botschaft ab! Ellen hatte großartig gearbeitet, sich exakt an Prozedur und Timing gehalten. Er würde sie, sobald die Sache ausgestanden war, in Charleroi besuchen, sich verdammt großzügig erweisen. Sie hatte es verdient!
    Pohl und Schöller sahen sich an. Der Hauptkommissar schien erleichtert, als Pohl schließlich nickte. „Okay. Machen wir’s. Aber Sie tun das Menschenmögliche, jegliche Gefährdung meiner Kinder zu vermeiden. Und Sie sorgen dafür, dass ich später keine Probleme mit Behörden, Versicherungen und weiß der Teufel, was allem, bekomme. Ganz geheuer ist mir nämlich nicht dabei.“
    Schöller grinste bei Pohls letzten Worten. „Das ist mir vollkommen bewusst, Professor. Denken Sie an Ihre Mädels! Dann fällt’s Ihnen leichter. Mir übrigens auch.“
    Das Telefon läutete. Schöller hob ab, ohne den Blick von Pohl zu lassen. „Schöller … Hab‘ ich mir gedacht.“ Er legte auf, nickte Pohl zu. „Die SMS wurden in Belgien, im Zentrum von Lüttich, aufgegeben. Sie scheinen in Belgien tatsächlich nicht nur Gegner, sondern auch wahrhaftige Freunde zu haben. Ich gestehe, vor einem Rätsel zu stehen. Haben Sie eine Idee?“
    „Nicht die Bohne. Aber gestatten Sie mir eine Frage: Hab‘ ich das eben richtig gehört? Kommissar Schottky hatte einen Schusswechsel? Hat er den Kustow erschossen?“
    „So ist es. Das Tollste ist, Schottky wurde mit Kustows Handy über dessen Aufenthaltsort informiert!“
    „Und dann bleibt der da und wartet auf Schottky?“
    „Tja, das tat er wohl. Aber nicht freiwillig. Er war mit Kabelbindern an einen Stahltisch gefesselt.“
    Pohl sah Schöller mit offenem Mund an. „Unglaublich!“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Ich hab Kustow in Kreuzers Eck kennengelernt. Der war mit allen Wassern gewaschen, ein brutales Schwein. Kaum vorstellbar, dass der das mit sich machen lässt. Sie sprachen eben von Feuergefecht. Dann hatte der doch eine Pistole!“ Er sah Schöller ratlos an.
    „Jeder trifft in seinem Leben irgendwann auf einen Überlegenen. Das ist situationsbedingt, passiert allen. Auch uns beiden, Professor!“
    Pohl zuckte bei dieser Bemerkung unmerklich zusammen. Er spürte das alarmierende Kribbeln im Bauch. Warum, zum Teufel, sah ihn Schöller so merkwürdig an?
     
    Die grüne Signalleuchte der Telefonanlage flackerte auf. Staatssekretär Baumann runzelte die Stirn. Das Vorzimmer! Er hatte Frau Schmitt-Langensiepen doch gesagt, nicht gestört werden zu wollen. Er feilte an seiner Rede anlässlich des Gewerkschaftstages der GdP. Der Referentenentwurf taugte, wie üblich, nichts. Ging es nach Baumann, taugten Referentenentwürfe prinzipiell zu nichts. Insofern war er gefordert, jede Störung demzufolge höchst unwillkommen. Entsprechend missgelaunt drückte er die Sprechtaste. „Was gibt’s, Frau Schmitt-Langensiepen?“
    „Dr. Heisterkamp ist eingetroffen.“
    Baumann sah auf die Uhr. Verflixt, den Termin hatte er glatt vergessen. Er schob missgelaunt das Manuskript zur Seite. „Schicken Sie ihn rein!“
    Baumann erhob sich schwerfällig, als Heisterkamp das Büro betrat. Die Pfunde! Seitdem im Hafen das Malibu eröffnet hatte, schlug die häuslicherseits verordnete Diät nicht mehr an. „Grüß‘ dich, Torsten! Was verschafft mir die Ehre?“
    Dr. Heisterkamp lächelte dünnhäutig. Er konnte Baumann nicht leiden, aber jetzt brauchte er ihn. „Ist ‘ne Kleinigkeit, Wolfgang. In zehn Minuten sind wir damit durch.“ Er blickte theatralisch auf die Uhr. „Bin ziemlich in Eile. Hab‘ gleich einen Gerichtstermin.“
    „Setz dich doch! Kaffee?“
    „Lass‘ mal! Muss eh gleich wieder weg.“
    Er ließ sich sichtlich genervt in den Besuchersessel fallen. Baumann zwängte sich in sein opulentes Gestühl, sah Heisterkamp fragend an. „Wo drückt der

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