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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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auf einem Waldweg abgelegt, sich noch nicht mal die Mühe gemacht, ihn verschwinden zu lassen. Fragt sich, was der Kerl dort zu suchen hatte. Ich sag‘ ja – wir hätten ihn damals fertigmachen sollen, als er im Pink Horse zum Poker aufkreuzte …“
    „Das Nachgekarte hilft nicht. Auf der Halde kam Kustow der Düsseldorfer Bulle in die Quere, vergiss das nicht!“
    „Kustow war ein Depp! Es war ein Fehler, den Typen zur Halde zu bringen. Das hätte man auf dem Babylon -Gelände erledigen können. Der war doch schon so gut wie platt …“
    „Das wäre gegen die Anweisungen gewesen. Die gelten übrigens auch für dich. Das Babylon bleibt sauber, egal, was passiert! Gibt es Hinweise, wer es war?“
    „Sie meinen, wer Pohl das Genick gebrochen hat? Fehlanzeige. Wenn Sie mich fragen – das waren unsere russischen oder bulgarischen Freunde. Die geräuschlose Methode, Sie wissen schon …“
    „Und dann legen die den mitten auf den Weg? Wo man ihn garantiert findet?“
    „Ist schon komisch. Kann uns aber egal sein. Hauptsache, der schnüffelt nicht mehr. Es reicht, wenn die Bullen für Unruhe sorgen. Ich wollte Ihnen das nur gesagt haben …“
    „Ist schon klar. Machen wir Schluss!“
    Charif beendete die Verbindung. Aufgewühlt starrte er hinüber zur Fensterfront. Das Gewirr der gegen die Scheiben prasselnden Regentropfen spiegelte das Chaos seiner Gedanken wider. Er musste Ordnung in sein Gehirn bringen, die lähmenden Ängste ausblenden! Nur dann hätte er eine Chance! ‚Von vorn! Sei ruhig! Beginn von vorn!‘ Beschwörend redete er auf sich ein. Was hatte Metins Anruf zu bedeuten? Der Mann der Ermordeten war tot, ermordet. War das nun eine gute Nachricht? Nutzte sie ihm in seiner prekären Situation? Er legte das Handy zurück auf den Tisch, griff nach der Karaffe, goss sich fahrig noch einen Cognac ein. Im Prinzip konnte ihm die Nachricht einerlei sein. Was auch immer sich aus dem Tod des Mannes ergäbe, es konnte seine Situation nicht verbessern. Es stellte sich einzig die Frage, ob sich die Ankündigung des Fremden bewahrheiten würde, die notariell hinterlegte Dokumentation tatsächlich an Staatsanwaltschaft und Medien weitergeleitet würde, sollte diesem, von wem auch immer, Gewalt angetan werden. Die Gesichter von Helena und den Söhnen tauchten in seinen Gedanken auf, anklagend, ganz und gar verständnislos, angeekelt von ihm, Samir Charif. Das wäre das Ende. Mit dieser Schande könnte er nicht leben. Niemals!
    Charif blickte auf die Uhr. Die Acht-Uhr-Nachrichten hatten längst begonnen! Er suchte fahrig die Fernbedienung, entdeckte sie auf der Fensterbank. Er schaltete den Fernseher ein, ließ sich kraftlos in den Sessel fallen. Den Blick auf den noch dunklen Bildschirm gerichtet tastete er nach dem Cognacglas. Warum interessierte ihn die Nachricht überhaupt? Er fand spontan keine Antwort. Es würde ihn wenigstens einige Minuten ablenken. Er redete sich ein, von der Nachricht nicht tangiert zu sein, doch er spürte die zunehmende Spannung, diesen lähmenden Cocktail aus nackter Angst und Panik. Die Begegnung mit dem Fremden, die erfahrene Todesangst, sie dominierte sein Denken. Endlich – Stimme und Konterfei des Sprechers verliehen dem Bildschirm Leben, setzten den entmutigenden Gedanken ein abruptes, wenn auch nur begrenzte Zeit währendes Ende. Dennoch – irgendwie empfand er es als Erleichterung.
    Die Nachrichten zogen sich in unerträgliche Länge. Dies war zumindest Charifs Eindruck. Inzwischen hatte er das Glas fast geleert. Die Sorgen waren zwar nicht geringer geworden, doch er fühlte sich ihnen mittlerweile eher gewachsen. Er hatte noch immer kein Konzept, wie er die drohende Schande abwenden könnte, doch mit jedem Schluck wuchs die Zuversicht ein wenig mehr, einen Ausweg aus dem Fiasko zu finden. Auf die Nachrichten achtete er schon gar nicht mehr. Was kümmerte ihn das Weltgeschehen? Er hatte eigene Sorgen zu lösen. Doch plötzlich war er hellwach!
     
    ‚… und nun bittet die Kriminalpolizei um Ihre Aufmerksamkeit.‘
     
    Die Nachricht, auf die Metin ihn aufmerksam gemacht hatte! Mit einem Mal saß er kerzengerade. Das Glas in zittriger Hand starrte er auf den Bildschirm, den nun das wettergegerbte Gesicht eines Mittfünfzigers füllte.
     
    ‚Heute Nachmittag gegen sechzehn Uhr wurde in Bochums Süden, 200 Meter nordöstlich der Rauendahlstraße, auf einem Waldweg der Leichnam von Professor Jan Pohl gefunden, dem Ehemann der in Düsseldorf ermordeten Rebecca Pohl. Es ist

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