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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Verhör der Bandenmitglieder berichtete: ‚Die Brüder wissen genau, wie sie sich vor Bestrafung schützen. Erst geben sie sich gegenseitig Alibis, untermauert von dritter, in der Regel bestochener Seite. Sollten wir das Glück haben, ihnen das Gegenteil beweisen zu können, belasten sie sich – anwaltlich beraten – gegenseitig. Wieder ließe sich nicht nachweisen, wer für den Tod Ihrer Frau verantwortlich ist. Hinzu kommt, dass sie vermutlich noch nach Jugendstrafrecht belangt werden. Die sind, sollte es zu einer Verurteilung kommen, spätestens nach drei, vier Jahren wieder draußen.‘ Selbst Schöller hatte aus seinem Frust kein Hehl gemacht.
    Das sollte Gerechtigkeit sein? Pohl durchquerte kopfschüttelnd das Wohnzimmer, blieb einen Moment unschlüssig stehen, dann ging er in die Küche. Eigentlich hatte er weder Durst noch Hunger, aber irgendetwas musste er tun! Für einen Kaffee war es zu spät, also bereitete er sich, dem Sauwetter angemessen, einen heißen Kakao. Tee war nicht sein Ding. Er hatte gerade die Milch aufgesetzt, als das Telefon in der Diele läutete. Schöller! Endlich! Er hastete zum Telefon. „Pohl!“ Fast hätte er in den Hörer geschrien.
    „Schöller am Apparat. Ich hab‘ gute Nachricht, Professor! Ihre Kinder leben! Sie sind tatsächlich an Bord der Henrietta . Die Minentau …“
    „Sagen Sie das noch mal!“
    „Sie leben! Ihre Zwillinge! Sie sind an Bord der Henrietta …“
    „Ist das sicher?“
    „Wenn ich es sage, Professor! Darüber scherzt man nicht!“
    Pohl spürte, wie die Beine nachgaben. An die Wand gelehnt ließ er sich zu Boden gleiten. So also fühlte es sich an, wenn man restlos überwältigt war. ‚Alena und Alexa leben!‘ Die Nachricht, auf die er seit Wochen gehofft hatte! Er konnte es nicht fassen.
    „Hallo! Sind Sie noch dran, Professor?“
    Pohl, in diesem Moment unansprechbar, ließ sich im Meer aufbrandender Gefühle treiben. Einen Augenblick huschte Rebeccas Gesicht durch seine Sinne. Sie lachte!
    „Professor! Sagen Sie doch was!“
    „Ja … ja, was denn? Ich bin fertig … total fertig! Ist das wirklich wahr? Woher weiß man das?“
    „Der Lauschangriff der Minentaucher; unter Wasser, mit Kontaktmikrofonen. Wir sprachen doch darüber. Die haben den gesamten Bootskörper abgehört, die Kajüte Ihrer Töchter eindeutig lokalisiert. Sie können sich auf die vor Ort gewonnenen Erkenntnisse verlassen. Das sind Profis, Professor! Die Minentaucher meine ich. Den Mädchen scheint es mental und körperlich überraschend gut zu gehen. Außer zwei Wachen ist übrigens noch eine Frau an Bord. Eine ‚Tante Helena‘. Sagt Ihnen das was? Die Kinder scheinen zu ihr ein gutes Verhältnis zu haben.“
    Pohl begriff nichts. Tante Helena? Wer, zum Teufel, war Tante Helena? In seiner Familie gab es keine Tante Helena. War das überhaupt wichtig? Seine Kinder lebten! Und es ging ihnen gut! Das zählte, nicht Tante Helena! Sie mussten Alexa und Alena dort herausholen, so rasch, wie möglich. Alles andere war doch scheißegal!
    „Nun, kennen Sie eine Tante Helena?“
    „Nein. Der Name sagt mir überhaupt nichts. Ist das so wichtig?“
    „Doch, schon. Ihre Kinder haben an Bord der Henrietta offensichtlich eine Bezugsperson. Vielleicht vertrauen sie ihr sogar, immerhin nennen sie die Frau Tante . Das würde bedeuten, dass sie mit ihrer Lage wahrscheinlich leichter zurechtgekommen sind, als dies bei einer Entführung üblicherweise der Fall ist. Das wäre positiv, Professor. Im Sinne Ihrer Kinder, meine ich.“
    „Schon möglich.“ Pohl schien mit den Gedanken meilenweit von Tante Helena und ihren möglicherweise positiven Auswirkungen entfernt. Als ob es darauf so sehr ankäme! Die Mädchen mussten von dem Schiff geholt, so rasch wie möglich aus den Klauen der Entführer befreit werden! Das war wichtig, doch nicht diese Tante! „Was passiert jetzt, Hauptkommissar? Wir müssen doch da hin! Sie dort herausholen!“
    „Genau das wollte ich vorschlagen. Bis Sassnitz sind es sieben bis acht Stunden, bei diesem Sauwetter möglicherweise auch mehr. Es gibt etliche Großbaustellen. Wenn wir heute Nacht aufbrechen, hätten wir einen Tag gewonnen, vor Ort die Befreiungsaktion vorzubereiten. Packen Sie ein paar Klamotten zusammen, auch für ihre Kinder! In einer halben Stunde hole ich Sie ab. Geht das in Ordnung?“
    „Ja sicher. Wir fahren alleine? Nehmen Sie niemanden mit? Denken Sie an die Wachen!“
    „Wir fahren alleine. Polizeieinsatz ist Ländersache, das wissen

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