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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Trotz im Gesicht des Maschinisten. Er ahnte, dass dieser eine harte Nuss sein würde: Trotz war der Humus, auf dem Verzögerung gedieh! Er musste den Widerstand des Maschinisten brechen, dies möglichst rasch; das knappe Zeitfenster vertrug keine Verzögerung. Er griff zu einer seiner erprobten Finten: „Wie heißt du?“
    „Das geht dich einen Scheißdreck an.“
    „Wenn du meinst. Ich nenne dich Seppel. Ab jetzt heißt du Seppel, klar?“ Sie blickten sich in die Augen. Trotz des schummerigen Lichts war der lodernde Hass in Metins Blick unübersehbar. Er schwieg; sollte der Ami
    doch zusehen, wie er zurechtkäme. Seppel! Was bildete der Typ sich ein?

„Du hängst doch an deiner Schwester, Seppel?“
    Metins Augen zogen sich zusammen. Seine Familie war tabu, nie und nimmer Gegenstand eines Palavers! Wäre er nicht gefesselt, spätestens jetzt hätte er sich auf dieses Riesenbaby gestürzt, ihm den Kehlkopf mit bloßen Händen aus dem Hals gerissen. „Lass‘ meine Schwestern aus dem Spiel! Tob‘ deine weibischen Machtgelüste an mir aus!“
    Fortman musterte den Maschinisten. Nichts in seiner Mimik verriet, was er dabei dachte. Ein zynisches Lächeln umspielte schließlich seinen Mund, formte die Lippen zu Strichen. ‚Schwestern hat er gesagt! Der erste Fehler!‘ Plötzlich war das Lächeln verschwunden, tief eingeschnittenen vertikalen Furchen rechts und links des schmallippigen Mundes gewichen. „Ich meine natürlich die Älteste, Seppel. Stirbt sie, hinterlässt sie das größte Leid!“
    Die Älteste! Dilara hatte drei Kinder, alle stramme Jungs, der Stolz der Familie! Er liebte Dilara und ihre Söhne über alles! „Was bist du doch für ein erbärmliches Schwein, Ami! Ich nenn‘ dich Ami, hörst du? Oder soll ich dich Tunte nennen? Was ist dir lieber?“ Metin bemühte sich, bei dieser Aussage spöttisch zu wirken. Er wollte den Amerikaner provozieren. Wenn der ihn fertig machen wollte, dann sollte dies möglichst rasch geschehen. Nur kein langes Leid!
    „Tunte, sagst du? Gefällt mir irgendwie, bringt mich auf eine großartige Idee. Allerdings mit umgekehrten Rollen …“ Fortman schaute auf die Uhr. „So viel Zeit haben wir noch.“ Er blickte zu Schöller hinüber. „Ihr könnt ‘ne halbe Stunde auf mich verzichten? Wenn ihr mich braucht – ich bin mit Seppel in der Kapitänskajüte.“ Nun ruhte sein Blick wieder auf dem Maschinisten, begann, lustvoll dessen Körper zu taxieren. „Das wird toll, Seppel! Deine Schwester wird stolz auf dich sein, wenn sie erfährt …“
    „Hör‘ auf, Arschloch! Halt endlich dein Maul!“
    „Sei lieb, Seppel! Sag‘ Tunte zu mir!“
    Schöllers Augen weiteten sich. Was ging da ab? Sollte Fortman etwa … Nicht auszudenken! Doch dann sah er, nur den Bruchteil einer Sekunde, dessen Augenzwinkern. Es kam einer Erlösung gleich! Fortman eine Schwuchtel – noch nie in seinem Leben hätte er sich derartig getäuscht. Doch nun war die Welt wieder in Ordnung, alles schien im Lot. Es war schon erstaunlich, welche Finessen der Ami draufhatte. Schöller beschloss, nicht nur das Spiel mitzumachen, sondern auch noch eins drauf zu setzen: „Ich geb‘ dir ‘ne Stunde, Mike. Er ist es wert.“
    „Und ich?“
    Hellenkämper! Auf den hatten sie nicht geachtet. Plötzlich meldete der eigene Ansprüche an! Schöller war nun in seinem Element. „Sorry, dich hatten wir ganz vergessen. Ich schau gleich mal nach, was der Captain macht. Wenn der wieder fit sein sollte, kann er dich am Ruder ablösen. Du kämest dann nach Mike dran.“
    „Danke. Und du?“
    „Ne, lass‘ mal! Mir hat der Captain gereicht. Das Alter geht an einem nicht spurlos vorüber. Ich werde währenddessen die Große Schwester unseres Helden anrufen. Sie kann ihren Bruder morgen durchgebumst auf der Sassnitzer Hafenmole auflesen …“
    „Hört endlich auf, ihr Schweine!“ Metin brüllte es heraus, dass die beiden Crewmitglieder ihn entsetzt anstarrten. Sie hatten kein Wort von alledem verstanden, doch ihr Instinkt sagte, dass hier keine Freundlichkeiten ausgetauscht wurden. Metin schnaubte vor Wut. Es war nicht nur die drohende Schändung, die Entehrung, die ihn in den Wahnsinn trieben, es war auch die Ohnmacht, den Lauf des Schicksals nicht mehr beeinflussen zu können – eine gänzlich neue Erfahrung. Und das alles sollte seine Schwester erfahren, ausgerechnet Dilara? Das durfte nicht geschehen! „Was wollt ihr von mir?“
    „Alles, Seppel. Alles! Gib dein Bestes, damit wir gute Laune haben

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