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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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eingeschaltet. Das sagte man uns jedenfalls. Sie will die Kinder nicht hergeben. Unser Auftrag ist es, die Kinder dem Bevollmächtigten des Vaters zu übergeben. Um diesen Auftrag nicht zu gefährden, werden in Küstennähe Pre-Paid-Handys benutzt. Die Nummern werden vor der Kontaktaufnahme verschlüsselt per Satellitentelefon ausgetauscht.“
    Fortman war nun wirklich überrascht. Ein Blick hinüber zu Schöller zeigte, dass es diesem ebenso erging. War der Maschinist tatsächlich kooperativ oder gab er die Antworten im Gefühl der Sicherheit, dass sich die Situation bald zu seinem Vorteil ändern würde. Damit konnte nur die Baltic Vis gemeint sein! Was hatte sie an Bord, dem sie nicht gewachsen wären? Sie wussten nur zu gut, was ihnen in diesem Fall blühte. Sie würden höllisch auf der Hut sein müssen!
    „Ihr habt die Nummern für das Rendezvous schon ausgetauscht?“
    „Na klar. Die Nummer der Baltic Vis ist längst abgespeichert. Nach dem Kontakt geht die Karte über Bord. Sie wird nicht mehr gebraucht. Sie verstehen?“
    Fortman überhörte die Frage. „Wer eröffnet nachher den Dialog?“
    Der Maschinist hob die Schultern. „Dafür gibt es keine Absprache. Die Mannschaften kennen sich nicht. Ist das erste Mal, dass wir so etwas machen. Irgendeiner fängt an, sobald die Schiffe in gegenseitiger Sichtweite sind.“ Er schaute verächtlich nach rechts, wo die aneinander gefesselten Crewmitglieder mit ängstlich geweiteten Augen das merkwürdige, für sie unverständliche Gespräch verfolgten. Wozu mochte es dienen, was würde es bewirken? Metin konnten sie nicht trauen. Sie hatten ihn von dem Tag an nicht gemocht, als er das erste Mal den Fuß auf die Beplankung der Henrietta setzte. Metin wusste das, ihm war es einerlei. Er rümpfte die Nase, sah Fortman an. „Was ist mit dem Captain?“
    „Wir stellen die Fragen! Schon vergessen?“ Fortman ließ keinen Zweifel aufkommen, dass Toleranz in diesem Gespräch nichts zu suchen hatte. Insgeheim war er jedoch mit dem Verlauf des Verhörs überaus zufrieden. ‚Die Mannschaften kennen sich nicht.‘ Das war die Nachricht, auf die er gehofft hatte! Darauf baute seine Strategie. „Wie soll die Übergabe der Mädchen stattfinden. Ich meine, technisch.“
    „Die Baltic Vis hat ein Ladegeschirr. Sie wollen es hierfür benutzen.“
    „Bei diesem Seegang?“
    „Sie sagen, das sei kein Problem. Es gibt für solche Fälle einen speziellen Korb und an Bord eine Fangvorrichtung. Sie machen das häufiger, wenn sie in Küstennähe Mannschaften austauschen, ohne hierzu einen Hafen anlaufen zu müssen. Sie sparen auf diese Weise Zeit, Lotsen- und Hafengebühren.“
    Fortman schaute hinüber zu Schöller. Der nickte bedächtig. Sie waren Landratten, hatten von der Seefahrt nicht den blassesten Schimmer! Doch das schien alles plausibel, vor allem aber bei ihrem Vorhaben nutzbar – das doch wohl wichtigste Ergebnis des bisherigen Verhörs! Jetzt mussten sie nur noch den Maschinisten aufs richtige Gleis stellen, dann könnte ihr Wahnsinns-vorhaben tatsächlich gelingen!
    „Wie wird die Transaktion finanztechnisch abgewickelt. Zug um Zug? Cash? Elektronisch?“
    „Keine Ahnung. Darum kümmert sich der Boss.“
    Mist! Der Zahlungsmodus bot keinen Ansatz, das Boarding zu begründen, solange er nicht bekannt war. Sie würden bluffen müssen, eine kaum einschätzbare Erhöhung ihres Risikos. Es müsste eine andere Begründung geben! Erneut sah er Schöller an. Vielleicht wüsste der weiter.
    „Der Boss, sagst du? Du meinst Samir Charif?“ Schöller hatte Fortmans Ratlosigkeit bemerkt, sich spontan in das Gespräch eingemischt. Der Maschinist sah ihn überrascht an. Woher kannte der Typ den Namen seines Chefs? „He! Wird’s bald? Heißt dein Chef Samir Charif?“
    Metin hatte keine Wahl. Es war gefährlich, den Namen des Chefs preiszugeben, doch diese Situation hier schien weitaus gefährlicher. „So heißt er. Ich wäre an Ihrer Stelle vorsichtig. Er ist ein angesehener Unternehmer, zahlt pünktlich jede Menge Steuern und hat einflussreiche Freunde – in Kultur, Wirtschaft, Politik, die ganze Palette. Der macht Ihnen die Hölle heiß, sollten Sie ihm am Zeug flicken wollen …“
    „Dort brät er schon.“ Schöller mochte ein hämisches Grinsen nicht unterdrücken. Er wusste nun, wie sie es machen würden. Auch Fortman grinste. Er hatte kapiert, worauf Schöller hinauswollte: Offensichtlich wusste niemand von Charifs Selbstmord. Wenn der ein solches Schwergewicht war,

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