Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
Vom Netzwerk:
Gegenstände ab, der eine einen Schraubendreher, der andere ein altmodisches Seilermesser.
    „Ist das alles?“ Fortmans Blick glitt von einem zum andern. Die Mannschaft verharrte reglos, stumm, Trotz in den Blicken. Fortman registrierte es mit Unbehagen. Sie mussten verdammt auf der Hut sein! Er wandte sich an den Kapitän: „Untersuchen Sie jeden nach Waffen! Mann für Mann! Übersehen Sie nichts! Sie wären der Erste, der dies bereuen würde.“
    Fortman und Schöller beobachteten argwöhnisch das beflissene Treiben des Kapitäns. Die akribische Abtasterei förderte nichts Waffentaugliches zu Tage. Sie registrierten es mit Erleichterung, gewissermaßen als Zeichen ihrer Autorität. Auf genau die kam es in den nächsten Minuten an!
    Fortman sah den Kapitän an, dann den Ersten Offizier. „Stellen Sie sich zu den anderen! Nebeneinander, verdecken Sie niemanden!“ Er wartete, bis sich die beiden eingereiht hatten, blickte dann zu Schöller hinüber. „Ich hol‘ den Inder. Behalten Sie die Truppe im Auge! Sofort schießen, sollte einer aufmucken! Gezielt, kein Warnschuss! Hör‘ ich einen Schuss, bin ich im Handumdrehen hier.“ Sein Blick suchte wieder den Kapitän. „Wo sind die Kabinen des Inders und des Kasachen?“
    „Ein Deck unter uns, direkt neben der Funkbude. Erst der Inder, dann der Kasache …“
    „Gibt es zwischen den Kabinen Verbindungstüren?“
    „Nein.“
    Fortman nickte Schöller zu. „Bin gleich wieder hier.“ Schon hatte er das Ruderhaus verlassen. Schöller zählte stumm die Köpfe der feindseligen Truppe. Er kam auf achtzehn. In seinem Magazin hatte er fünfzehn Schuss. Er führte nur dieses eine Magazin mit sich! Trotz der Waffe fühlte er sich unbehaglich, ließ sich das jedoch nicht anmerken. Fortman würde bald wieder auf der Brücke sein. Dann wäre das Kräfteverhältnis wieder im Lot.  
    Schöllers Handy summte. Das konnte Pohl sein! Pohl hatte die Nachtsichtbrille! Möglicherweise hatte der Professor von der Henrietta aus eine wichtige Beobachtung gemacht. Der Kasache schoss Schöller durch den Kopf. Hatte Pohl ihn an Deck gesehen? Ohne den Blick von der Versammlung zu nehmen, zog er das aufdringlich summende Handy aus der Brusttasche. Ein blitzschneller Blick auf das Display – es war Schrage. Jetzt nicht! Schrage musste warten, das konnte später erledigt werden. Er unterdrückte den Ruf, steckte das Handy, Blick und Waffe unverwandt auf die versammelte Truppe gerichtet, zurück in die Brusttasche. Keiner hatte versucht, die Situation zu nutzen. Nach wie vor konzentrierten sich alle Blicke auf die Mündung der Walther: Neun Millimeter waren ein über-zeugendes Argument.
     
    Fortman hatte inzwischen die Kabine des Inders erreicht. Behutsam legte er, den Blick vorsorglich auf die Tür der Nachbarkabine gerichtet, das Ohr ans Türblatt, lauschte. Stille, nur das entfernte Hintergrundgeräusch gegen den Schiffskörper anschlagender Wellen und Fender war hörbar. Er presste das Ohr fester gegen die Tür, doch kein Laut drang aus der Kabine. Versteckte sich der Inder etwa in der Kabine des Kasachen? Er schlich zur nächsten Tür, wiederholte die Prozedur. Auch hier kein Lebenszeichen, nur dieses im Gleichklang mit der wogenden See auf und abschwellende Rauschen. Sein Bauchgefühl löste Alarm aus: Wer nichts Arges im Sinn hatte, verbarg sich nicht!
    Was tun? Skeptisch betrachtete er die stählerne Wand. Flugrostiger Stahl lugte durch das Krakelee mannigfach aufgetragener Farbschichten. Wie dick mochte das Stahlblech sein? Sicherlich würde es aus kurzer Entfernung von einem 9mm-Projektil durchschlagen! Die Erkenntnis, vor Sicht, aber nicht vor Geschossen gesichert zu sein, war nicht dazu angetan, Euphorie auszulösen. Doch hatte er eine Wahl? Vielleicht waren die beiden gar nicht bewaffnet. Er beschloss, dieser Option den Vorzug zu geben, als er unmerklich den Türknauf drehte. Die Tür war nicht verschlossen! Vorsichtig öffnete er sie einen winzigen Spalt. Im Gegensatz zum Gang lag die Kabine im Dunklen, ein zusätzliches Risiko. Er rang einen kurzen Moment mit sich, dann stand sein Entschluss fest: Er konnte Schöller auf der Brücke nicht beliebig lange im Stich lassen! Er musste dort rein, jetzt gleich!
    Fortman stieß die Tür auf, huschte tief gebückt in die Dunkelheit, stieß mit der Schulter gegen das Gestell der Etagenkoje. Er ignorierte den Schmerz, fuhr herum. Das einfallende Licht reichte, ihm im Bruchteil einer Sekunde zu verdeutlichen, dass die Kabine bis auf

Weitere Kostenlose Bücher