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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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die spärliche Einrichtung leer war. Wo, zum Teufel, befand sich der Inder, wo der Kasache? Warum versteckten sie sich? Was führten sie im Schilde?
    Es half nichts – um sich ein Bild machen zu können, musste er auch die Kabine des Inders stürmen. Das ganze Spiel von neuem, mit demselben Risiko, offenem Ausgang. Ein Glück, dass er lediglich zwei Personen suchte. Der Zynismus dieser Feststellung war kein geeigneter Beitrag, das ungute Gefühl in der Magengegend zu vertreiben. Er wusste nur zu gut, dass er sich auf seine Intuition verlassen konnte. Die sagte: ‚Vorsicht! Gefahr!‘ Das machte die Sache nicht leichter.
    Er hatte vor der Tür des Inders gerade die Hockstellung eingenommen, um an ihr, ein möglichst kleines Ziel bietend, nochmals zu lauschen, als diese von innen aufgerissen wurde. Fortman schoss in die Höhe, riss instinktiv zur Abwehr die Hände in die Höhe, doch es war zu spät. Er sah in das verzerrte Gesicht des Inders, bemerkte zu spät den auf ihn gerichteten Strahl, schon verspürte er beißenden Schmerz in den Augen. Tränengas! Trotz der aufwallenden Höllenqual gelang es ihm, dem Davonstürmenden mit Wucht gegen das Schienbein zu treten, Reflex nur, keine kaltblütige Abwehr. Der Inder strauchelte, etwas fiel scheppernd zu Boden. Fortman griff mit der Linken blindlings zu, der qualvolle Schmerz versetzte ihn in lodernde Wut. Er fühlte das Tuch einer Jacke in der Faust, spürte den sich windenden Körper. Hass! Stählern wurde sein Griff, nichts würde diese Faust mehr hergeben. Er hörte Tuch zerreißen, griff instinktiv nach der Waffe – zu spät! Das Gezerre am Jackenstoff hörte ruckartig auf, er hörte wenige rasche Schritte, spürte den kühlen Luftzug, dann schlug die ins Freie führende Tür metallisch scheppernd zu. Scheiße! Dem Inder war die Flucht gelungen! Frustriert stopfte er die Pistole in den Gürtel. Wenn nur der Schmerz in den Augen nicht wäre!
    Er musste Schöller warnen! Doch wie sollte das gelingen? Durch das Tränenmeer sah er nichts! Wasser! Er brauchte Wasser, musste die Augen spülen. Als er die Kabine des Kasachen stürmte, hatte er an deren Ende eine Duschkabine gesehen, üblicher Leichtbau aus Aluminiumprofilen und transparentem Kunststoff. Vermutlich waren die Kabinen identisch eingerichtet!
    Er hangelte sich am Kojengestell in die Tiefe der Kajüte, tastete mit der Rechten nach der vermeintlichen Duschkabine, traf, wie erhofft, in der vermuteten Richtung auf ein Hindernis. Das leichtgewichtig klappernde Geräusch verriet, dass es die spillerige Kunststofftür der Duschkabine sein musste. Dieser verdammte Schmerz in den Augen! Vorsichtig schob er den rechten Fuß vor, weiter und weiter, bis er anstieß: die Schwelle der Duschkabine! Er schob die Tür beiseite, betrat die Kabine, spürte, wie der Wannenboden unter seinem Gewicht nachgab. Ein zielsicherer Griff – die Armatur befand sich an der Wand dort, wo sich gewöhnlich Duscharmaturen befinden. Er drehte beide Hähne bis zum Anschlag auf, ließ das Wasser, angezogen, wie er war, auf sich herabprasseln – Hauptsache, der Schmerz in den Augen fände ein Ende! Er warf den Kopf in den Nacken, zwang sich, die Augen trotz des heftigen Schauers einen Spalt weit zu öffnen. Wasser flutete die Augenhöhlen, spülte die Augäpfel. Es half!
    Er war klatschnass, doch es schien ihn nicht zu stören. Einziger Wunsch, der höllische Schmerz in den Augen ließe nach und – wichtiger noch – das Sehvermögen fände zu alter Stärke zurück! Er drehte das Wasser ab, verharrte unbeweglich in der Duschkabine, fühlte die nassklebrigen Klamotten auf der Haut, hörte, wie sich in Rinnsalen abtropfendes Wasser unter ihm sammelte. Nun sah er auch wieder Details seiner Umgebung. Erst jetzt hatte er die Kraft, sich mit dem eben Erlebten auseinanderzusetzen. Der Inder war ihm entkommen, doch er war auf dem Schiff gefangen. Früher oder später fänden sie ihn. Der Inder war wichtiger Informant, kein ernstzunehmender Gegner. Der Kasache bereitete größere Probleme. Er war ein Phantom, nicht einschätzbar. War er bewaffnet? Der Inder war es, von der Tränengaspatrone abgesehen, offensichtlich nicht. War der Kasache kampfunerfahrener Assistent oder durchtrainierter Bodyguard? Egal, auch der Kasache konnte nicht entfliehen. Das Boarding-Team der Marine würde ihn aufstöbern, so sicher, wie das Amen in der Kirche.
    Ihm fiel das Geräusch des zu Boden gefallenen Gegenstands ein. Und die zerrissene Jacke, die er dem Inder vom Leib

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