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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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was?“
    „Nein. Ist alles gesagt. Muss mich eh wieder ums Schiff kümmern.“
    „Okay. Du meldest dich, wenn’s brennt? Denk‘ dran: Wir tragen das volle Risiko! Jetzt kommt es auf die eine oder andere ungenehmigte Maßnahme auch nicht mehr an. Deinen Reserveoffizier bist du vermutlich los. Aber wir haben die Mädels befreit! Das ist ein ganz starkes Argument. Vielleicht nicht in Potsdam oder Berlin, aber in Bezug auf unsere Selbstachtung. Ich find‘, das war es wert.“
    „Find‘ ich auch! Ende.“
     
    Fortman lehnte, fertig zum Sprung, mit gezogener Pistole am Klöpperboden des zweiten Kessels. Der Wechsel von Kessel zu Kessel war der jeweils gefährlichste Moment seiner Suchaktion. Er hatte die Öffnungen des ersten Kessels akribisch auf Beschädigungen untersucht, war auf keine Auffälligkeit gestoßen. Nun war der zweite Kessel an der Reihe. Von der Brücke aus hatte er gesehen, dass die Deckfracht aus insgesamt vier identischen Industriekesseln bestand, die an Deck einzigen Versteckmöglichkeiten. Der Frachtraum war, der Kapitän hatte die Wahrheit gesagt, tatsächlich leer. Auch die Durchsuchung des Maschinenraums, der Funkbude, der Messe und der Unterkünfte verlief ergebnislos. Blieben ausschließlich an Deck die Kessel. Nicht mehr lange, dann stieße er auf den Kasachen, dessen war er sich sicher. Dann würde in einem winzigen Augenblick über Leben und Tod entschieden: Wer wäre der Überraschte, wer der Schnellere? Er spürte den pochenden Herzschlag im Bewusstsein, dass ein Kampf ungewissen Ausgangs unausweichlich war.
    Fortman musterte von seinem Standort aus das Äußere des Kessels. Sein Eindruck auf der Brücke war richtig gewesen: Alle Kessel hatten tatsächlich dasselbe Design. Ihr Durchmesser betrug mehr als drei Meter, die Länge schätzte er auf zehn, wenn nicht zwölf Meter. Die Mächtigkeit der Schweißnähte verriet, dass es sich um Druckbehälter handelte, sicherlich starkwandig genug, einer Gewehrkugel stand zu halten. Zwei gewaltige Flansche an den jeweiligen Enden des zylindrischen Kesselmantels kennzeichneten Rohrstutzen, durch die selbst ein kräftiger Mann ohne Anzuecken ins Innere gelangen konnte. Die Flansche stützten sich seitlich auf dem Schiffsdeck ab, insofern wäre der Zugang von dort aus kein Problem. Dann gab es noch im oberen Drittel des Kessels zwei ebenfalls flanschbewehrte Rohrstutzen vergleichsweise geringen Durchmessers, zu eng, um einen Menschen aufnehmen zu können. Sie wiesen aufgrund der Kessellage senkrecht in die Höhe. Fortman lächelte entspannt. Sollte der Kasache sich tatsächlich in einem der Kessel versteckt halten, säße er in der Falle. Das galt natürlich auch für den Inder, aber auf den konzentrierte sich die aktuelle Aktion nicht. Sie galt allein dem Kasachen, besser gesagt, dessen Gewehr!
    Trotz seiner akribischen Suche konnte sich Fortman eines unguten Gefühls nicht erwehren. Er hasste es, gegen ein Phantom anzutreten. Dies galt umso mehr, da er lediglich wusste, dass es sich an Bord der Baltic Vis befand. Doch wo? So groß war der Pott ja nun wahrhaftig nicht. Und wie sollte er den Kasachen einschätzen? War er groß, war er klein, eine grobschlächtige Kampfmaschine oder hinterhältiger Meuchler? Zu viele Ungewissheiten! Hatte er wirklich alles bedacht? Brachte ihn die angedachte Vorgehensweise unnötig in Gefahr? Da weder der verwaiste Laderaum noch das Schiffsdeck ein sicheres Versteck boten, lag nahe, dass der Kasache sich in einem der Kessel verborgen hielt. Natürlich war sich Fortman bewusst, dass er, solange Tageslicht herrschte, nie und nimmer in das Versteck des Kasachen gelangen könnte, ohne sich unmittelbarer Lebensgefahr auszusetzen: Er gäbe im lichtdurchfluteten Rohrstutzen ein brillantes Ziel ab! Umgekehrt galt dies natürlich auch für den oder die im Kessel Versteckten: Ihr Gegner musste lediglich die Flansche im Auge behalten. Es war klar – sollten die beiden oder nur der Kasache einen Ausfall wagen, dann in der kommenden Nacht. Fortman grinste während dieser Analyse still in sich hinein. Er war nun wieder der Eiskalte, der einen Job zu erledigen hatte, der entschlossen war, dies jetzt gleich zu tun. Es würde nicht Nacht, bis er diese Aufgabe gelöst hätte. Ganz sicher nicht.
    Er lugte um die Ecke, erkannte nichts Verdächtiges im Freiraum zwischen beiden Kesseln. Einen Moment zögerte er noch, dann wagte er zwei rasche Schritte bis an den nächstgelegenen Flansch. Ein prüfender Blick – die Kunststofffolie war

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