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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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straff gespannt, wies keinerlei Beschädigung auf. Lauerte hinter ihr der Kasache? Am oberen Ende des Kessels gab es den zweiten passierbaren Rohrstutzen! Möglicherweise war der Kasache durch diesen ins Kesselinnere gelangt. Ein rascher Sprung, schon schlich er jenseits des Flansches den Kesselmantel entlang zum oberen Rohrstutzen. Er sah schon von weitem, dass dessen Abdeckung beschädigt war, sie sich im unteren Bereich vom Flansch abhob. War er so rasch schon am Ziel?
    Fortman verharrte neben dem Rohrstutzen, blickte auf die beschädigte Folie. Sie war im unteren Bereich zerschnitten! Der Schnitt war entlang der Innenkante des Flansches soweit geführt, dass sich die Folie aufklappen ließ, dies weit genug, um in den Kessel gelangen zu können! Schlagartig spürte Fortman den pochenden Puls. Es gab nur einen Grund, eine solche Beschädigung der Abdeckung herbeizuführen: Jemand wollte in den Kessel gelangen! Kein Zweifel, das entscheidende Gefecht stand unmittelbar bevor!
    Fortman tastete in der Tasche nach den Tränengaspatronen, zog eine hervor. Erst jetzt nahm er sich die Zeit, sie genauer in Augenschein zu nehmen. Es handelte sich um eine zivile Version, nur per Druckknopf auslösbar, für die direkte Abwehr eines Angreifers aus kurzer Entfernung gedacht. Er müsste – die Strahldüse ins Kesselinnere gerichtet – den Druckknopf solange gedrückt halten, bis sich der Inhalt der Patrone komplett entleert hätte! Ob der Kasache dies tatenlos über sich ergehen ließ? Wohl kaum! Dennoch, er musste es riskieren, nur so erführe er, ob sich der Kerl tatsächlich in diesem Kessel aufhielt. Das Kesselvolumen war verdammt groß! Er hoffte darauf, dass sich das Reizgas mit der Zeit darin ausbreiten würde, dann noch immer konzentriert genug wäre, Augen, Haut und Atemwege in solchem Maße zu reizen, dass der Kasache in einem Ausbruchsversuch seine einzige Chance sähe.
    Er steckte die Pistole in den Gürtel, kniete nieder, hob am unteren Ende des Flansches die Folie soweit ab, dass er die Rechte mit der Patrone in den Rohrstutzen halten konnte. Ohne die Patrone sehen zu können richtete er ihre Düse ins Kesselinnere. Ob ihn der Kasache bereits bemerkt hatte? Entschlossen drückte er den Druckknopf nieder. Er hörte das Zischen des Strahls, ein, zwei Sekunden, dann traf metallisch schrill eine Kugel den Mantel des gegenüberliegenden Kessels. Sirrend jagte sie als Querschläger den Freiraum zwischen den Kesselmänteln entlang, traf noch einmal eine Kesselwand, schon war der Spuk vorüber. Fortman hatte im Reflex die Hand aus dem Rohrstutzen gerissen, den Blick erschrocken auf den getroffenen Kesselmantel gerichtet. Das war haarscharf! Er suchte die Stelle des Kugelaufschlags, konnte sie jedoch auf Anhieb nirgends entdecken. Eines stand fest: Der Kesselstahl widerstand dem Beschuss! Und noch etwas war offenkundig: Der Kasache befand sich in dem Kessel! Fortman erhob sich, steckte die Tränengaspatrone zurück in die Tasche, lehnte sich seelenruhig an den Kesselmantel. Es musste ihm gelingen, den Burschen darin auszuräuchern. Er hatte einen ganzen Tag Zeit, sich hierzu etwas einfallen zu lassen. Bevor es wieder Nacht würde, musste er das Problem gelöst haben.
     
    Clausnitzer blickte überrascht auf. Im Türrahmen stand Dr. Wagner. Nicht allein die frühe Uhrzeit, auch dessen Gesichtsausdruck signalisierte, dass Unheil in der Luft lag. Clausnitzer legte die Akte auf den Schreibtisch, lehnte sich tief in den Sessel. Ostentativ zog er den Jackenärmel zurück, blickte auf die Armbanduhr. „Dr. Wagner, so früh? Was verschafft mir die Ehre?“
    „Lassen wir das Formelle! Die Situation ist zu ernst. Sie wissen wirklich nicht, wo sich Schöller aufhält?“
    „Keine Ahnung. Man sagte mir, in Süddeutschland …“
    „In Süddeutschland! Dass ich nicht lache! Seit wann liegt Rügen in Bayern?“
    „Rügen?“
    „Ja, Rügen!“ Wagner war außer sich, wobei nicht erkennbar war, lag es an seinem Wissen oder an Clausnitzers provokantem Verhalten. „Ihr guter Schöller hat Quartier im Sassnitzer Hafen bezogen und sich entgegen meiner Anweisung weiterhin in den Fall Pohl eingemischt! Er ist geradezu besessen davon, Dr. Heisterkamp am Zeug zu flicken. Aber nun hat er den Bogen endgültig überspannt. Er hat sich ausgerechnet mit einem der weltweit anerkanntesten Projektentwickler angelegt, der auf Rügen ein milliardenschweres Bauvorhaben verfolgt …“
    „Meinen Sie Prora? Ich las in der Zeitung davon

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