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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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„Kopfschuss, sagen Sie?“
    „So ist es.“
    Pohls Stimme hörte sich über den Äther überraschend abgeklärt an, so, als ginge ihn das ganze Geschehen nicht an. Stand der Professor unter Schock? „Wo sind Sie jetzt, Professor?“
    „Im Zwischendeck. Hab‘ mich um die Mädchen gekümmert.“
    „Tun Sie mir einen Gefallen?“
    „Natürlich! Worum geht’s?“
    „Können Sie vom Oberdeck aus die Backbordseite der Baltic Vis im Auge behalten? Ich kümmere mich von der Brückennock aus um Steuerbord. Sollte der Kasache auf Ihrer Seite auftauchen, lassen Sie einmal klingeln. Nur einmal! Ist das okay?“
    „Wird gemacht. Bin schon unterwegs!“
    „Gut. Ende.“
    Schöller steckte das Handy in die Tasche, blickte in die Runde, die Pistole drohend hin und her schwenkend. „Ich wüsste nicht, was es hier zu grinsen gibt. Sollte gleich eine Überraschung auf uns warten, werdet ihr diese garantiert nicht überleben!“
    Mit Genugtuung sah er die plötzlich verschüchterten Mienen. Entweder verstanden die Deutsch oder seine Gestik. Er trat ans Fenster, blickte hinaus aufs Deck. Er sah Fortman an Steuerbord hoch oben auf dem zweiten Kessel, wie er, sich nach allen Richtungen hektisch umschauend, nach der Leiter griff. Irgendetwas war dort unten geschehen! Der Kasache! Der Kerl hatte ein Gewehr und war Scharfschütze, für Fortman eine höllische Gefahr! Er musste ihn warnen! Schöller zog das Handy hervor, drückte Fortmans Kurzwahl.
     
    Fortman stand hoch oben auf der Leiter, als das Handy summte. Schöller! Ausgerechnet auf der Leiter! Er verharrte auf den obersten Sprossen, kramte, argwöhnisch über das Schiffsdeck schauend, das nervende Teil hervor.
    „Ich höre!“
    „Der Inder ist tot! Der Ka …“

„Der Inder ist tot?“
    „Ja. Zerquetscht, ersoffen! Der Kasache ist Ihr Gegner ...“
    „Ich weiß. Er steckte im zweiten Kessel. Ich hab‘ gerade mitbekommen, wie er getürmt ist. Direkt unter mir! Er ist auf Ihrer Seite in Ihre Richtung gerannt.“
    „Ich kann ihn von hier aus nicht sehen. Achtung: Er ist Scharfschütze, hat auf der Flybridge den Maschinisten mit einem Schuss erledigt!“
    „Auch der Maschinist ist tot?“
    „Ja. Schöne Scheiße. Wenn das so weitergeht, gehen uns die Zeugen aus. Sehen Sie zu, dass Sie von der Leiter kommen! Ich behalte das Vorschiff im Auge. Ende.“
    Schöllers Warnung kam zu spät! Fortman steckte gerade das Handy in die Brusttasche, als links von ihm das Feuer eröffnet wurde. Der kurze Feuerstoß, allenfalls vier Schuss, verriet den Profi. Die Projektile streiften unmittelbar vor seiner Brust den Kessel, schlugen von dort aus sirrend eine gänzlich neue Flugbahn hinaus auf die offene See ein. Der Seegang und der Spalt zwischen Leiter und Kesselkopf hatten ihn gerettet. Doch das galt nur für diesen ersten Feuerstoß!
    Fortman reagierte intuitiv, sprang rücklings in die Tiefe. Er hatte nicht die Zeit, zu überlegen, nicht die blasseste Vorstellung, wie es unten weiterging. Nur eines war ihm bewusst: Er hatte verdammt schlechte Karten! Er wusste nicht, wo sich der Schütze versteckt hielt, und er hatte neben den Kesseln keinerlei Deckung. Pistole gegen Schnellfeuergewehr war ebenfalls kein Euphorie auslösendes Kraftverhältnis. Gelänge es ihm nicht, unbeschadet zwischen die Kessel zu gelangen, wäre sein Schicksal besiegelt. 
    Die Landung neben der Reling misslang gründlich. Er setzte zu nah an der Leiter auf, stieß beim Einfedern mit dem Kinn auf eine Leitersprosse und verlor umgehend das Gleichgewicht. Rückwärts fallend versuchte er mit gestreckten Armen die Wucht des Aufschlags zu mildern, doch die Härte des stählernen Schiffsdecks trieb ihm die Atemluft aus den Lungen. Wie betäubt lag er einen Moment am Boden, um Atem ringend versuchte er, seine Situation zu erfassen. Etwas fehlte! Wo war die Walther? In diesem Moment spürte er einen heftigen Schlag an der Wade, erst dann hörte er den Schuss. Er war getroffen!
    Fortman wusste nicht, wie er es geschafft hatte, sich zwischen den Kesseln verkriechen zu können, ohne erneut getroffen zu werden. Er wusste auch nicht, ob nochmals auf ihn geschossen wurde. Er wollte sein Leben retten, nur darum ging es, alles andere war von untergeordneter Wichtigkeit! Er richtete sich mühselig auf, keuchte asthmatisch, noch immer um Atem ringend lehnte er nun am Mantel des dritten Kessels. In der linken Wade spürte er ein Ziehen, nicht allzu schmerzhaft, durchaus erträglich. Er streckte vorsichtig das Bein. Das

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