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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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plaudern.“
    „War ein Scheißtag, Mann! Kann mir nicht vorstellen, dass ich Lust zu einem Gespräch habe.“ So leicht wollte Boris es dem Kriminalbeamten nun doch nicht machen.
    „Die hast du!“
    Kustow zuckte unwillkürlich zusammen; Ton und Kürze der Antwort kamen einer Kriegserklärung gleich. Er wischte sich verlegen die Lippen, starrte in sein Glas, darum bemüht, jeglichen Blickkontakt zu vermeiden. Schöller knallte vier silberne Fünfmarkstücke auf den Tresen. „Es werden immer mehr, Kustow!“
    Boris starrte die Geldstücke erschrocken an. Vier Stück! Er wusste nur von zweien! Dann hatten sich Sascha und Victor gar nicht totgesoffen! Dieses unbekannte Dreckschwein, das seinen Bruder und Abbi auf dem Gewissen hatte, dieses Mistviech hatte also auch Sascha und Victor umgebracht! Darum war der Bulle hier! Was wusste der? Der wusste doch was! Warum sonst die verdammten Fünfmarkstücke? Hätte Abdullah, diese perverse Sau, doch die Finger von der Frau gelassen! Wäre er nicht schon tot, er würde ihn eigenhändig umbringen! Ein kurzer Blick zu Schöller. Nur nichts anmerken lassen! Dann hatte er sich in der Gewalt. Den Blick auf die Geldstücke fixiert schüttelte er den Kopf. „Was soll der Scheiß? Die Dinger waren schon nicht mehr gültig, als ich geboren wurde.“
    Er hob den Kopf, sah Schöller trotzig an. Es war der erste wirkliche Blickkontakt, Auge in Auge. Schöller durchschaute das Spiel. Das Zittern um Kustows Mundwinkel verriet dessen Nervosität. Kein Zweifel, die Fünfmarkstücke lösten Stress aus! „Du weißt genau, was es mit diesen Geldstücken auf sich hat. Du hast recht, sie sind kein offizielles Zahlungsmittel mehr, aber ich hab‘ das verdammte Gefühl, dass acht davon wieder in Umlauf sind. Quatsch, was sag ich da! Die Hälfte wurde ja bereits wieder aus dem Verkehr gezogen. Bleiben noch vier. Vier Fünfmarkstücke suchen ihre Besitzer! Einer davon wird der gute Boris Kustow sein! Na – klingelt’s im Oberstübchen?“
    „Nicht die Bohne! Was hab‘ ich damit zu tun?“
    Schweiß perlte auf der Stirn des Russen. Nervös nippte er mehrfach an dem längst geleerten Bierglas, knallte es ärgerlich auf den Tresen, als ihm seine verräterische Dämlichkeit bewusst wurde. Schöller grinste den sichtlich um Fassung Bemühten an, tippte mit dem Zeigefinger auf eines der Geldstücke. „Das hier ist das von deinem Bruder.“ Sein Finger glitt zum nächsten. „Das da ist Abdullahs, das hier Saschas und das dort war deinem Landsmann Victor gewidmet. Ich frag‘ mich, warum hast du bis jetzt keins bekommen? Mit dir hätte der Killer doch anfangen müssen! Schließlich bist du der Boss, trägst für alles die Verantwortung. Erzähl‘ mir doch mal, was du die letzten Tage gemacht hast.“
    „Ferien.“
    Schöller sah ihn kopfschüttelnd an. „Willst du mich verarschen?“
    Kustow hob die Schultern, schien nicht gewillt, die Frage zu beantworten. Schöller wischte die Geldstücke in die Linke, ließ sie grinsend in die Hosentasche gleiten. „Es macht Spaß zu wissen, dass es in den nächsten Tagen noch mehr sein werden. Interessanter Kurs: ein Leben für fünf Mark! Wer wird nicht gerne auf so bequeme Weise reicher? Weißt du was, Kustow? Du fährst jetzt mit mir ins Präsidium! Da haben wir die Ruhe und die Zeit, uns über deine Ferienerlebnisse zu unterhalten!“
     
    23. Tag
     
    Schöller sah vom Schreibtisch auf. „Was gibt’s, Schmittchen?“
    „Kustows Leute sind im Verhörzimmer eingetroffen. Soll ich Oberkommissar Schrage Bescheid sagen?“
    „Tun Sie das! Und lassen Sie Kustow aus der Zelle holen! Ich will ihn dazu holen, sollte sich dies als sinnvoll erweisen.“
    Schmittchen verschwand nickend. Er hörte sie nebenan telefonieren, während er die Akten sortierte. Die Münzen! Er fand die auswattierte Schachtel hinter dem Ablagekorb. Dann machte er sich auf den Weg zum Verhörraum. Auf dem Flur begegnete er Schrage. „Morgen, Kollege! Dann wollen wir mal!“
    „Tag, Chef. Sind alle da?“
    „Ich glaub‘ schon. Schauen wir uns die Brüder doch an!“
    Als sie das Verhörzimmer betraten, empfing sie gereizte Spannung. Schöllers Blick glitt über die Versammlung. Kevin, Mecit und Anatol vermochten nicht ihre Nervosität zu verbergen. Sie wussten offensichtlich, was auf sie zukam. Schöller grinste zufrieden; es würde die Arbeit erleichtern. Vermutlich hatte Kreuzer sie über seinen gestrigen Auftritt informiert. Also kannten sie auch den Grund, warum es gestern nicht,
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