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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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Augenbrauen in die Höhe. „Noch eine?“
    „Eben gingen wir davon aus, dass der Münzenmörder und derjenige, der den beiden die Fünfmarkstücke auf den Wanst legte, ein und dieselbe Person ist. Es könnte aber auch eine andere Person sein, jemand, der von der makabren Rolle der Geldstücke weiß. Ein ‚mitwissender Trittbrettfahrer‘, wenn Sie so wollen.“
    „Toll! Also noch einer. Und was nun?“
    „Weiter nach dem oder den Tätern fahnden, wie bisher. Einen Vorteil hat die Entwicklung allerdings: Der Kreis der potentiellen Täter wird immer kleiner. Die vier Toten kommen ja wohl nicht mehr in Betracht.“ Er lächelte gläsern. „Sagen Sie, besitzen Sie in Ihrer Münzsammlung zusätzlich zu den Münzrollen eigentlich weitere Silberadler?“
    „Sie meinen silberne Fünfmarkstücke aus den 50er bis 70er Jahren?“
    „Genau die meine ich.“
    „Natürlich hab‘ ich noch mehr. Prägefrische sammle ich seit meiner Jugend.“
    „Kann ich die mal sehen?“ Schöller bemerkte Pohls überraschten Gesichtsausdruck. „Ich muss Sie das fragen, Professor.“
    Pohl nickte. „Schon klar. Ich hol‘ sie. Warten Sie einen Moment! Die Alben sind oben.“ Er stand auf, ging zur Treppe. Schöller sah ihm nach, bis er im Obergeschoss verschwunden war. Er erhob sich ebenfalls, trat in die Diele, sah sich dort mit geübtem Blick um. Nichts Auffälliges. Er wollte den Tascheninhalt der Jacke prüfen, beeilte sich jedoch, wieder am Küchentisch Platz zu nehmen, als er Pohls Schritte auf der Treppe hörte.
    „Hier sind sie.“ Pohl reichte Schöller zwei Alben. „Sie müssen weiter hinten blättern. Sie sind auf verschiedenen Seiten.“
    Schöller ging Seite um Seite die Alben durch. Er nickte anerkennend. „Tolle Sammlung haben Sie da!“
    „Den größten Teil hab‘ ich in meiner Jugend getauscht, gegen Spielzeug, Briefmarken, alles Mögliche. Den besten Deal hab‘ ich damals mit dem Eichendorff gemacht. Irgendein Unbedarfter brachte die Münze wieder in Umlauf. Auch unser Milchhändler war von keiner Ahnung getrübt. Jedenfalls entdeckte ich in seinem Wechselgeld diese Münze. Ich erstand sie für fünf Mark! Können Sie sich das vorstellen?“
    „Was ist die heute wert?“
    „In diesem Erhaltungszustand? Bestimmt 500 Euro!“
    „Donnerwetter! Und wo haben Sie die Silberadler?“
    „Die prägefrischen und sehr gut erhaltenen weiter hinten, die mit deutlichen Gebrauchsspuren sind in dem anderen Album.“
    Schöller blätterte zielstrebig, bis er auf die entsprechenden Seiten stieß. Akribisch musterte er Münze für Münze, bis er auch die letzte eingehend betrachtet hatte. „Kann ich mal eine herausnehmen?“
    Pohl nickte. Ungelenk versuchte Schöller, die ausgewählte Münze aus ihrem Fach zu fingern. „Gar nicht so einfach! Die Plastikfolie ist verdammt störrisch.“
    „Kein Wunder, die Taschen sind seit Jahrzehnten nicht geöffnet worden. Ich kann Ihnen eine Pinzette holen.“
    „Lassen Sie mal. Ich hab‘ sie.“
    Schöller zog die Münze heraus, betrachtete sie kurz, dann widmete er seine volle Aufmerksamkeit ihrem Fach. Pohl wusste, warum Schöller das tat. Deutlich hob sich in der Folie das Relief der Münze ab. Es hatte sich im Laufe der Jahre hineingedrückt. Selbst der Münzwert, die geschwungene Fünf, war zu erkennen. Es war unmöglich, den Abdruck, egal, mit welchem Hilfsmittel, bis zu dessen Unkenntlichkeit zu entfernen. Sollte er ein Fünfmarkstück entnommen haben, wäre das auf Anhieb erkennbar. Ganz klar: Schöller suchte nach vier leeren Münzfächern, die diese Prägung aufwiesen! Pohl wusste, dass es ein vergebliches Bemühen war. Gelassen sah er dem Hauptkommissar zu.
    Nochmals ging Schöller beide Alben durch, begutachtete Fach für Fach, ganz besonders die leeren, denen irgendwann einmal eine Münze entnommen worden war. Keiner der Abdrücke passte zu einem Fünfmarkstück, schon gar nicht zu einem ‚Silberadler‘. Von wem auch immer die Fanale stammten, Pohls Alben wurden sie mit Sicherheit nicht entnommen. Diese Erkenntnis schien Schöller zu erleichtern. Jedenfalls lächelte er zufrieden, als er Pohl die Alben zurückreichte. „Sie haben sonst keine Fünfmarkstücke?“
    „Doch, jede Menge. Aber keine Silberadler, wie sie die nennen. Ich meine solche aus der Kaiserzeit. Wollen Sie die sehen?“
    „Ein andermal gerne, Professor. Ist ein tolles Hobby, könnte mich dafür ebenfalls erwärmen.“ Er schaute auf die Uhr. „Ich muss los! Ich muss nochmal ins Präsidium, bevor ich
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