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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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misstrauisch. Er musste sich auf andere Weise in dessen Vertrauen einschleichen. Der nächste Stich war angesagt. „Kommen wir zum Geschäft! Sascha sagte mir, nur du würdest diesbezüglich Entscheidungen treffen. Wollt ihr nun Zigaretten zum Vorzugspreis oder wollt ihr nicht? Ich meine vernünftige Mengen, um die tausend Stangen pro Lieferung, von mir aus mehr. Sascha hat mit dir doch darüber gesprochen?“
    Über das Gesicht des Russen huschte ein flüchtiges Lächeln. Endlich eine Basis, auf der man sich näher käme! Nun konnte er dem Fremden auf den Zahn fühlen. „Hat er!“ Plötzlich  grinste er Pohl spöttisch an. „Wenn ich ihn recht verstanden habe, ist der Herr Großhändler, An- und Verkauf gewissermaßen. Oder soll ich sagen: ‚Chef des Beschaffungswesens‘ …“ Sein glucksendes Lachen hinderte ihn daran, den Satz zu vollenden. Er beugte sich zu Boden, tat, als müsste er sich vor Lachen krümmen. Pohl durchschaute das Theater.
    „Krieg dich ein! Und halt vor allem das Maul! Ich hab‘ dich was gefragt, nicht die ganze Kneipe!“ Pohls bohrender Blick fixierte Kreuzer, der sogleich begann, die Gläser zurechtzurücken. Er habe absolut nichts gehört, war die Botschaft.
    Irritiert schielte Kustow hoch zu Pohl, erkannte zu seinem Frust, dass der Fremde zu keinerlei Spaß aufgelegt war. War er zu weit gegangen, hatte er die Grenzlinie überschritten? Er richtete sich auf, ohne Pohl aus den Augen zu lassen. Er wusste noch immer nicht, den Fremden einzuschätzen. Der umgab sich mit einer Aura nicht taxierbarer Gefährlichkeit, die die stickige Kneipenatmosphäre elektrisch auflud. Irgendwie musste es ihm gelingen, die Situation zu entspannen, bevor sie eskalierte. Fieberhaft dachte er nach. Es gab nur eine Lösung: Er musste auf das Angebot des Fremden eingehen! Zwar hatte er keine Abnehmer für derartige Mengen, aber die ließen sich, sollte der Preis stimmen, sicherlich finden. „Du sprachst eben von Vorzugspreis. Was darf ich darunter verstehen?“
    „Für die Zigaretten?“ Pohl überlegte einen Moment. Verdammt, welchen Preis hatte er Sascha genannt? Egal, der konnte ja keine Auskunft mehr geben. „Fünfzig Prozent unter Ladenpreis.“
    „Bei sechzig kommen wir ins Geschäft.“
    „Vergiss es!“ Pohl hätte jubeln können! Das lief ja besser, als er erhofft hatte! Er trank nach außen hin ungerührt in einem Zug sein Bier aus, hob das leere Glas. Kreuzer hatte verstanden, wer nun in seiner Kneipe Regie führte. Mit bisher nicht erlebter Behändigkeit bewegte er sich zur Zapfsäule. Offensichtlich hatte er mehr mitbekommen, als er zu erkennen gab. Pohl bemerkte es mit Genugtuung; Kreuzers Respekt festigte seine Position in diesem kriminellen Umfeld. Er hatte längst alle Nervosität abgelegt, spürte, dass er den Laden im Griff hatte.
    „Also gut, fünfzig Prozent. Ich nehme tausend Stangen, für den Anfang, verstehst du? Ich muss den Markt erst testen, bevor es mehr werden können. Wann kannst du liefern?“
    Scheiße! Damit hatte Pohl nicht gerechnet! Woher, zum Teufel, sollte er tausend Zigarettenstangen in kurzer Zeit bekommen? Doch er hatte keine Wahl, er musste auf den Deal eingehen, wollte er den Russen nicht misstrauischer machen, als der ohnehin schon war. „Momentan bin ich ausverkauft. Das dauert ein paar Tage, bis die neue Lieferung eintrifft.“
    „Das kommt mir entgegen. Dann hab‘ ich Zeit, den Absatz zu organisieren. Sind wir im Geschäft?“
    Pohl sah den Russen mit unverhohlener Skepsis an, schüttelte mitleidig den Kopf. „Hast wohl nicht den geringsten Schimmer, wie so’n Geschäft läuft, oder? Lass‘ lieber die Finger davon! Das ist nichts für Amateure!“
    Pohl bemerkte das Lodern in Kustows Augen. Er hatte den Nerv des Russen getroffen, einen ‚Amateur‘ hatte diesen sicherlich noch niemand genannt, schon gar nicht in dessen Kneipe. Die Bestätigung folgte auf dem Fuße. „Eh, Mann! Hau nicht so auf die Kacke! Glaubst du etwa, ich mach mir wegen deiner bescheuerten Zigaretten in den Frack? Da hab‘ ich schon ganz andere Sachen gedreht!“
    „Ach ja? Welche denn? Mann, lass‘ es! Ich arbeite nicht mit Amateuren.“ Pohl wusste, dass er mit dieser Bemerkung den Russen zur Weißglut trieb, doch das war Teil der Strategie: Wollte er den Drahtzieher zu packen bekommen, musste er den Russen aus der Reserve locken. Das Risiko jähzorniger Reaktion musste er in Kauf nehmen.
    Kustow kochte in der Tat vor Wut. Er starrte in sein Glas, wusste nicht, wie er auf

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