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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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unterstreichen, wedelte Pohl mit der Waffe in die gewünschte Richtung. Kustow folgte mechanisch der Anweisung, begriff erst deren Bedeutung, als der Fremde die Pistole senkte, sie auf das linke Knie des Russen richtete. „Die Namen!“
    Verzweiflung spiegelte sich in Kustows Miene. Natürlich könnte er den Namen des Auftraggebers nennen, zumal dieser ihm ebenfalls mit Ermordung drohte. Doch rettete er dadurch sein Leben? Der Fremde sann auf Rache, warum sonst hatte er fünf Kumpane ermordet? Da war seine Ermordung doch logische Konsequenz, sobald er die geforderte Information preisgegeben hatte.
    „Wird’s bald!“
     
    Wieder krümmte der Fremde den Finger bis zum Druckpunkt des Abzugbügels. Es half nichts, nirgends ein Ausweg. Kustow resignierte. „Samir Charif. Das ist der Name des Auftraggebers. Er ist Geschäftsführer eines Clubs in Bochum. Die anderen kenne ich nicht.“
    „Der Club heißt nicht zufällig Babylon?“
    Kustow war sichtlich überrascht. Das wusste der Fremde also auch. Was wusste er noch? Je mehr der Fremde im Bilde war, desto größer das Risiko unmittelbarer Bestrafung, sollte der Fremde ihn der Unwahrheit überführen. „Stimmt. So heißt der Club.“ Kustow hatte die Sinnlosigkeit jeglichen Taktierens endgültig eingesehen. Der Fremde hatte das bessere Argument – es schimmerte mattschwarz in dessen Hand, zielte fortgesetzt auf das linke Knie des Russen.
    „Dieser Samir Charif hat also dir den Auftrag gegeben? Richtig?“
    Kustow schüttelte den Kopf. „Nicht direkt. Metin, ein türkischer Zuhälter, war der Überbringer. Mir war der Direktkontakt verboten.“
    „So, so. Metin, sagst du. Wie lautete der Auftrag?“
    „Wir sollten die Mädchen entführen.“
    „Zu welchem Zweck?“
    Kustow hob ratlos die Schultern. „Keine Ahnung.“ Seine Augen weiteten sich erschrocken, als sich die Miene des Fremden verfinsterte. „Mann, ich weiß es wirklich nicht! Wir sollten sie entführen und in der Nähe eines Stellwerks – irgendwo südlich von Mülheim – an Samirs Leute übergeben. Die Koordinaten waren im Navi des Transporters eingegeben. Wir wurden von dort sofort nach Düsseldorf zurückgebracht, bekamen gar nicht mit, was mit den Gören danach passierte ...“
    Ihm versagte die Stimme, als er die Reaktion des Fremden auf die Bezeichnung der entführten Kinder bemerkte. Doch der hatte sich sofort wieder im Griff, machte einen extrem konzentrierten Eindruck. Kustow sah es mit Argwohn.
    „Warum wurde die Mutter der Mädchen ermordet? War das Teil des Auftrags?“
    Kustow wusste, die Antwort auf diese Frage konnte schicksalhaft sein – die ‚Mutter‘ war immerhin die Frau des Fremden! Er schielte auf die Waffe, deren Lauf noch immer auf sein linkes Knie gerichtet war. Unvermittelt stellte er sich den Schmerz vor, wenn die Kugel die Kniescheibe zerfetzte. Egal, was der Fremde auch wissen mochte – unmöglich konnte er zugeben, selbst die Anordnung zur Ermordung der Frau gegeben zu haben! „Wir hatten Anweisung, keine Zeugen zu machen.“
    „Wir? Du bist doch der Bandenchef, also warst du der Befehlsempfänger!“ Schweiß perlte sich auf Kustows Stirn. Die Situation spitzte sich zu, wurde verdammt brenzlig. „Also gabst du deinen Leuten den Auftrag, meine Frau zu ermorden, nur, weil sie zum verkehrten Zeitpunkt am verkehrten Ort war. War das so?“
    Bei den letzten Worten hatte Pohls Sprache schneidende Schärfe angenommen. Kustow vernahm es mit Entsetzen. Offensichtlich ging es für ihn längst nicht mehr ums schiere Überleben, sondern darum, wie schmerzvoll sein Abgang ausfiele. Doch was sollte er antworten? Auch eine Lüge konnte unter diesen Umständen seine Lage nicht verbessern. Um so überraschter war er, als der Fremde plötzlich das Thema wechselte. „Wo sind Keffko und Grufti? Ich hab‘ was für sie!“ Er kramte mit der Linken in der Jackentasche, schon rollten zwei Fünfmarkstücke ein Stück weit über die stählerne Tischplatte.
    Kustows Augen weiteten sich: Über den Tisch rollten zwei weitere Todesurteile! Nie hätte er geglaubt, sich eines Tages von simplen Geldstücken in Todesangst versetzen zu lassen. Doch plötzlich schlich ein fades Lächeln über sein Gesicht. „Hast wohl ‘ne Menge davon!“ Warum sagte er das? Er empfand es selbst als kläglich, sich auf solch plumpe Weise kumpelhaft zu geben, sich dem Todfeind anzubiedern, doch er vermochte nicht, sich dem inneren Zwang zu widersetzen.
    „Sie sind abgezählt. Jedes hat seinen individuellen

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