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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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hinterlassen, doch das Zucken seiner Mundwinkel, das Mahlen seines Kiefers verriet die innere Erregung. Pohl bemerkte es auf Anhieb, zweifelte nicht einen Augenblick an der mühsam unterdrückten Todesangst des Russen. Er wies auf das Geldstück. „Du weißt, was es bedeutet?“
    Kustow ging auf die Frage nicht ein; natürlich kannte er die Bedeutung der Münze! Er kam vielmehr sofort zur Sache: „Dann hast du alle umgebracht, Ilja, meinen Bruder, Abbi, den Proff, Wiesel, Anna – fünf Mann! Und ich soll jetzt der sechste sein? Mann – sei doch nicht blöd! Wir können über alles reden! Denk an die Geschäfte! Ich lass dir achtzig Prozent, versprochen! Und ich biete dir meine Verbindungen an, alles erste Adressen, bestens etablierte Geschäftsleute. Wir machen halbe-halbe …“ – er sah Pohl abwägend an, machte eine abwertende Handbewegung, als der keinerlei Reaktion zeigte – „… ach, was sag ich! Da kannst du ebenfalls achtzig Prozent haben. Du bist der Boss! Mann, denk‘ darüber nach! So ein Angebot kriegst du nur einmal im Leben. Kein Motiv kann so groß sein, ein solches Angebot auszuschlagen.“ Er blickte Pohl beschwörend an.
    „Steck es ein!“
    Kustow schien einen Moment verwirrt. „Was meinst du?“
    „Das Fünfmarkstück. Steck es ein! Es gehört dir!“ Pohl schob es ihm über den Tisch ein Stück weit zu. „Nun mach!“
    In Kustows Blick jagten sich Furcht und Misstrauen. War das sein Todesurteil? Entsetzt sah er Pohl an. Der hielt mit ausdruckslosem Gesicht die Waffe stoisch auf die Stirn des Russen gerichtet. Widerstrebend ergriff Kustow die Münze, steckte sie mit demonstrativer Abscheu in die Brusttasche seines Parkas. Trotzig warf er den Kopf in den Nacken. „Und jetzt?“ Wenn er schon sein Schicksal nicht ändern konnte, dann wollte er es wenigstens hinnehmen, wie ein Mann. Er war Russe, keine Maus!
    „Du wirst mir jetzt verraten, wer deine Auftraggeber sind. Ich meine den Mord an der jungen Mutter, die Entführung ihrer Kinder. Solltest du mit dem Gedanken spielen, mich mit dummem Geschwätz hinhalten zu können, dann nimm zur Kenntnis, dass ich über zwei Magazine verfüge. Die ersten beiden Kugeln werden deine Knie zerfetzen. Von dort aus geht es systematisch aufwärts. Ich lasse nichts aus, will aber fair sein: Ich überlasse es dir, ab welchem Körperteil du dich zur Wahrheit entschließt. Du darfst dir sogar aussuchen, wohin ich jeweils schießen soll! Na, ist das ein Angebot? Du wirst reden, früher oder später! Und wenn der ganze Tag darüber vergeht! Ich hab‘ Zeit, vor allem aber: Ich hab‘ eine höllische Wut! Und jede Menge Munition …“
    „Wieso Wut? Was hab‘ ich dir getan?“
    „Ich bin der Mann der Ermordeten, zugleich der Vater der entführten Mädchen. Das hast du mir getan! Also – die Namen deiner Auftraggeber!“
    Pohl spannte die Waffe, entsicherte sie, krümmte den Zeigefinger bis zum Druckpunkt. Kustows Gesicht war aschfahl. Nun kannte er das Geheimnis des Fremden; schlimmer konnte es nicht kommen. Er verfluchte Abdullah. Warum musste das perverse Schwein sich an der Frau vergehen? Nun war es zu spät. Fünf seiner Kumpane hatte der Fremde in seinem Zorn bereits umgebracht, er würde ohne Zweifel sein sechstes Opfer. Rettete es sein Leben, wenn er auspackte? Gab es die Möglichkeit eines Deals? Einer überraschenden Attacke? Sein Blick glitt hinüber zur Flasche, kurz nur, doch zu lang, um nicht von Pohl bemerkt zu werden.
    „Du sagtest, darin sei Apfeltuna?“
    Pohl trat an den Tisch, ergriff die Flasche, klemmte sie zwischen die Oberschenkel und öffnete ihren Verschluss, die Waffe stets auf den Russen gerichtet. Er warf den Verschluss achtlos auf die Tischplatte, nahm die Flasche, schnupperte daran. „Super oder Normal?“ Er schüttelte den Kopf, sah Kustow missbilligend an. „Du hältst mich wohl für dämlich? Apfeltuna! Komm, nimm mal ‘nen Schluck!“
    Kustow geriet bei den letzten Worten in Panik. Er hob beschwörend die Hände. „Mann! Ich hab‘ den Sprit doch nicht für dich mitgenommen! Ich wollte den Killer damit abfackeln!“
    „Also doch für mich!“
    Kustow sah den Fremden erschrocken an. „Aber … aber ich wusste doch nicht, dass du …“
    Er stockte. Erst jetzt wurde er sich seiner Lage richtig bewusst: Er stand seinem Mörder gegenüber! Der zeigte nicht die geringste Regung, schien vielmehr entschlossen, sein Vorhaben gnadenlos umzusetzen. „Tritt ein paar Schritte zurück!“
    Um seine Forderung zu

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