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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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strich sein Blick über die Dinge, wie sie aufgereiht auf dem Tisch lagen, in ihrer Anordnung den Ablauf des geplanten Geschehens versinnbildlichten. Er ergriff das iPhone, aktivierte es, tippte auf der Oberfläche erst ‚Kontakte‘, dann ‚Schottky‘ an. Er nickte zufrieden. Beide Rufnummern waren aufgeführt, die seines Anschlusses im Kommissariat und die seines Mobiltelefons. Das waren sie auch gestern und noch viel früher schon, hatte er sie doch eingegeben, als Schöller den nahegelegten ‚Urlaub‘ nahm. Aber sicher war sicher, das wiederholte Überprüfen gehörte zum selbstauferlegten Ritual. Wenn es zum entscheidenden Schlag kam, wusste er, dass nichts, aber auch gar nichts außer Acht gelassen war. Dieses Wissen verlieh ihm im Gefecht Sicherheit und Selbstvertrauen.
    Noch einmal blickte er auf die Lageskizze. Er benötigte sie nicht mehr, jedes Detail war längst in sein Gedächtnis eingebrannt. Er trat an die Spüle, zündete das Blatt über dem Becken an. Geduldig beobachtete er die Flamme, ließ das brennende Papier fallen, als die Hitze an den Fingern unerträglich wurde. Er wartete, bis die Flamme erlosch. Mit einer Gabel zerteilte er die verkohlten Reste, dann ließ er Wasser darüber laufen, bis auch der letzte Ascherest im Ausguss verschwunden war.
    Er trat zurück an den Tisch, nahm das iPhone, aktivierte die Anrufliste und tippte den letzten Anruf mit dem Absendervermerk ‚unbekannt‘ an – Kustows geklautes Handy. Er wartete ungeduldig, bis die Verbindung zustande kam.
    „Ja?“
    „Boris Kustow?“
    „Ja.“
    „Morgen früh, 07:15 Uhr, in der Ruine. Du folgst in der Halle dem Gleis, gehst bis zum Kopfende, dort wendest du dich nach links. Du wirst mich rechtzeitig sehen. Der Typ kommt eine Viertelstunde später.“
    „Der kommt wirklich?“
    „Wenn ich es sage.“
    „Und was ist, wenn der schon draußen steht, wenn ich komme?“
    „Wird er nicht. Er wartet außerhalb des Geländes auf meinen Anruf. Erst dann erfährt er den genauen Ort.“
    „Ich hab‘ keine Wumme. Hast du wenigstens eine?“
    „Nein. Wir brauchen keine.“
    „Das ist doch Scheiße, Mann! Der Typ ist ein eiskalter Killer!“
    „Er wird sich an die Auflagen halten. Er kämpft um seine Kinder, vergiss das nicht. Sollte er ein linkes Spiel treiben und uns, statt selbst zu kommen, die Bullen auf den Hals hetzen, hätten wir einige Probleme, unsere Bewaffnung zu erklären. Kapiert?“
    „Schon. Aber egal, ob bewaffnet oder unbewaffnet – was wollen wir den Bullen sagen, warum wir in der Ruine sind?“
    „Du hast einen anonymen Anruf erhalten. Man wolle dir verraten, wer hinter den Morden steckt. Mich hast du aus Furcht vor dem Killer mitgenommen. Es hätte ja eine Falle sein können.“
    „Hört sich gut an. Also bis morgen. Wie viel Uhr war das nochmal?“
    „Mann, benutz dein Hirn! Sieben Uhr fünfzehn! Schreib dir die Zeit auf, solltest du deinen Verstand versoffen haben!“
    „Nicht nötig. Sieben Uhr fünfzehn in der Ruine. Schienen folgen bis zum Hallenende, dort nach links. Richtig?“
    „Richtig. Ende.“ Pohl unterbrach die Verbindung. Er war sich sicher, dass Kustow sich an die Verabredung halten würde. Schließlich war es sein Leben, das bedroht war!
    Kustow grinste, als er das Handy in die Tasche steckte. ‚Der Fremde ist ein Esel! Kommt unbewaffnet! Der wird morgen sein blaues Wunder erleben! Glaubt, er könnte mich verarschen. Niemand verarscht Boris Kustow!‘ Er hatte einen Plan, war überzeugt von dessen Gelingen. Sollte der Fremde ihn gelinkt haben, würde er brennen wie eine Fackel. Seine Schmerzensschreie mochten die Halle zum Erbeben bringen, doch niemand würde sie hören. Irgendwann fände man eine verkohlte Leiche. Kein noch so gewiefter Bulle brächte einen gewissen Boris Kustow damit in Verbindung. Wie auch? Von dem morgigen Treffen wusste außer ihm nur der Fremde und der Killer, sollte der Fremde die Wahrheit gesagt haben. Kaum denkbar, dass ausgerechnet der Killer die Bullen informierte. 
     
    25. Tag
     
    Pohl blickte auf die Uhr. Halb acht! Kein Kustow weit und breit! Hatte er den Russen unterschätzt? War alles umsonst? Alenas und Alexas Gesichter huschten durch seine Gedanken, stumm, ihr Blick fragend, irritiert, vielleicht auch ein wenig vorwurfsvoll. Kustow, dieses gottverdammte Schwein! Ätzender Zorn durchströmte Pohl, drang bis in die entlegenste Synapse. ‚Ich krieg‘ dich trotzdem! Und wenn ich dich häuten muss – du wirst mir die Drahtzieher verraten

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